In der Welt des zeitgenössischen Tanzes, wo Choreografen Kooperationspartner in allen vier Himmelsrichtungen finden und ihre Werke in Tokio, London, Schanghai oder Sao Paulo entstehen, mit Musikern italienischer und indischer Abstammung und mit Tänzern aus vierzehn Nationen, bedeutet Kontinuität etwas anderes als im normalen Sprachgebrauch.
Werke erleben ihre Premiere auf einem Kontinent und Folgevorstellungen bei allen koproduzierenden Theatern in anderen Erdteilen. So ziehen diese Künstler in nomadischer Existenz umher und spielen vor so verschiedenen Häusern wie noch keine Generation vor ihnen.
Keine Tournee aber währt ewig und wenn die komplizierte Logistik aus Gastverträgen und Reiseplanungen eines Stücks schließlich nach ein, zwei oder drei Jahren an ihr Ende kommt, verschwinden diese Choreografien in Nimmerland, das man nur auf der imaginären Landkarte des internationalen Tanzpublikums findet.
In ihrem nach dem biblischen Mythos vom irdischen Sprachenwirrwarr "Babel" benannten Tanztheater machten Sidi Larbi Cherkaoui und Damien Jalet aus dem nomadischen Leben der Gegenwart eine irre Revue. Was ist der Mensch, wo kommt er her, was wissen wir heute über ihn, und was soll der ganze Wahnsinn aus Missverständnissen, Theorien, Grenzanlagen und kriegerischen Auseinandersetzungen, aus Wohnungsnot und dem Bedürfnis nach Gemeinschaft?
"Babel" kam 2010 heraus und wird im Moment nicht mehr gespielt, Cherkaoui probt in Peking an seinem neuen Stück und Damien Jalet an einem anderen Projekt in Schottland.
Aus dem Bedauern über das Verschwinden von Choreografien und dem in den anderen Künsten auch gebräuchlichen Verfahren, einzelne Motive in immer neuen Variationen und mit unterschiedlichen Medien zu bearbeiten, ist der Abend "4 D" entstanden. Vier Dimensionen, vier Duette, der Titel birgt unterschiedliche Bedeutungen.
"Faun" ist Cherkaouis fantastische Neudeutung von Nijinskys und Debussys Begegnung von Faun und Nymphe, entstanden im Jubiläumsjahr der Ballets russes, 2009. Die drei anderen Duette sind überarbeitete Pas de deux aus "Babel", aus "TeZuKa", dem Stück über japanische Mangas und Kalligrafie sowie aus "Origine" von 2008.
Häufig stehen Duette - nicht nur in Cherkaouis Werken – an zentraler Stelle im Stück und sind dialogisch formulierte Selbstporträts. So kann man auch diese vier ganz unterschiedlich gestimmten Pas de deux lesen. Mal wirken die Tänzer wie Gottheiten, die über den Besitz der Erde streiten, mal wie ineinander verkeilte animalische Wesen, bei denen Sexualität und Aggression eng verbunden sind. Mal scheint es um abstraktere Überlegungen zu gehen.
Im Ludwigshafener Pfalzbau standen jetzt 13 Musiker und Tänzer gemeinsam auf der Bühne. Live-Musik und zeitgenössische Bearbeitungen traditioneller Musik bevorzugt Cherkaoui für seine Choreografien.
Die Ausdruckskraft der menschlichen Stimme ist der körperlichen Unmittelbarkeit seines Tanzes eng verwandt. Das Ungekünstelte und Unsentimentale des vollen physischen Einsatzes bei Cherkaoui hat genauso starke Wurzeln in der Tradition wie die begleitenden Gesänge und wirkt doch genauso heutig. Wie keinem anderen Choreografen derzeit gelingt es Cherkaoui, das Leben in der Gegenwart aus mythologischen Erzählungen abzuleiten und neue zu erfinden, in denen wir uns überrascht entdecken.
Werke erleben ihre Premiere auf einem Kontinent und Folgevorstellungen bei allen koproduzierenden Theatern in anderen Erdteilen. So ziehen diese Künstler in nomadischer Existenz umher und spielen vor so verschiedenen Häusern wie noch keine Generation vor ihnen.
Keine Tournee aber währt ewig und wenn die komplizierte Logistik aus Gastverträgen und Reiseplanungen eines Stücks schließlich nach ein, zwei oder drei Jahren an ihr Ende kommt, verschwinden diese Choreografien in Nimmerland, das man nur auf der imaginären Landkarte des internationalen Tanzpublikums findet.
In ihrem nach dem biblischen Mythos vom irdischen Sprachenwirrwarr "Babel" benannten Tanztheater machten Sidi Larbi Cherkaoui und Damien Jalet aus dem nomadischen Leben der Gegenwart eine irre Revue. Was ist der Mensch, wo kommt er her, was wissen wir heute über ihn, und was soll der ganze Wahnsinn aus Missverständnissen, Theorien, Grenzanlagen und kriegerischen Auseinandersetzungen, aus Wohnungsnot und dem Bedürfnis nach Gemeinschaft?
"Babel" kam 2010 heraus und wird im Moment nicht mehr gespielt, Cherkaoui probt in Peking an seinem neuen Stück und Damien Jalet an einem anderen Projekt in Schottland.
Aus dem Bedauern über das Verschwinden von Choreografien und dem in den anderen Künsten auch gebräuchlichen Verfahren, einzelne Motive in immer neuen Variationen und mit unterschiedlichen Medien zu bearbeiten, ist der Abend "4 D" entstanden. Vier Dimensionen, vier Duette, der Titel birgt unterschiedliche Bedeutungen.
"Faun" ist Cherkaouis fantastische Neudeutung von Nijinskys und Debussys Begegnung von Faun und Nymphe, entstanden im Jubiläumsjahr der Ballets russes, 2009. Die drei anderen Duette sind überarbeitete Pas de deux aus "Babel", aus "TeZuKa", dem Stück über japanische Mangas und Kalligrafie sowie aus "Origine" von 2008.
Häufig stehen Duette - nicht nur in Cherkaouis Werken – an zentraler Stelle im Stück und sind dialogisch formulierte Selbstporträts. So kann man auch diese vier ganz unterschiedlich gestimmten Pas de deux lesen. Mal wirken die Tänzer wie Gottheiten, die über den Besitz der Erde streiten, mal wie ineinander verkeilte animalische Wesen, bei denen Sexualität und Aggression eng verbunden sind. Mal scheint es um abstraktere Überlegungen zu gehen.
Im Ludwigshafener Pfalzbau standen jetzt 13 Musiker und Tänzer gemeinsam auf der Bühne. Live-Musik und zeitgenössische Bearbeitungen traditioneller Musik bevorzugt Cherkaoui für seine Choreografien.
Die Ausdruckskraft der menschlichen Stimme ist der körperlichen Unmittelbarkeit seines Tanzes eng verwandt. Das Ungekünstelte und Unsentimentale des vollen physischen Einsatzes bei Cherkaoui hat genauso starke Wurzeln in der Tradition wie die begleitenden Gesänge und wirkt doch genauso heutig. Wie keinem anderen Choreografen derzeit gelingt es Cherkaoui, das Leben in der Gegenwart aus mythologischen Erzählungen abzuleiten und neue zu erfinden, in denen wir uns überrascht entdecken.