"Wer etwas mehr auf den Tisch legt, nämlich stolze 39 Cent, erhält laut Aldi eine vollkompostierbare Plastiktüte. Die Deutsche Umwelthilfe klagt nun an: Die umweltfreundliche Tüte ist ein Schwindel."
Es sind Meldungen wie diese, die die Deutsche Umwelthilfe bekannt gemacht haben. 2012 beispielsweise - als die Umweltorganisation eine zu 100 Prozent abbaubare Kunststofftüte als Mogelpackung entlarvte. Heute vor genau 40 Jahren wurde sie in Radolfzell am Bodensee gegründet.
Vorkämpfer für ökologisch orientierten Verbraucherschutz
Seitdem ist aus einer eher regional verankerten Naturschutzorganisation ein beachteter Vorkämpfer für ökologisch orientierten Verbraucherschutz geworden. Seit 2004 ist die Umwelthilfe ein klageberechtigter Verband. Das heißt, sie kämpft dafür, dass gesetzlich festgelegte Standards wie etwa Abgasnormen oder auch die Verpackungsverordnung eingehalten werden. Jürgen Resch ist Bundesgeschäftsführer, der Konflikt - auch mit großen Unternehmen - gehört für ihn dazu: "In der Tat - wir haben abgemahnt: beispielsweise Mercedes bei der Einführung der neuen F-Klasse. Dass hier eben mit falschen Spritverbrauchswerten gearbeitet wurde. Wir haben auch eine einstweilige Verfügung des Landgerichts Stuttgart gegen Daimler erwirkt."
Die Folge dieser - wie Resch sagt - Marktkontrolle sind mehrere juristische Auseinandersetzungen pro Jahr. Laut Angaben der Umwelthilfe wurden bisher aber nur zwei bis drei Prozent dieser Fälle verloren. Die Liste der Verklagten ist lang - Kommunen, die deutsche oder europäische Standards der Luftreinhaltung nicht einhalten, gehören ebenso dazu, wie beispielsweise Einzelhandelsunternehmen, die es mit der Verpackungsverordnung oder der Verbraucherinformation nicht genau genug nehmen.
"Umwelthilfe geht manchmal sehr klein kariert vor"
Konflikte, die nicht nur Freunde machen - im politischen Berlin wollen deshalb nur wenige gratulieren. Beispielsweise der HDE, der Handelsverband Deutschland. Hauptgeschäftsführer Stefan Genth musste so manche Auseinandersetzung mit der Umweltorganisation aushalten. Sein Glückwunsch ist deshalb auch mit Kritik verbunden: "Manchmal geht die Umwelthilfe natürlich schon sehr klein kariert vor, indem man in Märkte oder Geschäfte reingeht, ohne dass es eine echte Verbraucherbeschwerde gibt. Manchmal sind es wirklich nur Fragen von Schriftgrößen bis zu bestimmten Deklarationen - wo die Wirtschaft nicht per se eine schlechte Absicht hatte, den Verbraucher hinters Licht zu führen. Hier sollte es besser darum gehen, im Gespräch miteinander mögliche verschiedene Sichtweisen zu klären. Das wünschen wir uns mehr, als beispielsweise anonyme Besuche von Lebensmittelmärkten und dann folgende Abmahnungen."
Den Vorwurf, oft ohne Rückhalt der Verbraucher zu handeln, weist Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch aber vehement zurück: "Wir bekommen jährlich Tausende von Verbraucherzuschriften - deswegen gehen wir in viele Geschäfte hinein. Im Moment geht es beispielsweise um die korrekte Kennzeichnung von Getränkeverpackungen. Da haben wir uns die rund 20 größten Abfüller ausgewählt - beginnend mit Coca Cola. Also nicht etwa einen kleinen Betrieb. Es wäre eigentlich die Aufgabe des Staates, die Einhaltung von Umweltgesetzen für den Verbraucher zu kontrollieren."
Umwelthilfe finanziert auch konkrete Naturschutzprojekte
Die Arbeit der Deutschen Umwelthilfe wird zum größten Teil durch Spenden organisiert. Hinzu kommen auch öffentliche Gelder als Projektzuschüsse. Die von vielen Wirtschaftsverbänden kritisierte Abmahnpraxis macht bei den Einnahmen und Ausgaben rund 20 Prozent aus. Und ein Teil der Spenden kommt sogar von Industrieunternehmen. Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch: "Wenn wir mit der Industrie punktuell zusammenarbeiten, dann machen wir dies transparent. Wir geben auch Auskünfte über die finanziellen Volumen. Die einzige Sache, wo wir etwas vorsichtiger sind, betrifft die Frage, ob wir die Unternehmen in jedem Fall nennen."
Doch werde bei Spenden zumindest die jeweilige Branche genannt. Resch begründet dies mit Erfahrungen - Unternehmen, die sich für die Umwelthilfe engagieren, würden nicht selten von anderen schief angesehen.
Für die nächsten 40 Jahre wünscht sich die Deutsche Umwelthilfe mehr Möglichkeiten zur Gestaltung einer effizienten Umwelt- und Klimapolitik. Und auch mehr Aufmerksamkeit für die vielen konkreten Naturschutzprojekte vor Ort, die die Umwelthilfe mitfinanziert. Eigentlich der Hauptschwerpunkt der Arbeit, auch wenn Medien und Öffentlichkeit oft nur eher an den klagefreudigen Umwelt- und Verbraucherschutzverband denken.