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50 Jahre Gleichberechtigung
Die Aufhebung der Rassentrennung in den USA

Hotels, Busse, Sanitäranlagen: 1964 wurde die Rassentrennung in öffentlichen Einrichtungen in den USA aufgehoben. Mit dem Civil Rights Act verabschiedete Präsident Johnson das wohl wichtigste amerikanische Bürgerrechtsgesetz. Doch der Traum Martin Luther Kings von vollständiger Gleichberechtigung ist noch immer nicht erfüllt.

Von Katja Ridderbusch |
    Nach der Unterzeichnung des Bürgerrechts-Gesetzes am 2.7.1964 in Washington DC. reicht US-Präsident Lyndon Baines Johnson (l) den Federhalter an den Bürgerrechtler Martin Luther King weiter und gibt ihm die Hand. Das Bürgerrechtsgesetz sollte eine Gleichberechtigung der farbigen Bevölkerung in den Vereinigten Staaten von Amerika garantieren und galt als eine der wichtigsten Gesetzes-Entscheidungen in der Geschichte der USA. King wurde am 4.4.1968 im Alter von 39 Jahren in Memphis von James Earl Ray erschossen.
    Nach Unterzeichnung des Bürgerrechts-Gesetzes am 2.7.1964 in Washington DC. reicht US-Präsident Lyndon Baines Johnson (l) den Federhalter an den Bürgerrechtler Martin Luther King weiter. (picture-alliance / dpa / epa AFP)
    Wir glauben, dass alle Menschen gleich sind. Doch vielen wird gleiche Behandlung verweigert. Das sagte der amerikanische Präsident Lyndon B. Johnson in seiner Fernsehansprache am Abend des 2. Juli 1964. Die Verfassung verbiete eine derartige Ungleichheit, ebenso die Moral – und schließlich das Gesetz, das er in dieser Stunde unterzeichnen werde.
    Kurz darauf setzte Johnson im East Room des Weißen Hauses seine Unterschrift unter den Civil Rights Act, das wohl wichtigste Bürgerrechtsgesetz der USA. Er benutzte dafür – symbolisch – 100 Füllfederhalter, die er im Anschluss an die anwesenden Gäste verteilte. Das Gesetz hob die bis dahin – im Norden de facto, im Süden de jure - bestehende Rassentrennung in öffentlichen Einrichtungen auf – in Hotels und Restaurants, Bussen, Zügen, Krankenhäusern und Sanitäranlagen.
    "Das Bürgerrechtsgesetz von 1964 hat eine Norm in Amerika verändert. Es war das erste Mal, dass die Regierung Afroamerikaner als US-Staatsbürger wirklich ernst nahm."
    Sagt Carol Anderson, Historikerin an der Emory Universität in Atlanta im Südstaat Georgia. 50 Jahre später: Auf einer Veranstaltung zum Geburtstag des Civil Rights Act spricht auch der Mann, der seinen eigenen Aufstieg als Ergebnis des Bürgerrechtsgesetzes sieht - Barack Obama, der erste schwarze Präsident der USA:
    "Dank der Bürgerrechtsbewegung und dank des Gesetzes, das Präsident Johnson unterzeichnet hat, haben sich neue Türen geöffnet – für euch und für mich. Deshalb stehe ich heute hier, als Erbe all der politischen Mühen."
    Doch der Weg zu diesem Gesetz war ein steiniger. Seit dem Ende des amerikanischen Bürgerkrieges 1865 war die Sklaverei zwar abgeschafft. Aber von einer Gleichstellung der Afroamerikaner war das Land noch immer weit entfernt.
    Im Süden schrieben die sogenannten "Jim-Crow-Gesetze" die Rassentrennung weiterhin fest. Weiße und Schwarze benutzten verschiedene öffentliche Einrichtungen; dabei lag der Standard der Einrichtungen für Schwarze weit unter dem für Weiße. Historikerin Carol Anderson:
    "Es gab eine Liste, die Afroamerikaner damals das 'Grüne Buch' nannten. Darin waren die Restaurants und Hotels aufgeführt, in denen Afroamerikaner, wenn sie auf Reisen waren, essen, trinken und übernachten konnten."
    1954 erklärte der Oberste Gerichtshof der USA die Rassentrennung in Schulen für gesetzeswidrig und ordnete deren Aufhebung an. Doch viele Staaten im Süden sperrten sich gegen die Umsetzung - und der Zorn unter der afroamerikanischen Bevölkerung wuchs.
