"Als Mädchen war ich eine Ausnahme unter Jungs, und ich wurde bei den Jungs, die manchmal richtig brutal gegen Mädchen sein können, anerkannt", erzählt Christa Kleinhans über ihre fußballerischen Anfänge in den 50er-Jahren. "Die Straße, in der ich gewohnt habe, die heute so frequentiert ist. Da spielte eine Ecke gegen die andere und die Christa, die mischte da fleißig mit und war wirklich eine gute Spielerin."
Fußball sei für sie ein Herzenswunsch gewesen, den Mädchen sich nicht erfüllen konnten. Ihre Eltern hätten allerdings nichts dagegen gehabt. So war ihre Freude enorm, als sie im Verein spielen konnte.
DFB verbietet Frauenfußball für 15 Jahre
Dabei hatte der DFB 1955 seinen Vereinen verboten, Frauenfußballmannschaften zu gründen oder Frauen überhaupt nur den Sportplatz zu überlassen.
"Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand", begründete der DFB damals die Entscheidung. Eine Entscheidung, die im damals herrschenden gesellschaftlichen Klima größtenteils unterstützt wurde.
Vor dem Vater verstecken
Das erlebte auch Maria Breuer. Als Kind spielte sie auf dem Dorfplatz mit den Jungen und musste sich schnell verstecken, wenn der Pfarrer vorbeikam. Das Tor ihrer Mannschaft blieb dann unbewacht.
Ein Lehrer ließ sie als Junge verkleidet allerdings in der Schulmannschaft spielen. Als sie im nahegelegenen Bad-Neuenahr von einer Frauenmannschaft erfuhr, begann sie dort zu spielen - wieder im Tor. 1970, im selben Jahr, in dem der DFB sein Frauenfußball-Verbot abschaffte.
Christa Kleinhans spielte auch während des Verbots. "Es ist widerlich gewesen", sagt sie über das Verhalten des DFB zu dieser Zeit. Doch sie hätten sich daran überhaupt nicht gestört. "Wir wollten spielen und wir hätten alles gegeben, nur um spielen zu dürfen. Und das taten wir auch mit viel Herzblut."
Freundschaften von damals bestünden noch heute. Wenn sie ein Jahrzehnt ihres Lebens noch einmal leben dürfte, dann sei das die Zeit von 1956 bis 1965. "Das war für mich die schönste Zeit meines Lebens."
"Irgendjemand war da, der uns anmotzte"
Mediales Interesse habe es kaum gegeben und die Strukturen waren minimalistisch: "Das Verbot beinhaltete ja auch, dass die Vereine keinen Schiedsrichter, keinen Linienrichter, keinen Trainer stellen durften - immer unter Androhung von Strafe."
Auch einen Platz zu finden, war schwierig: "Irgendjemand war da, der uns anmotzte oder ein Vereinsführender hat uns weggejagt: 'Macht, dass ihr wegkommt.'" Letztendlich suchte man sich eine Fläche im Park und entfernte Maulwurfshügel und Gestrüpp selbst. In Ermangelung eines Trainers arbeitete die Mannschaft autodidaktisch.
Maria Breuer fand 1970 andere Bedingungen vor: Trainer, Co-Trainer und ein Hartplatz, bei dem auch das Flutlicht angeschaltet wurde. Schon im Mai gab es ein Turnier mit 12 Mannschaften und da der DFB noch keinen Frauenfußball unterstützte, fuhr Bad-Neuenahr im Oktober als Stadtmannschaft zur ersten, noch inoffiziellen WM nach Italien.
"Wir hatten schon da das Gefühl: Das kann was werden", sagt Breuer. Die WM mit 5.000 Zuschauern im Stadion in Genua und der Nationalhymne "das war schon erhebend, das mitzuerleben", sagt Breuer. Der sexistische Kommentar zur WM im deutschen Fernsehen von Wim Thoelke habe ihnen sicherlich nicht gefallen, erinnert sich Breuer. Das habe sie aber erst recht nicht vom Fußball abgehalten.
"Negatives, dummes Zeug"
Christa Kleinhans sagt auch heute, ihre Leistung und die ihrer Mitstreiterinnen sei vom DFB niemals gewürdigt worden. Sie wolle nicht ausführen, was die DFB-Spitze, teils mit Nazi-Vergangenheit, für negatives, dummes Zeug erzählt hätten. Diese Männer seien sich vorgekommen wie Sittenwächter und hätten die Frauen als schwach und den Fußball als für sie ungesund dargestellt. "Die Frau musste nur für ihren Mann da sein", beschreibt Kleinhans deren Weltbild.
Maria Breuer findet zumindest positive Worte für den Fußballverband Rheinland. Der habe ihre Generation von Spielerinnen unterstützt.
Hoffnung auf die WM 2027 und einen Schub
Für die aktuelle Generation wünscht sich Breuer einen Schub durch ein Großereignis - etwa eine Heim-WM 2027. 2011 sei der erhoffte Effekt leider verpufft, weil die deutsche Mannschaft das Halbfinale nicht erreichte, meint Breuer, die heute als Abteilungsleiterin beim TuS Wörrstadt tätig ist.
Christa Kleinhans wünscht sich für die Zukunft, dass zumindest in der Frauen-Bundesliga mehr Zuschauer zu den Spielen kommen. So würde sich der Sport weiterentwickeln und mehr Nachwuchs herangezogen. Die Frauen sollten außerdem den Kampf - auch gegen den DFB - weiter führen und weitere Möglichkeiten für sich fordern.