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4. Liga
Meister, die nie aufsteigen

In diesen Tagen spielen die fünf Regionalligameister und der Zweite der Regionalliga Südwest die drei Aufsteiger für die 3.Liga aus. Der Unmut bei den Amateurclubs der 4. Liga über die Aufstiegsregelung ist in den vergangenen Jahren immer größer geworden. Am Ende schaffen nur drei von 91 Mannschaften den Aufstieg. Die Rufe nach einer Änderung werden immer lauter.

Von Jessica Sturmberg |
    Timmy Thiele vom FC Carl Zeiss Jena bejubelt sein Tor gegen Viktoria Köln.
    Timmy Thiele vom FC Carl Zeiss Jena bejubelt sein Tor gegen Viktoria Köln. (Jessica Sturmberg / Deutschlandradio)
    Relegationshinspiel zum Aufstieg in die 3. Liga zwischen dem FC Viktoria Köln und FC Carl Zeiss Jena. Die Stimmung in Köln- Höhenberg ist grundsätzlich gut, das Stadion ist mit fast 6300 Zuschauern ausverkauft. Etwa die Hälfte der Zuschauer sind Fans aus Jena. So hart die Auseinandersetzung auf und neben dem Platz geführt wird, in einem sind sich alle einig - dieses Spiel dürfte es überhaupt nicht geben. Der Frust auf den DFB wird lautstark zum Ausdruck gebracht:
    "Fußball Mafia DFB, Scheiß DFB"
    Außerdem halten beide Fangruppierungen Transparente hoch, auf denen steht: Meister müssen aufsteigen.
    "Wenn man Meister wird, ist es schon wichtig, dass man dann auch belohnt wird, egal ob jetzt Jena oder Köln, der Verlierer hat nichts, und der hat eine ganze Saison gespielt und dann steht man dann da."
    "Und dann kann es sein wie in der Regionalliga Südwest, dass der Zweitplatzierte, der weitaus schlechter gespielt hat, aufgestiegen ist, die Mannschaft, der Verein wird um eine ganze Saison betrogen"
    Fans von Viktoria Köln feiern auf den Rängen.
    Ohne Mäzen wäre ein Aufstieg von Viktoria Köln wohl nicht möglich. (Jessica Sturmberg / Deutschlandradio)
    Kritik am DFB - "dann sollte er sich mal mit den Vereinen befassen"
    Jena geht an diesem heißen Tag mit 3:0 in Führung, die Viktoria-Fans sind eine Viertelstunde vor Schluss schon ganz niedergeschlagen, bis dann doch noch zwei Anschlusstreffer gelingen.
    Nach der Pressekonferenz äußern sich auch beide Trainer zu dem umstrittenen Thema. Mark Zimmermann ist zwar mit dem 3:2-Auswärtserfolg von Jena sehr zuversichtlich, dass seine Mannschaft die Relegation gewinnt, dennoch sagt er: "Finde ich die Regelung an sich bescheuert, dass der Meister nicht aufsteigt direkt, aber da bin ich nicht der einzige."
    Ebenso sieht es sein Trainerkollege Marco Antwerpen: "Ich denke mir jedes Mal, dass der DFB doch mal konkret irgendwelche Pläne erarbeitet, wo dass dann wieder der Fall ist und wenn ich dann ein Interview lese von Herrn Koch, der dann halt sagt, ja aber die Vereine in der Regionalliga müssen doch keine Profis sein, die können doch Halbprofitum machen und dann sehe ich die Lizenzauflagen, also solche Aussagen dann zu treffen, dann sollte er sich wirklich mit den Vereinen auch mal befassen."
    Fans von Viktoria Köln feiern auf den Rängen.
    Fans von Viktoria Köln feiern auf den Rängen. (Jessica Sturmberg / Deutschlandradio)
    Ohne Sponsoren und Mäzene geht nichts
    Die geringe Aufstiegswahrscheinlichkeit macht es den Vereinen ohnehin schwer, Sponsoren und Fans bei Laune zu halten. Dazu kommen die hohen Lizenzauflagen, die bei Liga 3 und 4 für hohe Kosten sorgen, sagt Viktoria-Präsident Günter Pütz. Sollte es sein Club doch noch in Liga 3 schaffen, könnte er zwar mit einer Million Euro Fernsehgeld rechnen, aber: "Der DFB verlangt dann 10.000-Zuschauer-Stadion – normal reicht das Stadion für 3. Liga aus, die Spielergehälter werden immer höher, wir müssen ja neunmal in der 3. Liga in den Osten, dann nach München, muss man einen Tag vorher anreisen, zwei Übernachtungen ist das Geld ja schon aufgebraucht. Mit Sponsoren ist die Liga nicht zu finanzieren, auch nicht die Regionalliga."
    Bei Viktoria steht der Mäzen Franz-Josef Wernze hinter dem Verein, Chef der ETL-Gruppe, einer Steuer- und Unternehmenberatungsgesellschaft. Ohne ihn wäre der Verein nicht so weit gekommen.
    "Aus eigener Kraft kommt man nicht aus der Regionalliga"
    Bei Traditionsvereinen wie Carl Zeiss Jena, Rot-Weiss Essen oder Alemannia Aachen ist es trotz treuer Fanbasis und oftmals ebenso treuen Sponsoren, finanziell äußerst schwierig. Die teuren Stadion- und Sicherheitskosten sind eine große finanzielle Last, selbst wenn die Stadien den Städten gehören. Im Zuge der zweiten Insolvenz von Alemannia Aachen gab Insolvenzverwalter Christoph Niering bei einer Mitgliederinformation diesen Ausblick: "Die Regionalliga ist eine Liga, aus der man mit eigener Kraft und mit der Kraft nur von regionalen Sponsoren kaum rauskommt. Darum muss der Verein irgendwann mal fragen, was kann er anders gestalten und wenn es um eine Investorenlösung geht, dann eine, die auch belastbar ist."
    Belastbar in dem Sinne, dass das Geld auch tatsächlich in der versprochenen Höhe fließt und dass die Mitglieder damit leben können, wenn ein Investor mit das Sagen hat. Dass es ohne kaum noch geht, finden viele Fans nicht gut.