"Großmutter blickte verwundert auf und rückte an ihrem Zwicker. Vor ihr stand ein fremder Mann mit einem struppigen schwarzen Bart und einer schrecklichen Hakennase im Gesicht. Auf dem Kopf trug er einen Schlapphut, an dem eine krumme Feder steckte, und in der rechten Hand hielt er eine Pistole. Mit der linken zeigte er auf Großmutters Kaffeemühle. "Her damit, sage ich!"
Für die Freunde Kasperl und Seppel beginnt von nun an ein großes Abenteuer. Sie versuchen die Kaffeemühle der Großmutter wiederzubekommen, doch ihr Plan, den gefürchteten Räuber Hotzenplotz zu überlisten, schlägt fehl. Denn er sperrt sie in seine Höhle im Wald und verkauft Kasperl an den gefährlichen Zauberer Petrosilius Zwackelmann. Der wiederum hält eine in eine Unke verwandelte Fee bei sich gefangen. Doch Kasperl kann ihr helfen und die Fee hilft Kasperl, sodass der böse Zauberer und der Räuber Hotzenplotz letzten Endes das Nachsehen haben.
"Der Räuber Hotzenplotz" bedient das literarische Genre der Kasperlgeschichte. Das klassische Ensemble mit Kasperl, Seppel, Wachtmeister, Großmutter und Räuber wird ergänzt durch Märchenelemente wie einem Zauberer, einer schönen Fee und einem Wunschring. Kurze Szenen in rascher Abfolge, eine gehörige Portion Sprachwitz, viele Dialoge, kurze Erzähltexte, allerhand Irrungen und Wirrungen - und am Ende ist alles gut.
"Kasperl und Seppel aßen Pflaumenkuchen mit Schlagsahne, bis sie Bauchweh bekamen, und sie waren so glücklich, dass sie mit keinem Menschen getauscht hätten, selbst mit dem Kaiser von Konstantinopel nicht."
Der Lehrer und später hauptberufliche Schriftsteller Otfried Preußler begeisterte sich schon als Kind für lustige Kasperlgeschichten und spielte sie mit seinem Bruder auf dem Dachboden nach. Als er Anfang der 1960er-Jahre mit seinem fantastischen Jugendroman "Krabat" nicht weiterkam, beschloss er - zur eigenen Erheiterung- ein Kasperletheaterstück zu schreiben – jedoch nicht für die Bühne, sondern als Buch. Die größte Schwierigkeit bestand für ihn darin, den Namen des Helden zu finden:
"Für den Räuber brauchte ich einen Namen, wenn ich von dem erzählen wollte, habe lange herumgerätselt, hab mir eine Liste gemacht von allen möglichen in Betracht kommenden Namen, von Pistolinski und Pistolatzki bis weiß ich wohin, bis mir dann plötzlich der Name Hotzenplotz einfiel und der war´s einfach. Das war der Name, den ich gesucht hatte, der auf ihn passte wie´s Rumpelstilzchen auf´s Rumpelstilzchen."
Der Name Hotzenplotz ist keine Erfindung Otfried Preußlers. Es ist ein Städtchen in Mährisch-Schlesien, das dem Schriftsteller aus seiner Schulzeit in Erinnerung geblieben war. Als der Name des Helden feststand, ging alles sehr schnell. Anders als "Krabat", an dem Otfried Preußler mit Unterbrechungen mehr als zehn Jahre lang arbeitete, entstand "Der Räuber Hotzenplotz" in nur rund drei Monaten. Wie alle seine insgesamt 32 Bücher diktierte Otfried Preußler es bei seinen Wanderungen durch den Bayerischen Wald in ein Diktaphon - und zwar nahezu druckfertig. Der Illustrator Franz Josef Tripp gab sein Übriges dazu: Er stattete den Räuber unverwechselbar aus, mit Hakennase, sieben Messern und einem riesigen Räuberhut mit Feder auf dem Kopf.
