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3Sat-Sendereihe "Von Dada bis Gaga"
Eine geschichtliche Reise durch die "neue" Kunst

Film, Musik, Literatur, Malerei: Fluxus schließt alles ein. Joseph Beuys erklärt einem toten Hasen Bilder, Günter Brus schlitzt seinen nackten Körper auf. 3Sat widmet sich in der dreiteiligen Dokumentationsreihe "Von Dada bis Gaga" dieser Performance-Kunst, die - wie der Titel nahelegt - auch die Popkultur beeinflusst hat.

Von Ina Plodroch |
    In einem acht Meter langen Einbaum seines Meisterschülers Anatol kehrt der Düsseldorfer Kunstprofessor Joseph Beuys am 20. Oktober 1973 symbolisch über den Rhein an die Kunstakademie in Düsseldorf zurück, die er aufgrund eines Beschlusses des nordrhein-westfälischen Wissenschaftsministers Rau hatte verlassen müssen.
    Inbegriff der Aktionskunst: In einem acht Meter langen Einbaum kehrt der Düsseldorfer Kunstprofessor Joseph Beuys am 20. Oktober 1973 symbolisch über den Rhein an die Kunstakademie in Düsseldorf zurück, die er zuvor hatte verlassen müssen. (picture alliance / dpa / Roland Scheidemann)
    "Sie ist eine Kunst, die anders ist."
    Nackte Brüste, Blut, tote Tiere. Der Künstler in Aktion.
    "Mal irritiert sie. Mal provoziert sie. Nie lässt sie kalt. Eine Geschichte von Dada bis Gaga."
    In drei Teilen. Zusammengestellt von Thomas von Steinaecker und unterlegt mit jeder Menge Popmusik.
    Pop als Weiterentwicklung der Performance-Kunst?!
    ... .gab's auch in der Neuen Deutschen Welle der 80er Jahre von der Band Trio. Sowie Helge Schneider mit all seinen Facetten.
    "Helge Schneider ist jemand für mich, der solche Schattierungen hat wie Dadaismus", findet der Musik-Kabarettist Rainald Grebe, der vor drei Jahren mit seiner "DADA-Show" selbst an die Dadas erinnert hat.
    "Man arbeitet mit Unsinnsprache, entfernt den Sinn. Da hat der Humor viel zur Bewusstseinsänderung beigetragen."
    Kunst-Polit-Pop. Als Protest gegen Reagans Aufrüstungspolitik wurde der Aktionskünstler Joseph Beuys 1982 selbst zum Popmusiker. Seine Schüler folgten längst dem Fluxus-Ansatz. Bildhauer wurden zu Musikern. Aus diesem Geiste entstand eine neue Tonsprache – die frühen Elektronik- und Krautrock-Bands wie Kraftwerk, Kluster. Denn: "Jeder Mensch ist ein Künstler", wie Beuys sagte. Oder wie der Punker sagt: DIY - Do it yourself. Selbstermächtigung – Gitarre raus und schrammeln. Punk als inszenierter Exzess. Die Orgie als Performance. Auch Einstürzende Neubauten wollten verändern, anders sein. Blixa Bargeld hat die Band 1980 gegründet.
    Das Video - eine neue Kunstform wird entdeckt
    "Was Punk praktisch hervorgebracht hat: diese Bresche, diese Öffnung, dass jeder etwas machen durfte. Das gezeigt wurde: Es ist möglich. Auch ohne teures Equipment und ohne universitäre Bildung kann man was machen, erreichen, das war ja das Entscheidende."
    Aus Fluxus wird Punk, aus der medienkritischen Videokunst das Werbevideo der Popwelt Schließlich haben Videokünstler wie Nam June Paik oder Ulrike Rosenbach ihre Performances gefilmt. Ein Experiment mit dem damals neuen Medium.
    "Und da hat MTV auch angefangen, die Musikvideos draus zu entwickeln. Ich weiß, dass ich damals versucht habe, mit Kraftwerk das erste Musikvideo für Kraftwerk zu machen, noch in Schwarz-Weiß. Das waren so Vorläufer."
    Und von MTV zu Lady Gaga, die sich von Marina Abramović beeinflussen lässt und 2010 eingehüllt in rohem Fleisch bei den MTV Video Music Awards erscheint und damit provoziert. Wie die Performance-Künstler der 60er-Jahre. Doch was die meisten Popstars mit der Performance-Kunst verbindet, bringt Sean Patten von der Theatergruppe Gob Squad auf den Punkt:
    "Die Leute, die auf der Bühne stehen. Die sind selber die Autoren der Arbeit. Diese Leute wie Marina Abramovic: Sie spielt eine Rolle aber ist auch sie selbst."
    Die Popkultur hat sich bei der Performance-Kunst einiges abgeschaut – aber auch Theater, Mode oder Literatur ist von ihr beeinflusst wie die dreiteilige Serie beispielreich dokumentiert. "Von Dada bis Gaga" – trotz der formal eher konventionellen Machart – sehenswert, weil sie eindrücklich an das anarchische Potenzial dieser unangepassten Antikunst erinnert.
    Sendetermine:

    Samstag, 28.11.2015, 22:45 Uhr: Jeder Mensch ist ein Künstler (1/3)

    Samstag, 05.12.2015, 22:45 Uhr: Kunst und Revolution (2/3)

    Samstag, 12.12.2015, 22:45 Uhr: Der Künstler ist anwesend (3/3)