Die Frage nach Gerechtigkeit kann auf sozialen Frieden zielen, aber auch auf soziale Spaltung. Eine Erzählung, die von der Neuen Rechten bedient wird, lautet: Für die anderen ist Geld da, aber für uns, für die gern beschworenen einfachen Leute, wird nicht gerecht ausgeteilt. Gerade im Osten Deutschland verfängt die Rede von den "Abgehängten" und "Ungehörten".
"30 Jahre Mauerfall - wie gerecht geht es zu in der Republik?"
37. Evangelischer Kirchentag, Freitag, 11 Uhr. Westfalenhallen, Halle 2.
37. Evangelischer Kirchentag, Freitag, 11 Uhr. Westfalenhallen, Halle 2.
Der Theologe, Politiker und DDR-Bürgerrechtler Frank Richter diskutiert darüber auf dem Kirchentag. Er warnt davor, diese Erzählungen zu ignorieren: "Das schnell wegzubügeln und zu sagen, das sei doch nicht relevant, dieses Empfinden, weil doch alles rechtens sei, das halte ich für gefährlich. Das dauerhaft, nachhaltig, tiefgreifende Gefühl, dass es in Gesellschaft ungerecht zugeht, ist Spaltpilz der Gesellschaft."
Die Theologie könne zur Entgifung des Diskurses beitragen, so Richter: "Theologisch muss man das immer als Verschenkungsgeschichte beschreiben: Gott schenkt Gerechtigkeit, macht uns gut, weil wir seine Geschöpfe sind. Er versetzt uns in die Lage, gut zu sein. Umgekehrt heißt das, dass der so ausgestattete Mensch in der Lage ist, für eine gute und gerechte Gesellschaft zu sorgen und diese Verantwortung dann auch hat. Das ist die Verantwortung, die aus christlichem Glauben erwächst."