Bereits 1963, ein Jahr nach seinem Erscheinen, stand "Der Räuber Hotzenplotz" auf der Auswahlliste des Deutschen Jugendliteraturpreises. Genauso wie sieben Jahre später Band zwei mit dem Titel "Neues vom Räuber Hotzenplotz". Otfried Preußler hatte nie vor, eine Fortsetzung zu schreiben, doch er gab dem Drängen tausender Kinder nach. Zum bekannten Ensemble kamen die Hellseherin Frau Schlotterbeck hinzu und ihr in ein Krokodil verwandelter Dackel Wasti. Auch hier erlebt er Leser eine turbulente Jagd auf den gerissenen Räuber mit einem guten Ende. Doch Otfried Preußler hatte vergessen, Wasti zurückzuverwandeln! Wieder erhielt er eine Flut von Briefen und Postkarten. So entstand 1973 der letzte Band der Trilogie, "Hotzenplotz 3", in dem sich alles zum Guten wendet, sogar der Räuber Hotzenplotz. Er beschließt nämlich, ein anständiges und ehrliches Leben zu führen.
"Der Hotzenplotz ist auf Anhieb erfolgreich gewesen."
So Klaus Willberg, Verleger des Stuttgarter Thienemann-Verlags, in dem "Der Räuber Hotzenplotz" seit 50 Jahren erscheint. Band eins befindet sich bereits in der 65. Auflage und weltweit sind inzwischen 7,5 Millionen Hotzenplotz-Bücher verkauft worden, davon allein fünf Millionen in Deutschland. Es gibt Übersetzungen in mehr als 30 Sprachen, darunter afrikaans, litauisch oder russisch.
"In Japan heißt der Räuber Hotzenplotz übrigens Odoboro Hotzenporoso."
"Der Räuber Hotzenplotz" wurde seit 50 Jahren in Text und Illustrationen nicht verändert, von der neuen Rechtschreibung einmal abgesehen. Gründe für den anhaltenden Erfolg gibt es einige: Die Geschichte ist gut erzählt, mit Wort- und Satzverdrehungen und zahlreichen Szenenwechseln findet sich hier Kasperletheater in Buchform. Alle Figuren sind lebendig erzählt, sie bieten Identifikationsflächen und ein großes Potenzial zum Nachspielen. Vor allem aber begegnet Kindern hier ein erwachsener Bösewicht, den sie trotz aller Gefahren durchaus überlisten können, dem sie also überlegen sind.
So sind nicht nur die Hotzenplotz-Bücher erfolgreich. Seit 50 Jahren ist das gleichnamige Theaterstück eines der am häufigsten gespielten Stücke im gesamten deutschsprachigen Raum. Neben Hörspielen auf Schallplatten und Kassetten kam "Der Räuber Hotzenplotz" auch ins Fernsehen, beispielsweise als Kasperlestück in der Augsburger Puppenkiste im Jahr 1967:
"Ich kenne nur einen Menschen im ganzen Landkreis, dem ich ein solches Schurkenstück zutrauen würde. Und das sind Sie, Hotzenplotz!"
Es entstanden Kinofilme, der erste 1974 unter der Regie von Gustav Ehmck, mit Gert Fröbe in der Titelrolle:
"Hach, geben Sie mir doch die Kaffeemühle, bitte, bitte!"
"Aber, das können Sie einer alten Frau doch nicht antun! Wenn ich dran kurble, spielt sie mein Lieblingslied. Hören Sie mal!"
"Eben deshalb! Ich möchte auch so ne Kaffeemühle haben!"
Fünf Jahre später, 1979, kam Teil zwei in die Kinos. 2006 schließlich erfolgte die Neuverfilmung unter der Regie von Gernot Roll, mit Armin Rhode in der Hauptrolle, der auch das aktuelle Hörbuch spricht.
Einen ähnlichen Erfolg wie "Der Räuber Hotzenplotz" können nur wenige deutsche Kinderbücher verzeichnen. Zu ihnen zählen beispielsweise "Die unendliche Geschichte" von Michael Ende oder "Die kleine Hexe", die Otfried Preußler 1957 schrieb, fünf Jahre vor dem Räuber Hotzenplotz.
