Die „Lessingstadt“ Wolfenbüttel ist weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt - nicht nur, weil hier der große Aufklärer und Schriftsteller Gotthold Ephraim Lessing gelebt und sein berühmtestes Werk „Nathan der Weise“ geschrieben hat. Noch wichtiger für die internationale Attraktivität der kleinen niedersächsischen Stadt ist die Herzog August Bibliothek – und das schon seit Jahrhunderten, erzählt der Bibliotheksdirektor Professor Peter Burschel:
„Es sind gerade im 18. Jahrhundert viele Reisende hier nach Wolfenbüttel gekommen, weil sie unbedingt das Tintenfass sehen wollten, mit dem Luther nach dem Teufel geworfen hat. Das wird bis heute hier auch verwahrt.“
Eine Million „Medieneinheiten“
Heute bietet die „Bibliotheca Augusta“, wie sie auch genannt wird, Besuchern aus aller Welt über eine Million „Medieneinheiten“: darunter Bücher aus der Frühzeit des Buchdrucks im 15. und 16. Jahrhundert, über tausend Jahre alte kunstvolle Handschriften, aber auch Ölgemälde, Kupferstiche, illustrierte Flugblätter, Musikalien sowie historische Landkarten und Globen.
Ein „Wissensspeicher“, angelegt durch Herzog Julius zu Braunschweig-Lüneburg. Der Gründungsakt am 5. April 1572 war eher unspektakulär - die Ausstellung einer Berufungsurkunde für einen Bibliothekar, so Peter Burschel:
„Diese Urkunde ist insofern interessant, als sie bestimmte Regelungen auch umfasst, die vor allen Dingen diesen Bibliothekar betreffen. Zum Beispiel, dass er darauf achten sollte, dass diejenigen, die die Bibliothek nutzen, keine allzu weiten Gewänder tragen, damit sie nichts sozusagen herausbringen aus der Bibliothek, man hatte auch entsprechende Erfahrungen gemacht.“
„Diese Urkunde ist insofern interessant, als sie bestimmte Regelungen auch umfasst, die vor allen Dingen diesen Bibliothekar betreffen. Zum Beispiel, dass er darauf achten sollte, dass diejenigen, die die Bibliothek nutzen, keine allzu weiten Gewänder tragen, damit sie nichts sozusagen herausbringen aus der Bibliothek, man hatte auch entsprechende Erfahrungen gemacht.“
Der Segen der Sammelwut August des Jüngeren
Für den späteren Weltrang der Herzog August Bibliothek ist jedoch ein anderer verantwortlich und deshalb auch ihr Namensgeber: August der Jüngere. Der hochgebildete Mann aus einer Nebenlinie der Welfen-Familie übernahm das Herzogtum 1635 und brachte seine damals schon umfangreiche Büchersammlung mit nach Wolfenbüttel, sagt Peter Burschel:
„Er ist erst 1666 gestorben, hat dann die Jahrzehnte in Wolfenbüttel genutzt, um weiter zu sammeln und daran sieht man, dass seine Sammelwut immens war und diese Bibliothek geschaffen hat, die schon zu seinen Lebzeiten auch als achtes Weltwunder bezeichnet worden ist und es aufnehmen konnte, quantitativ wie qualitativ, mit den Bibliotheken in Wien etwa oder auch in Rom, der Vatikanischen Bibliothek, die damals die bedeutendsten Bibliotheken in Europa waren.“
„Er ist erst 1666 gestorben, hat dann die Jahrzehnte in Wolfenbüttel genutzt, um weiter zu sammeln und daran sieht man, dass seine Sammelwut immens war und diese Bibliothek geschaffen hat, die schon zu seinen Lebzeiten auch als achtes Weltwunder bezeichnet worden ist und es aufnehmen konnte, quantitativ wie qualitativ, mit den Bibliotheken in Wien etwa oder auch in Rom, der Vatikanischen Bibliothek, die damals die bedeutendsten Bibliotheken in Europa waren.“
Promi-Bibliothekare - Leibniz und Lessing
Es gab auch einige berühmte Bibliothekare: am bekanntesten der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz, seit 1691 verantwortlich für die Herzog August Bibliothek, sowie Gotthold Ephraim Lessing fast hundert Jahre später.
Als Mitte des 18. Jahrhunderts Wolfenbüttel politisch bedeutungslos wurde, war das in gewisser Weise auch ein Glücksfall für die Bibliothek. Denn so überstand der wertvolle Altbestand an Büchern und Handschriften die vielen kriegerischen Auseinandersetzungen in Europa nahezu unbeschadet.
Das heute berühmteste Objekt ist allerdings erst 1983 nach Wolfenbüttel gekommen: das Evangeliar Heinrichs des Löwen und Mathildes von England, gefertigt um 1188 im Kloster Helmarshausen im Weserbergland – eine Handschrift mit den Texten der vier Evangelien und zahlreichen, in Purpur, Gold und Silber gestalteten Bildern – zum Zeitpunkt des Erwerbs "tatsächlich das teuerste Buch der Welt, mit über 30 Millionen D-Mark", sagt Peter Burschel. Zudem spiele es für die ganze Region Braunschweig "eine große, identitätsstiftende Rolle".
Das heute berühmteste Objekt ist allerdings erst 1983 nach Wolfenbüttel gekommen: das Evangeliar Heinrichs des Löwen und Mathildes von England, gefertigt um 1188 im Kloster Helmarshausen im Weserbergland – eine Handschrift mit den Texten der vier Evangelien und zahlreichen, in Purpur, Gold und Silber gestalteten Bildern – zum Zeitpunkt des Erwerbs "tatsächlich das teuerste Buch der Welt, mit über 30 Millionen D-Mark", sagt Peter Burschel. Zudem spiele es für die ganze Region Braunschweig "eine große, identitätsstiftende Rolle".
Ein Besuchermagnet sind auch die über 4.000 sogenannten „Malerbücher“, also als eigene Kunstform geschaffene Bild-Text-Kombinationen, unter anderem von Picasso, Dalí oder Miró.
Und nicht zuletzt ist die Herzog August Bibliothek heute eine international bedeutende Forschungs- und Studienstätte für die europäische Kulturgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit.