62,5 Prozent der ICE- und IC-Züge waren dagegen maximal sechs Minuten zu spät und gelten damit laut Bahn-Statistik als pünktlich. Der Konzern stellte auf Anfrage Zahlen bis zurück ins Jahr 2003 zur Verfügung. Bislang lag der Tiefstwert demnach bei 64 Prozent im Jahr 2023 nach 65,2 Prozent im Jahr zuvor. Bestwert waren 84,3 Prozent pünktliche Züge im Jahr 2004.
"80 Prozent aller Verspätungen im Fernverkehr sind auf die veraltete und störanfällige sowie überlastete Infrastruktur zurückzuführen", sagte ein Bahn-Sprecher.
Regionalverkehr schneidet besser ab
Im Regionalverkehr waren 90,3 Prozent der Züge maximal sechs Minuten verspätet und damit pünktlich - im Vergleich zu 91,0 Prozent im Jahr 2023. Im Jahr 2020 wurden noch 95,6 Prozent der Halte im Regionalverkehr und 81,8 Prozent im Fernverkehr pünktlich angefahren.
Zugleich wies der Sprecher auf das aktuelle Sanierungsprogramm der Bahn hin. Bis 2030 will der Konzern 41 vielbefahrene Korridore grundlegend erneuern. Den Anfang machte die Bahn 2024 mit dem Abschnitt zwischen Frankfurt und Mannheim - der sogenannten Riedbahn. Die Generalsanierungen sollen auch für pünktlichere Züge sorgen. "Bis Ende 2027 will die DB die Pünktlichkeit der ICE- und IC-Züge auf 75 bis 80 Prozent steigern", sagte der Sprecher.
Bahn-Manager dämpft Erwartung an schnelle Besserung
Die Hoffnung der Fahrgäste auf eine schnelle und breite Wirkung der Riedbahn-Sanierung im Fernverkehr hatte der zuständige Manager der Deutschen Bahn, Nagl, jedoch gedämpft. Der Effekt auf den Nahverkehr werde zwar merklich sein. Mit Blick auf die Fernverkehrszüge und die 10.000 Schienenkilometer, die sie befahren, sagte er: "Da werden die 70 Kilometer natürlich jetzt nicht die Welt verändern. Aber sie sorgen für eine gute Portion Stabilität im System."
Die Deutsche Bahn habe 2024 knapp 17 Milliarden Euro in die Infrastruktur investiert, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bahn-Infrastrukturgesellschaft InfraGo. Das sei so viel wie seit Jahren nicht. «Wenn wir jetzt die nächsten zwei, drei Jahre auf diesem Niveau weiter investieren, dann wird man im ganzen Netz in der Breite spüren, dass die Störanfälligkeit der Infrastruktur sinkt und die Qualität des Zugverkehrs zunimmt.»
Bahn musste Entschädigungen in dreistelliger Millionenhöhe zahlen
Die ständigen Verspätungen im Fernverkehr gehen vielen Kundinnen und Kunden nicht nur auf die Nerven, sondern kosten der Deutschen Bahn auch viel Geld. Bahn-Chef Lutz sagte dem "Tagesspiegel" kürzlich, für Entschädigungen an Fahrgäste werde 2024 "ein deutlich dreistelliger Millionenbetrag" fällig.
Besonders unpünktlich war die DB im Juni. In dem Monat war fast jeder zweite Zug verspätet. Die Pünktlichkeitsquote lag bei 52,9 Prozent. Weil in diesem Monat auch die Fußball-Europameisterschaft begann, wurde die Deutsche Bahn im Ausland zum Teil zum Gespött. Die Unzuverlässigkeit der Bahn bekamen sowohl Fans als auch Teams zu spüren.
Als Grund für den schwachen Auftritt im Juni nannte die Bahn, dass es gleich in mehreren Regionen zu Überflutungen, Dammschäden und Hangrutschen gekommen sei, die sich auch auf den Bahnverkehr auswirkten.
Ab August wird für die Generalsanierung die wichtige Fernverkehrsstrecke zwischen Berlin und Hamburg für neun Monate gesperrt. Die Umleitung über Uelzen (Niedersachsen) und Salzwedel (Sachsen-Anhalt) verlängert die Fahrzeit um mindestens 45 Minuten.
Diese Nachricht wurde am 03.01.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.