"Es gab mal eine Zeit in den 1970er-Jahren, da hat man Otfried Preußler vorgeworfen, seine Bücher seien zu wenig politisch. Das hatte aber zur Folge, dass die Absätze in die Höhen gegangen sind und nicht in den Keller gefallen sind."
Die Kritik war für Otfried Preußler nicht immer einfach. Doch er blieb sich stets seinem Anliegen treu. Kinder zu ängstigen und zu verschrecken, hat er immer abgelehnt. Probleme Erwachsener gehören nicht auf die Schultern von Kindern, so Preußler. Die "heile Welt", die seine Kritiker anprangerten, sah er vielmehr als heilende Welt. So heißt es in seiner Biografie:
"Wie oft habe ich schon erlebt, dass mir Kinder schreiben, eine bestimmte Geschichte, in der keine Silbe von Krankheit vorkommt, habe ihnen geholfen, ein wenig besser über die Zeit im Krankenhaus hinwegzukommen. Oder ein Kind findet Trost über den Tod seines Hundes, indem es meine Geschichte von Kasperl und Seppel und der gestohlenen Kaffeemühle liest."
Otfried Preußler war es immer wichtig, die Anliegen von Kindern ernst zu nehmen. Nicht nur in seinen Geschichten wollte er ihnen auf Augenhöhe begegnen, sondern auch privat. Zehntausende Briefe und Postkarten mit Fragen, Bildern oder eigenen Geschichten junger Leserinnen und Leser hat er seit Erscheinen des ersten Bandes erhalten. Allen hat er geantwortet.
"Ich weiß noch, eine Geschichte handelt beim Räuber Hotzenplotz davon, dass er in seiner Stube steht und die Stiefel ausgezogen hat, er steht in Strumpfsocken da, und mein leider verstorbener Freund Franz Josef Tripp, der hat den Hotzenplotz an der entscheidenden Stelle gezeichnet, wo er die Stiefel anhatte. Es haben Dutzende von Lektoren nicht gemerkt, ich hab´s nicht gemerkt, bis der kleine Max mir geschrieben hat, he, wie haben wir´s denn, wie kann der in dem Buch die Stiefel anhaben und er hat nach der Geschichte keine, da hab ich Farbe bekannt und hab mich bei dem Maxl entschuldigt und hab ihm gesagt: Siehste, du bist der erste und einzige, dem das aufgefallen ist! Schönen Dank dafür!"
Inzwischen kommen die meisten Briefe per Mail und es sind Otfried Preußlers Töchter, die sich um seine Korrespondenzen kümmern, da der Schriftsteller mit seinen fast 90 Jahren und nach dem Tod seiner Frau vor sechs Jahren in einer Seniorenresidenz lebt. Doch noch immer werden ohne Ausnahme alle Briefe beantwortet, meistens mit der Unterschrift des Räubers.
Zum 50. Jubiläum des Klassikers erscheinen die drei Hotzenplotz-Bände nun als kolorierte Neuausgaben. Der Illustrator Mathias Weber, bekannt durch seine Jim-Knopf-Illustrationen, hat die insgesamt 250 schwarz-weißen Bilder von Franz Josef Tripp farbig gestaltet. Viel Arbeit, aber ein großer Spaß für den Illustrator, denn die Zeichnungen haben ihn begeistert:
"Grandios! Es sind kräftige, aussagestarke Figuren und einfach Typen, also allein die Frau Schlotterbeck und Petrosilius Zwackelmann, also das sind einfach richtige Charaktere, also starke Figuren. Zeitlos."
Mathias Weber kolorierte die Zeichnungen am Computer. Mit kräftigen Farben ist es ihm gelungen, die bereits skurrilen und ausdrucksstarken Illustrationen noch intensiver zu gestalten. Otfried Preußler reagierte auf diese Neuerung prompt. Er und der Räuber Hotzenplotz freuten sich sehr über das neue farbige Gewand, ließ er den Illustrator in einem Brief wissen. Und auch großen und kleinen Lesern hinterlässt er in der kolorierten Neuausgabe einen Gruß. Auf der ersten Seite heißt es:
"Der Herr Räuber und sein Vater danken allen für erwiesene Treue! Otfried Preußler."