    Barack Obama: der erste schwarze Präsident der USA

    Präsident Barak Obama sitzt auf dem berühmten Sitz der Rosa Parks im Henry Ford Museum.
    Präsident Barak Obama sitzt auf dem berühmten Sitz der Rosa Parks im Henry Ford Museum. (picture-alliance / dpa / Pete Souza)
    1955 weigerte sich die Schneiderin Rosa Parks, ihren Platz in einem Linienbus in Montgomery, Alabama, für einen weißen Fahrgast zu räumen – und wurde festgenommen. Der Fall Rosa Parks gilt – neben dem Lynchmord an dem 14-jährigen Emmett Till in Mississippi im gleichen Jahr – als Geburtsstunde der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Jahre später sagte Rosa Parks in einem Interview:
    "Als ich verhaftet wurde, hatte ich keine Ahnung, wie die Reaktion der Bürger sein würde. Ich fand es einfach falsch und unfair, dass Passagiere, die den gleichen Fahrpreis bezahlten, so ungleich behandelt wurden."
    Mittlerweile ist bekannt, dass der zivile Ungehorsam der Rosa Parks weniger spontan war, als sie es lange glauben machen wollte - sondern wohl vorbereitet von den frühen Kämpfern des Civil Rights Movement.
    Die Spannungen nahmen weiter zu: 1957 verwehrten in Little Rock, Arkansas, empörte Bürger neun schwarzen Jugendlichen den Zugang zur – bis dahin ausschließlich weißen - Little Rock Central High School. Der damalige Präsident Dwight D. Eisenhower ließ die Nationalgarde aufmarschieren und den Weg für die Schüler freiräumen. Die Aktion machte Schlagzeilen im ganzen Land.
    Im Mai 1963 verweigerte der Gouverneur von Alabama, George Wallace, schwarzen Studenten die Aufnahme in die staatliche Universität von Tuscaloosa. Rassentrennung jetzt, Rassentrennung morgen, Rassentrennung für immer, hatte Wallace zuvor markig und unter frenetischem Jubel seiner Anhänger getönt. Er sollte schon bald eines Besseren belehrt werden.
    Wenige Monate später, im August 1963, versammelten sich 200.000 Menschen zum legendären "Marsch auf Washington", einer der größten friedlichen Protestkundgebungen in der Geschichte der USA. Künstler wie Joan Baez und Bob Dylan traten auf, ebenso der Baptistenprediger Martin Luther King Jr., der zur Symbolfigur der Bürgerrechtsbewegung geworden war.
    "I have a dream that my four little children will one day live in a nation where they will not be judged by the color of their skin but by the content of their character."
    Hier hielt King jene Rede, die ihn zur amerikanischen Ikone machen sollte. Die immer aufgeheiztere Stimmung im Land zwang Präsident John F. Kennedy schließlich dazu, sich der Bürgerrechte anzunehmen. Bis dahin hatte er das Thema weitgehend gemieden; die Außenpolitik im Kalten Krieg hatte Vorrang.
    Martin Luther King: Symbolfigur der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung
    Im Juni 1963 legte Kennedy dem Kongress einen Entwurf für ein umfassendes Bürgerrechtsgesetz vor, fand aber keine Mehrheit. Es war Kennedys Nachfolger Lyndon B. Johnson - dessen Name bis heute vor allem mit dem Vietnamkrieg verbunden ist -, der das Gesetz gegen die Blockaden der Südstaaten durch den Kongress brachte.
    Johnson war Realist, sagt Historikerin Carol Anderson. Er wusste, dass damit der Süden des Landes für seine Partei, die Demokraten, auf lange Zeit verloren sein würde.
    "Ihm war klar, dass er einen hohen Preis dafür zahlen würde, dass er die Bürgerrechtsbewegung unterstützte. Und das ist etwas, was kein Politiker, weder Republikaner noch Demokrat, bis dahin bereit war zu tun."
    Der Civil Rights Act schaffte eine Rechtsnorm, aber der Widerstand im Alltag bröckelte nur langsam, und die Diskriminierung von Afroamerikanern hielt sich hartnäckig. Zum Beispiel in Form von Schreib- und Lesetests für die Zulassung zu Wahlen.
