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400. Geburtstag
Jean-Baptiste Colbert - die Geldmaschine des Königs

Seit Ludwig XIV. 1661 zum absolutistisch herrschenden Monarchen aufgestiegen war, konnte er sich auf einen Mann an seiner Seite verlassen: Jean-Baptiste Colbert. Für die Finanzierung von Kriegen und den aufwendigen Lebensstil seines egozentrischen Herrschers erschloss er zahlreiche Geldquellen.

Von Björn Stüben |
    Porträt von Jean-Baptiste Colbert, Marquis de Seignelay (1651-1690). Der Künstler ist Jean-Marc Nattier (1685-1766)
    Jean-Baptiste Colbert war ein absoluter Machtmensch - und zweigte nebenbei auch Geld für sich ab. (picture alliance / Heritage-Images / Fine Art Images)
    Frankreich im Jahr 1661. Nach dem Tod Kardinal Mazarins, der als erster Minister gemeinsam mit der Regentin Anna von Österreich die Geschicke des Landes bestimmt hatte, übernahm der junge König Ludwig XIV. selbstbewusst die Regierungsgeschäfte:
    "Jetzt ist es Zeit, dass ich herrsche. Sie werden mich mit Ihrem Rat unterstützen, wenn ich Sie darum ersuche." So die Anweisung an Jean-Baptiste Colbert, den er gerade zum Generalkontrolleur der königlichen Finanzen ernannt hatte.
    Auch wenn Ludwig das Amt des ersten Ministers abgeschafft hatte, um absolutistisch herrschen zu können, duldete er neben sich den knapp 20 Jahre älteren Jean-Baptiste Colbert, der ihm in den folgenden beiden Jahrzehnten treu ergeben diente und zum einflussreichsten Politiker der Monarchie werden sollte.
    Durch Denunziation an die Macht
    Geboren am 29. August 1619 in Reims, entstammte Colbert einer nichtadligen Familie erfolgreicher Tuchgroßhändler. Durch Ämterkauf stieg er in königliche Dienste auf. Zudem verwaltete und mehrte er geschickt das Vermögen Kardinal Mazarins bis zu dessen Tod, wodurch er sich bei Ludwig XIV. als fähiger Finanzbeamter empfahl. Seinen schärfsten Konkurrenten, den bei Ludwigs Amtsantritt noch amtierenden Oberintendanten der Finanzen Nicolas Fouquet, denunzierte Colbert beim jungen Monarchen mit Erfolg. Fouquet hätte sich bereichert und sein Amt missbraucht. Der Historiker François d’Aubert zeichnet in dieser Affäre jedoch auch ein wenig schmeichelhaftes Bild des Machtmenschen Colbert:
    "Auch Colbert bereicherte sich auf illegale Weise. Er zweigte nicht unerhebliche Summen bei der Eintreibung der Salzsteuer für sich ab, und auch beim Verkauf königlicher Wälder sicherte er sich eine stattliche Kommission."
    Einfluss in vielen Sphären
    Nach der Ausschaltung seines Konkurrenten gelang es Colbert, eine Vielzahl von Ministerien an sich zu ziehen. Als allmächtiger Finanzintendant erhöhte er ständig die Steuerlast und kontrollierte den Beamtenapparat. Mit dem Amt des Oberintendanten der königlichen Gebäude nahm er maßgeblichen Einfluss auf Architekten und Maler, die er anwies, in ihren Werken den Monarchen zu verherrlichen. Für François d’Aubert spielte Colbert eine ganz präzise Rolle im Staat Ludwigs XIV.:
    "Es herrschte eigentlich ein permanenter Kriegszustand. Kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg hatte Ludwig XIV. bereits neue Eroberungspläne. Hierfür brauchte er Geld, und Colbert hatte es zu besorgen. Dieser drehte hierfür an der Steuerschraube und war sozusagen die Geldmaschine des Königs."
    Doch die Steuereinnahmen reichten längst nicht aus, um den enormen Finanzbedarf des Sonnenkönigs abzusichern. Colbert musste weitere Geldquellen erschließen. Der Historiker Philippe Masson:
    "Colbert wollte eine starke französische Handelsflotte errichten. Hierfür ließ er Manufakturen gründen, die hochwertige Produkte für Export und Verkauf herstellten und dem Staat große Einnahmen sichern sollten. Aus immer mehr Kolonien wurden exotische Waren wie Zucker, Kaffee oder Kakao zugeliefert. Um den florierenden Handel zu verteidigen, brauchte Frankreich zudem eine starke Kriegsflotte. Und so investierten Colbert und sein König massiv, um gegen die Flotten der Niederlande und vor allem Englands bestehen zu können."
    Beim Volk mehr als unbeliebt
    In Colberts letzten Lebensjahren kühlte das Verhältnis zu Ludwig XIV. deutlich ab. Sein Konflikt mit dem verschwendungssüchtigen Monarchen entzündete sich vor allem an den immensen Ausgaben, die Ludwig für den Bau und den Unterhalt von Schloss Versailles aufzuwenden wünschte. Ob Colbert hierüber beim König in Ungnade fiel, ist bis heute nicht geklärt. Bei Höflingen und Volk war Colbert jedoch zeitlebens alles andere als beliebt wie eine anonym verfasste Streitschrift bereits 1668 durchblicken ließ.
    "Es ist sicher, dass Frankreich niemals so gelitten hat wie seit dem Zeitpunkt, als das Land den Launen eines Mannes überantwortet wurde, dessen Ehrgeiz und Habgier ebenso wie seine Eitelkeit und Ignoranz alle Teile dieser großen Gemeinschaft unter dem Vorwand der Reform geißeln."
    Auf den Finanzminister ging auch ein Dekret zurück, das die Behandlung der Sklaven in den Kolonien auf skrupellose Weise reglementierte. Als Jean-Baptiste Colbert im September 1683 starb, ließ der König den Leichenzug aus Angst vor Tumulten bewachen- der Jubel im Volk war zu groß.