Für die Freunde Kasperl und Seppel beginnt von nun an ein großes Abenteuer. Sie versuchen die Kaffeemühle der Großmutter wiederzubekommen, doch ihr Plan, den gefürchteten Räuber Hotzenplotz zu überlisten, schlägt fehl. Denn er sperrt sie in seine Höhle im Wald und verkauft Kasperl an den gefährlichen Zauberer Petrosilius Zwackelmann. Der wiederum hält eine in eine Unke verwandelte Fee bei sich gefangen. Doch Kasperl kann ihr helfen und die Fee hilft Kasperl, sodass der böse Zauberer und der Räuber Hotzenplotz letzten Endes das Nachsehen haben.
"Der Räuber Hotzenplotz" bedient das literarische Genre der Kasperlgeschichte. Das klassische Ensemble mit Kasperl, Seppel, Wachtmeister, Großmutter und Räuber wird ergänzt durch Märchenelemente wie einem Zauberer, einer schönen Fee und einem Wunschring. Kurze Szenen in rascher Abfolge, eine gehörige Portion Sprachwitz, viele Dialoge, kurze Erzähltexte, allerhand Irrungen und Wirrungen - und am Ende ist alles gut.
"Kasperl und Seppel aßen Pflaumenkuchen mit Schlagsahne, bis sie Bauchweh bekamen, und sie waren so glücklich, dass sie mit keinem Menschen getauscht hätten, selbst mit dem Kaiser von Konstantinopel nicht."
Der Lehrer und später hauptberufliche Schriftsteller Otfried Preußler begeisterte sich schon als Kind für lustige Kasperlgeschichten und spielte sie mit seinem Bruder auf dem Dachboden nach. Als er Anfang der 1960er-Jahre mit seinem fantastischen Jugendroman "Krabat" nicht weiterkam, beschloss er - zur eigenen Erheiterung- ein Kasperletheaterstück zu schreiben – jedoch nicht für die Bühne, sondern als Buch. Die größte Schwierigkeit bestand für ihn darin, den Namen des Helden zu finden:
"Für den Räuber brauchte ich einen Namen, wenn ich von dem erzählen wollte, habe lange herumgerätselt, hab mir eine Liste gemacht von allen möglichen in Betracht kommenden Namen, von Pistolinski und Pistolatzki bis weiß ich wohin, bis mir dann plötzlich der Name Hotzenplotz einfiel und der war´s einfach. Das war der Name, den ich gesucht hatte, der auf ihn passte wie´s Rumpelstilzchen auf´s Rumpelstilzchen."
Der Name Hotzenplotz ist keine Erfindung Otfried Preußlers. Es ist ein Städtchen in Mährisch-Schlesien, das dem Schriftsteller aus seiner Schulzeit in Erinnerung geblieben war. Als der Name des Helden feststand, ging alles sehr schnell. Anders als "Krabat", an dem Otfried Preußler mit Unterbrechungen mehr als zehn Jahre lang arbeitete, entstand "Der Räuber Hotzenplotz" in nur rund drei Monaten. Wie alle seine insgesamt 32 Bücher diktierte Otfried Preußler es bei seinen Wanderungen durch den Bayerischen Wald in ein Diktaphon - und zwar nahezu druckfertig. Der Illustrator Franz Josef Tripp gab sein Übriges dazu: Er stattete den Räuber unverwechselbar aus, mit Hakennase, sieben Messern und einem riesigen Räuberhut mit Feder auf dem Kopf.
