Die Politik und die Autobahngesellschaft des Bundes müssten jetzt handeln, forderte der Vorsitzende der Bundesgütegemeinschaft, Marco Götze. "Gerade bei Autobahnbrücken dürfen wir uns nicht darauf verlassen, dass das nächste Unglück so glimpflich verläuft wie der Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden." Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie mahnte mehr Geld für Investitionen an.
Daten von knapp 3.800 Brücken
Die Bundesgütegemeinschaft hat nach eigenen Angaben unter 3.786 Brücken mit mindestens 50 Metern Länge diejenigen identifiziert, die deutschlandweit die schlechtesten Zustandsnoten haben. Die Zustandsbewertung "ausreichend" bekamen demnach 1.382, bei 378 war der Bauwerkszustand "nicht ausreichend". In "befriedigendem" Zustand waren der Auswertung zufolge 1.697 Brücken, als "gut" oder "sehr gut" eingeschätzt wurde der Zustand von 286 Brücken.
Brückenschäden besonders im Westen
Die Untersuchung stützte sich auf die regelmäßig veröffentlichte Brückenstatistik der Bundesanstalt für Straßenwesen. Von den 100 am schlechtesten bewerteten Brücken mit einer Länge von mindestens 50 Metern stehen demnach die meisten in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Bayern und Baden-Württemberg. Sie zählen mit Niedersachsen zu den Ländern mit den meisten Autobahnbrücken insgesamt.
Die Bewertung basiert auf Zustandsnoten, die akute Schäden und Abnutzungserscheinungen angeben. Zudem gibt es den sogenannten Traglastindex, der die Leistungsfähigkeit der Brücke gemessen an Alter und Material bewertet.
Bauindustrie fordert mehr Investitionen
Bauindustrie-Präsident Peter Hübner erklärte in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", der Bund stelle nicht genug Mittel für Planung und Bau zur Verfügung. "Wenn das Geld fehlt, werden Brücken abgelastet und Spuren reduziert und der Verkehr dorthin geleitet, wo die Brücke noch die höchsten Lasten tragen kann. Dann stehen oft jahrelang nur Schilder und Barken herum, ohne dass sich irgendwas verbessert."
Bundesverkehrsminister Wissing (FDP) hatte nach dem Teileinsturz der kommunalen Carolabrücke in Dresden erneut betont, dass für den Bund die Modernisierung seiner Brücken "höchste Priorität" habe. Nach einem 2022 vorgestellten Programm sollen 4.000 von insgesamt 28.000 Autobahnbrücken vorrangig erneuert werden. Pro Jahr sollen 400 Brücken saniert werden.
Brücken belastet durch zunehmenden Schwerverkehr
Bei vielen Brücken hat eine intensive Beanspruchung über die Jahrzehnte Spuren hinterlassen - vor allem durch immer mehr und immer schwerere Lastwagen. 55 Prozent der Brücken wurde laut Autobahngesellschaft vor 1985 gebaut. Manche entstanden in den 1960-er Jahren - ausgelegt für viel weniger Belastungen. Überregional bekannt wurde etwa die Rahmede-Brücke an der Sauerlandlinie (A45). Sie wurde inzwischen gesprengt. Geplant ist ein Neubau.
Diese Nachricht wurde am 30.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.