Und dann setze ich mich an die Schreibmaschine und versuche einen Artikel loszulassen – was nicht ganz leicht ist, wie Sie wissen", sagt Monika Mann 1979 in einem Interview mit dem Norddeutschen Rundfunk: „Man modelt so lange herum an diesen kleinen Dingen. Ich habe schon von großen Schriftstellern gehört: 'Mir fällt ein kleiner Artikel schwerer als ein Buch.'“
Im Feuilleton liege "etwas Erhaschendes, Eilendes", schreibt das vierte der sechs Kinder von Literaturnobelpreisträger Thomas Mann und seiner Ehefrau Katia. "Es liegt darin die Geschicklichkeit des Schreibens auf ein fallendes Blatt.“
Sie hat sich auf die kleine Form konzentriert. ", so Tillmann Lahme, Autor des Buchs „Die Manns. Geschichte einer Familie“. "Sie hatte gute Ideen, interessante Einfälle und auch immer mal wieder gute Formulierungen, die sie gefunden hat, oder kräftige Bilder, in die sie das gekleidet hat. Das ist gut, wenn man aphoristisch unterwegs ist. Aber immer, wenn sie versucht hat, daraus etwas Längeres zu machen, dann wurde es doch schwierig."
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Berufswunsch Pianistin
Monika Mann, geboren 1910 in München, will eigentlich Pianistin werden. Nach der Flucht aus Nazi-Deutschland studiert sie bei dem Komponisten Luigi Dallapiccola, der die Zwölftontechnik anwendet.
"Unsere erste Emigration war ja in Sanary, in Südfrankreich. Das war unser erster Fluchtort, und da war am Anfang auch ein ganzes Bündel Intellektueller, Schriftsteller und so. […] Heinrich Mann und René Schickele und Aldous Huxley. Und als der Winter kam, gingen sie alle in die Städte. Ich? Was tat ich? Ich blieb ganz allein in Sanary, in diesem Fischernest, mietete mir ein Klavier und eine Hütte und da blieb ich. Ganz allein!“ Erzählte Monika Mann lachend im Interview. Doch das Talent reicht nicht. Ihre Mutter Katia kommentiert:
"Mönle schrieb mir einen recht törichten Brief: Die Menschen hemmten sie so, weil sie so grausam seien, aber wenn sie das überwinde, werde sie bestimmt ‚irgendwie produktiv‘ werden. Das Kind flüchtet sich in prätentiöse Verstiegenheit und hätschelt seine heilige Trägheit.“
Monika Manns erster Ehemann ertrinkt vor ihren Augen
Für ihre Eltern ist Monika Mann eine „künstlerische Oberflächenbegabung“. Umso größer die Freude, als das – so wörtlich - „dumpf-wunderliche Mönle“ 1939 in London einen ungarischen Kunsthistoriker heiratet. Doch wenig später die Tragödie: Das Schiff, mit dem sie nach Kanada fliehen wollen, wird von einem deutschen U-Boot torpediert. Monika Manns Ehemann ertrinkt vor ihren Augen. Sie notiert in ihr Tagebuch: "Ich hatte das untrügliche Empfinden, dass ich gerettet und geschlagen zugleich war – eine grausame Zerreißprobe."
"Da ich also dazu verurteilt war, allein zurückzubleiben, was sollte ich tun? Ich liebe nun einmal das Leben.“
Die Manns sprechen vom "Fall Moni"
Die Jahre der Emigration sind ein Trauerspiel. Das Mitgefühl für die junge Witwe hält im Kreis der Familie nicht lange an. Vom "Fall Moni" ist immer öfter die Rede. Sie gilt als krank und parasitär. Erst nach Kriegsende findet sie auf der italienischen Insel Capri wieder Halt, in der Liebe zu einem einfachen Maurer, der nicht weiß, wer Thomas Mann ist. Fernab der Familie beginnt Monika Mann regelmäßig zu publizieren, vor allem in Schweizer Zeitungen.
„Das ist ja ganz gemischt: das sind Impressionen, das sind Gedichte, das sind Kritiken, das sind also zeitkritische Sachen, das sind Gedanken, was mir beim Spazieren gehen oder sonst wo in der Küche einfällt, irgendwas, das fliegt mir zu.“
Monika Manns autobiografisches Bändchen "Vergangenes und Gegenwärtiges" erscheint 1956, kurz nach Thomas Manns Tod. Zeitgleich publiziert Erika Mann ihr Buch über das letzte Lebensjahr des sogenannten Zauberers. Dazu Tillmann Lahme:
Erfolg mit einem autobiografischen Buch
"An der Stelle kommen wir an einen wirklichen Konfliktpunkt in dieser Familie. Monika Manns Buch kommt besser weg. Das wird wirklich gemocht, es zeigt, dass sie talentiert ist, dass sie schreiben kann, dass sie einen interessanten Blick hat. Das ist wirklich ein lesenswertes, interessantes Buch, das anders blickt auf diese Familie und auf das eigene Schicksal und hat seinen eigenen Wert“
Nach dem Tod ihres italienischen Lebensgefährten veröffentlicht Monika Mann nicht mehr. Sie zieht ins verwaiste Elternhaus zu ihrem Bruder Golo. Doch die beiden können sich nicht ertragen. Bis zu ihrem Tod am 17. März 1992 findet sie Unterschlupf bei der Ehefrau von Golo Manns Adoptivsohn in Leverkusen.