Bereits 1963, ein Jahr nach seinem Erscheinen, stand "Der Räuber Hotzenplotz" auf der Auswahlliste des Deutschen Jugendliteraturpreises. Genauso wie sieben Jahre später Band zwei mit dem Titel "Neues vom Räuber Hotzenplotz". Otfried Preußler hatte nie vor, eine Fortsetzung zu schreiben, doch er gab dem Drängen tausender Kinder nach. Zum bekannten Ensemble kamen die Hellseherin Frau Schlotterbeck hinzu und ihr in ein Krokodil verwandelter Dackel Wasti. Auch hier erlebt er Leser eine turbulente Jagd auf den gerissenen Räuber mit einem guten Ende. Doch Otfried Preußler hatte vergessen, Wasti zurückzuverwandeln! Wieder erhielt er eine Flut von Briefen und Postkarten. So entstand 1973 der letzte Band der Trilogie, "Hotzenplotz 3", in dem sich alles zum Guten wendet, sogar der Räuber Hotzenplotz. Er beschließt nämlich, ein anständiges und ehrliches Leben zu führen.
"Der Hotzenplotz ist auf Anhieb erfolgreich gewesen."
So Klaus Willberg, Verleger des Stuttgarter Thienemann-Verlags, in dem "Der Räuber Hotzenplotz" seit 50 Jahren erscheint. Band eins befindet sich bereits in der 65. Auflage und weltweit sind inzwischen 7,5 Millionen Hotzenplotz-Bücher verkauft worden, davon allein fünf Millionen in Deutschland. Es gibt Übersetzungen in mehr als 30 Sprachen, darunter afrikaans, litauisch oder russisch.
"In Japan heißt der Räuber Hotzenplotz übrigens Odoboro Hotzenporoso."
"Der Räuber Hotzenplotz" wurde seit 50 Jahren in Text und Illustrationen nicht verändert, von der neuen Rechtschreibung einmal abgesehen. Gründe für den anhaltenden Erfolg gibt es einige: Die Geschichte ist gut erzählt, mit Wort- und Satzverdrehungen und zahlreichen Szenenwechseln findet sich hier Kasperletheater in Buchform. Alle Figuren sind lebendig erzählt, sie bieten Identifikationsflächen und ein großes Potenzial zum Nachspielen. Vor allem aber begegnet Kindern hier ein erwachsener Bösewicht, den sie trotz aller Gefahren durchaus überlisten können, dem sie also überlegen sind.
So sind nicht nur die Hotzenplotz-Bücher erfolgreich. Seit 50 Jahren ist das gleichnamige Theaterstück eines der am häufigsten gespielten Stücke im gesamten deutschsprachigen Raum. Neben Hörspielen auf Schallplatten und Kassetten kam "Der Räuber Hotzenplotz" auch ins Fernsehen, beispielsweise als Kasperlestück in der Augsburger Puppenkiste im Jahr 1967:
"Ich kenne nur einen Menschen im ganzen Landkreis, dem ich ein solches Schurkenstück zutrauen würde. Und das sind Sie, Hotzenplotz!"
Es entstanden Kinofilme, der erste 1974 unter der Regie von Gustav Ehmck, mit Gert Fröbe in der Titelrolle:
"Hach, geben Sie mir doch die Kaffeemühle, bitte, bitte!"
"Aber, das können Sie einer alten Frau doch nicht antun! Wenn ich dran kurble, spielt sie mein Lieblingslied. Hören Sie mal!"
"Eben deshalb! Ich möchte auch so ne Kaffeemühle haben!"
Fünf Jahre später, 1979, kam Teil zwei in die Kinos. 2006 schließlich erfolgte die Neuverfilmung unter der Regie von Gernot Roll, mit Armin Rhode in der Hauptrolle, der auch das aktuelle Hörbuch spricht.
Einen ähnlichen Erfolg wie "Der Räuber Hotzenplotz" können nur wenige deutsche Kinderbücher verzeichnen. Zu ihnen zählen beispielsweise "Die unendliche Geschichte" von Michael Ende oder "Die kleine Hexe", die Otfried Preußler 1957 schrieb, fünf Jahre vor dem Räuber Hotzenplotz.
"Es gab mal eine Zeit in den 1970er-Jahren, da hat man Otfried Preußler vorgeworfen, seine Bücher seien zu wenig politisch. Das hatte aber zur Folge, dass die Absätze in die Höhen gegangen sind und nicht in den Keller gefallen sind."
