45 Jahre Magister in Deutschland
Wer Jura studiert, muss ein Staatsexamen ablegen, Ingenieure bekommen ein Diplom und Germanistik schließt man mit einem Titel aber, der heute vor 45 Jahren erstmals wieder verliehen wurde: Magister Artium. Im 19. Jahrhundert verschwand dieser Titel, der schon seit dem Mittelalter besteht, in der Versenkung, bis ihn die Freie Universität am 1. Februar 1957 wieder in Deutschland einführte. In den Fünfzigerjahren war es gar nicht einfach, einen Studienabschluss zu bekommen. "Nachkriegszeit heißt, dass es viele gab, die durch den Krieg Zeit verloren hatten, nicht studieren konnten und das nachholen wollten", erzählt Traugott Klose, Historiker an der FU Berlin. "Gleichzeitig musste man natürlich Geld verdienen. So unter Druck einen Abschluss zu machen, war schwierig." Wer damals Philosophie oder Sprachen studieren, aber nicht Lehrer werden wollte, musste seinen Doktor machen. Denn einen anderen akademischen Grad gab es in den Geisteswissenschaften nicht. Als eine Alternative zur oft Jahre dauernden Doktorarbeit entschloss sich die Freie Universität, ihren Studenten einen neuen Abschluss anzubieten, der doch ein ganz alter war, den Magister. Es hat allerdings auch noch ein anderes, weniger schmeichelhaftes Motiv gegeben, berichtet Klose, und zwar "dass immer noch die Meinung vorherrschte, Frauen machen ja keine Karriere in der Wissenschaft, warum sollen sie dann promovieren, die sollen doch lieber Familie gründen - deswegen so eine Ausstiegsmöglichkeit." Traugott Klose recherchierte, dass für einen Magister Artium damals eine dreimonatige Hausarbeit in einem Hauptfach und je eine Klausur im Haupt- sowie in zwei Nebenfächern geschrieben werden musste, dazu eine mündliche Prüfung.