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30 Jahre Schwarzer Montag
Als die Börsen bebten

Es war ein Montag vor genau 30 Jahren: Nie zuvor waren die Verluste größer als am sogenannten Schwarzen Montag. Ein Viertel des damaligen Börsenkapitals löste sich binnen Stunden in Luft auf. Die Wirkungen waren auch auf dem Parkett in Frankfurt spürbar. Über die Ursachen sind sich Börsianer jedoch bis heute uneins.

Von Bastian Timm |
    Börsenhändler verzweifeln wegen der fallenden Kurse an der Wall Street am Schwarzen Montag am 19 Oktober 1987
    Börsenhändler an der Wall Street am 19.10.1987 (AFP)
    Fidel Helmer denkt noch heute mit Schrecken an den Schwarzen Montag zurück. Vor 30 Jahren war er für die Münchener Privatbank Aufhäuser auf dem Parkett. Kein Wunder, der heftigste Tagesverlust des amerikanischen Dow Jones Börsenindex aller Zeiten sorgte auch in Frankfurt unter den damals rund 1.500 Börsenhändlern für Panik auf dem Parkett. "Tränen habe ich keine gesehen! Da kamen schon die Aufträge waschkörbeweise und man hatte für die Tränen gar keine Zeit, man musste die Kundenaufträge ausführen. Möglichst schnell, weil wir eben mit diesen manuellen Geschichten, weiße Orderzettel für Kauf, rote Orderzettel für Verkauf, natürlich in erster Linie - man musste diese massiven Kundenaufträge abwickeln und war dann auch oft bis Mitternacht im Büro, um auf dem Laufenden zu bleiben"
    "Eine wunderbare Kaufgelegenheit"
    Rund 23 Prozent verlor der Dow Jones damals binnen Stunden an Wert und löste so knapp 500 Milliarden Dollar oder ein Viertel des damaligen Börsenkapitals sich in Luft auf.
    Am Tag danach fielen in Deutschland die Börsenkurse nur um zehn Prozent, was auch einem Crash entspricht. Karsten Junius, Chefvolkswirt der Bank Safra Sarasin, erlebte das als junger Banklehrling hautnah mit. "Das war eine ganz komische Situation. Die Märkte, die sind weggebrochen und ich als junger Auszubildender hab dann die Leute gesehen, die noch schnell in die Wertpapierberatung gegangen sind und noch verkaufen wollten. Manche wollten auch kaufen. Und ich glaube, dass ich mir darüber vor allem Gedanken gemacht habe. Wer kauft denn eigentlich, wenn tagtäglich die Märkte nur fallen. Im Nachhinein wissen wir, dass ist eine wunderbare Kaufgelegenheit gewesen."
    Informationsdefizit als Grund?
    Über die Gründe, die für diesen massiven Kursverlust verantwortlich waren, sind sich Börsianer noch heute uneinig. Einige bewerten den Schwarzen Montag als ersten Crash, der von voll automatisierten, auf Algorithmen basierenden Handelssystemen losgetreten wurde. Fidel Helmer sieht im Vergleich zu anderen Crashs keine Hauptursache, die erklärt, warum die Kurse damals so in die Knie gingen.
    Der frühere Deutsche Bank Vorstandschef Rolf Breuer erklärte die Ursachen in einem früheren Interview einmal so: "Der Crash hatte einmal ökonomische Gründe, das war kurz gesagt, der Verlust des Vertrauens in die Tatsache, dass Regierungen und Notenbanken, der Zins- und Währungsprobleme Herr werden könnten. Zum anderen aber auch strukturelle Probleme. Insbesondere börsentechnischer Art."
    "Heute nicht mehr vorstellbar"
    Damit mein Rolf Breuer insbesondere, dass Aktionäre keine Kurs- und Verkaufsinformationen mehr bekamen und sich so Panik breitmachte. Dass habe dann eine Verkaufslawine ausgelöst. Auf die Frage, was man aus diesem Crash gelernt habe, wird Karsten Junius nur kurz nachdenklich. "Also ich glaube, wir haben natürlich gelernt, dass wir ein ganz anderes regulatorisches Umfeld brauchen, dass verhindert, das Märkte so stark fallen können. Insofern wäre es heute nicht mehr vorstellbar, dass an einem Tag die Kurse so stark fallen, wie das vor 30 Jahren der Fall gewesen ist."