Die Kritik war für Otfried Preußler nicht immer einfach. Doch er blieb sich stets seinem Anliegen treu. Kinder zu ängstigen und zu verschrecken, hat er immer abgelehnt. Probleme Erwachsener gehören nicht auf die Schultern von Kindern, so Preußler. Die "heile Welt", die seine Kritiker anprangerten, sah er vielmehr als heilende Welt. So heißt es in seiner Biografie:
"Wie oft habe ich schon erlebt, dass mir Kinder schreiben, eine bestimmte Geschichte, in der keine Silbe von Krankheit vorkommt, habe ihnen geholfen, ein wenig besser über die Zeit im Krankenhaus hinwegzukommen. Oder ein Kind findet Trost über den Tod seines Hundes, indem es meine Geschichte von Kasperl und Seppel und der gestohlenen Kaffeemühle liest."
Otfried Preußler war es immer wichtig, die Anliegen von Kindern ernst zu nehmen. Nicht nur in seinen Geschichten wollte er ihnen auf Augenhöhe begegnen, sondern auch privat. Zehntausende Briefe und Postkarten mit Fragen, Bildern oder eigenen Geschichten junger Leserinnen und Leser hat er seit Erscheinen des ersten Bandes erhalten. Allen hat er geantwortet.
"Ich weiß noch, eine Geschichte handelt beim Räuber Hotzenplotz davon, dass er in seiner Stube steht und die Stiefel ausgezogen hat, er steht in Strumpfsocken da, und mein leider verstorbener Freund Franz Josef Tripp, der hat den Hotzenplotz an der entscheidenden Stelle gezeichnet, wo er die Stiefel anhatte. Es haben Dutzende von Lektoren nicht gemerkt, ich hab´s nicht gemerkt, bis der kleine Max mir geschrieben hat, he, wie haben wir´s denn, wie kann der in dem Buch die Stiefel anhaben und er hat nach der Geschichte keine, da hab ich Farbe bekannt und hab mich bei dem Maxl entschuldigt und hab ihm gesagt: Siehste, du bist der erste und einzige, dem das aufgefallen ist! Schönen Dank dafür!"
Inzwischen kommen die meisten Briefe per Mail und es sind Otfried Preußlers Töchter, die sich um seine Korrespondenzen kümmern, da der Schriftsteller mit seinen fast 90 Jahren und nach dem Tod seiner Frau vor sechs Jahren in einer Seniorenresidenz lebt. Doch noch immer werden ohne Ausnahme alle Briefe beantwortet, meistens mit der Unterschrift des Räubers.
Zum 50. Jubiläum des Klassikers erscheinen die drei Hotzenplotz-Bände nun als kolorierte Neuausgaben. Der Illustrator Mathias Weber, bekannt durch seine Jim-Knopf-Illustrationen, hat die insgesamt 250 schwarz-weißen Bilder von Franz Josef Tripp farbig gestaltet. Viel Arbeit, aber ein großer Spaß für den Illustrator, denn die Zeichnungen haben ihn begeistert:
"Grandios! Es sind kräftige, aussagestarke Figuren und einfach Typen, also allein die Frau Schlotterbeck und Petrosilius Zwackelmann, also das sind einfach richtige Charaktere, also starke Figuren. Zeitlos."
Mathias Weber kolorierte die Zeichnungen am Computer. Mit kräftigen Farben ist es ihm gelungen, die bereits skurrilen und ausdrucksstarken Illustrationen noch intensiver zu gestalten. Otfried Preußler reagierte auf diese Neuerung prompt. Er und der Räuber Hotzenplotz freuten sich sehr über das neue farbige Gewand, ließ er den Illustrator in einem Brief wissen. Und auch großen und kleinen Lesern hinterlässt er in der kolorierten Neuausgabe einen Gruß. Auf der ersten Seite heißt es:
"Der Herr Räuber und sein Vater danken allen für erwiesene Treue! Otfried Preußler."