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"4K scheint aber der absolute Renner zu sein"

Auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas kamen jetzt die Vertreter der Elektronik- und Unterhaltungsbranche zusammen, um ihre Neuheiten vorzustellen. IT-Journalist Jan Rähm berichtet im Gespräch darüber, womit Fernseh- aber auch Autohersteller die Besucher beeindrucken wollten.

12.01.2013
    Manfred Kloiber: Dieser Tage waren die Augen von Technikbegeisterten und Fachleuten auf Las Vegas gerichtet. In der Zockermetropole in der Wüste von Nevada zeigte ja die Elektronik-Industrie ihre Neuheiten in Sachen Unterhaltungstechnologie. Jan Rähm, Sie haben das Messegeschehen im Internet aus der Ferne verfolgt: Was waren denn in diesem Jahr die absoluten Messehighlights?

    Jan Rähm: Die absoluten Messehighlights habe ich nicht beobachten können. Also große gab's so nicht. Aber dafür ganz viele kleine Neuvorstellungen. Halt nicht der Hingucker schlechthin. Etwas ganz besonderes war jedoch der Beginn der Veranstaltung. Denn erstmals wurde die Keynote nicht vom Microsoft-Chef gehalten. Traditionell war es bisher so in den letzten Jahren, dass immer Microsoft für den Eröffnungsvortrag zuständig war. Das Unternehmen hat sich aber im letzten Jahr von der Messe zurückgezogen. Und so hat die Keynote der Chiphersteller Qualcomm übernommen. Aber auch das nicht ganz konsequent. Denn während dieses Vortrags kam Steve Ballmer, der aktuelle Microsoft-Chef, auf die Bühne und erklärte die Vorteile von Windows 8 auf Qualcomm-Hardware.

    Kloiber: Sie sagen, es gab nicht unbedingt das Highlight an sich. Aber womit konnte Las Vegas dann begeistern.

    Rähm: Es waren die vielen kleinen Innovationen. Nur ein Beispiel: 3D-Drucker. Die kommen so langsam aber sicher raus aus der Bastler- und Entwicklerecke. Es wurden erstmals zwei- und dreifarbige 3D-Drucke gezeigt. Und außerdem sinken die Preise für diese Geräte so langsam. Und damit macht sich der 3D-Druck so langsam auf den Weg zum Anwender nach Hause. Auch ein Thema auf der Messe war Automation, Smart Home und der Internet der Dinge. Dort zeigten die Elektronikhersteller recht einfache Systeme, die sich zum Beispiel per Smartphone schalten lassen. Nur ein Beispiel: Ein Entwicklerteam hat ein System namens Tethercell vorgestellt. Und zwar nahmen die sich eine AAA-Batterie, das sind die ganz schmalen, dünnen Batterien, packten ein bisschen Elektronik dazu und steckte das Ganze in ein Gehäuse einer AA-Batterie – das sind die ganz üblichen, ich würde mal sagen knapp fünf Zentimeter langen Batterien, so dick wie ein Finger, für Walkman, Radios und alles mögliche. Und mit dieser Kombination aus der kleinen Batterie in dem größerem Gehäuse ließen sich dann beliebige Geräte aus der Ferne an- oder auch ausschalten. Wie es mir schien, war der Presseliebling in diesem Jahr eine Art elektronische Gabel, die sogenannte Hapifork. Die registriert Bewegung und auch die gehobene Masse an Speisen und warnt dann den Benutzer bei zu schnellem Essen. Außerdem: Erstaunlicherweise war dieses Jahr eine große Zahl von Ausstellern auf der CES mit ihren Fernsehern.

    Kloiber: Die wurden ja kurz zuvor, nur ein halbes Jahr, auf der Funkausstellung in Berlin präsentiert. Was gab es denn jetzt Neues in Sachen Fernseher zu sehen?

    Rähm: Ich würde mal sagen, vor allen Dingen was Großes. Denn nachdem 3D kein so wirklich durchschlagender Erfolg beim Kunden war, besinnt sich die Branche langsam auf die traditionellen Verkaufstreiber – und das sind eben Bildschirmauflösung und Bildschirmgröße. Die aktuelle Losung lautet: 4K oder auch UltraHD. Diese beiden Begriffe stehen für die vierfache Full-HD-Auflösung. Und die ersten Produkte in dieser Art gab es schon auf der IFA, allerdings noch sehr, sehr teuer, damals fünfstellig. Und die werden jetzt bezahlbar und sind "nur" noch vierstellig. Außerdem kommen auch immer noch SmartTV-Neuigkeiten auf so einer Messe hoch. Auch wenn das beim Kunden nicht so der Renner ist. Und "smart" bezieht sich mittlerweile weniger auf den Fernseher selbst, sondern auf die Verbindung von Fernseher und der mobilen Technik. So wurden zum Beispiel Systeme gezeigt, wie ganz einfach Inhalte vom Handy oder vom Tablet auf den Fernseher kommen. 4K scheint aber der absolute Renner zu sein. Auch wenn im Moment noch Inhalte und Zuspielgeräte fehlen. Das könnte sich aber bald ändern.

    Kloiber: Was hat denn die klassische Computerbranche auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas gezeigt?

    Rähm: Die hat sich an das Thema 4K mit rangehängt. So zeigten die Grafikhersteller Lösungen, um diese extrem hohe Auflösung aus dem PC oder Notebook herauszubekommen. Ein anderer, ein sehr erfreulicher Trend vor allen Dingen für Verbraucher ist, dass die Preise für Flash-Speicher-basierte Festplatten, die sogenannten SSDs, so langsam in den Tiefflug gehen, dass die also purzeln. So zeigte ein Hersteller ein Modell mit knapp einem Terabyte Speicherplatz, das sind also 1000 Gigabyte für unter 550 Euro. Aktuell kostet so eine Platte noch weit über 1000 Euro. Und damit ist zu erwarten, dass jetzt die Preise ganz kontinuierlich sinken.

    Kloiber: Bereits im vergangenen Jahr überraschte ja die CES mit einer mehr oder weniger neuen Art von Ausstellern – nämlich der Automobilindustrie. War die auch in diesem Jahr vertreten und was waren deren Neuheiten?

    Rähm: In diesem Jahr waren so viele Autohersteller und Zulieferer wie noch nie auf der CES. Und einer der großen deutschen Hersteller konnte mit der Neuigkeit auftrumpfen, er darf künftig in Nevada, zumindest testweise, mit autonomen Autos am Straßenverkehr ganz regulär teilnehmen. Das durfte bisher nur ein Suchmaschinenhersteller mit seiner Testflotte. Dazu hat der deutsche Hersteller auch gleich noch ein passendes Auto mit auf die CES gestellt, genauso wie die asiatische Konkurrenz. Was vor allen Dingen bemerkenswert ist: Die Technik für diese autonomen Autos wird mit der Zeit jetzt langsam deutlich kleiner. Bisher brauchte man zum Beispiel so einen Laserscanner. Der war doppelt so groß wie eine Konservendose und saß auf dem Dach. Der ist jetzt mittlerweile klein genug, um in den Kühlergrill zu passen.