    Deshalb legte Johnson nach; 1965 verabschiedete der Kongress den Voting Rights Act, der freie Wahlen für alle Bürger garantieren sollte. Die Folge: Innerhalb von vier Jahren verdoppelte sich die Zahl der registrierten Wähler in den Südstaaten. Ferner führte Johnson staatliche Krankenversicherungen für Rentner und Arme ein: Medicare und Medicaid.
    Die Integration des Gesundheitswesens brachte konkrete Erleichterung - auch und vor allem für die schwarze Bevölkerung. Für Historikerin Anderson ist dies eine der wichtigsten Errungenschaften der Civil-Rights-Ära:
    "Medicaid und Medicare waren Meilensteine. In Zeiten der Rassentrennung mussten schwarze Patienten zu schwarzen Ärzten und in schwarze Krankenhäuser gehen; das Problem war nur, dass es zu wenige davon gab."
    50 Jahre später knüpft Präsident Obama mit seiner Gesundheitsreform an Johnsons Sozialprogramme an. Linda Graham gehört zu denen, die heute davon profitieren:
    "Darauf bin ich so stolz. Dass ich jetzt eine bezahlbare Krankenversicherung habe. Vorher konnte ich mir keine Versicherung leisten. Wenn ich in private Arztpraxen und Krankenhäuser gegangen bin, haben sie mich weggeschickt."
    "Obamacare" knüpft an Johnsons Gesundheitsreform an

    Gips am Arm mit der Aufschrift;: "I love Obamacare"
    Obamacare: 50 Jahre nach der Gesundheitsreform von Lyndon B. Johnson (AFP)
    Graham, mit rundem Gesicht und blitzblanken Augen, war vier Jahre alt, als der Civil Rights Act verabschiedet wurde. Sie erinnert sich an die Freude, die ihre Eltern und Großeltern damals empfunden haben:
    "Meine Großmutter erzählte mir, dass sie früher nicht wählen durfte, dass sie keine Toiletten für Weiße benutzen durfte. Also, da bin schon froh, dass ich nicht in dieser Zeit lebe."
    Grahams Großeltern haben noch auf den Baumwollfeldern von Georgia gearbeitet. Linda verdient ihr Geld als Kinderfrau für mehrere - vorwiegend weiße - Familien in Atlanta. Sie habe einen guten Job, sagt sie. Sei zufrieden mit ihrem Leben. Stacey Abrams ist mehr als nur zufrieden. Die 40-Jährige ist Oppositionsführerin der Demokraten im Repräsentantenhaus von Georgia. Sie studierte an der Eliteschmiede Yale, arbeitete als Anwältin und Unternehmerin und ist erfolgreiche Romanautorin. Eine schwarze Erfolgsgeschichte in Amerika.
    "Ich denke oft darüber nach. Und ich bezweifele, dass meine beruflichen Erfolge ohne das Bürgerrechtsgesetz von 1964 überhaupt möglich gewesen wären."
    Abrams und ihre fünf Geschwister wuchsen in bescheidenen Verhältnissen in Mississippi auf. Ihre Eltern arbeiteten als Seelsorger, waren selbst in tiefe Armut geboren worden.
    "Der Civil Rights Act war ein Wendepunkt, ein Signal für meine Eltern und deren Generation, dass es trotz einer Kindheit in Zeiten von Rassentrennung und Diskriminierung doch Hoffnung gab; Hoffnung, dass die Dinge auch gut laufen können."
    Dennoch ist der Politikerin bewusst, dass eine vollständige und selbstverständliche Gleichstellung von Schwarzen und Weißen noch weit in der Zukunft liegt. Sie sei eine afroamerikanische Frau, sagt sie.
    "Das sieht jeder in der Minute, in der er mich trifft. Und es wäre naiv von mir zu erwarten, dass Rasse keine Rolle in diesem Land spielt."
    Abrams erinnert sich, dass sie als Kind in Mississippi einen Schreibwettbewerb gewann. Doch als sie den Preis entgegennehmen wollte, geschah Folgendes:
    "Die Mitglieder des Komitees wollten mir den Preis nicht geben, weil sie nicht glaubten, dass ich die rechtmäßige Empfängerin war. Stacey Abrams ist kein typischer afroamerikanischer Name, und offensichtlich erwarteten sie jemanden, der völlig anders aussah. Es konnte einfach nicht sein, dass ich es war, die den preisgekrönten Beitrag geschrieben hatte."
    Auch Linda Graham hat Erfahrungen mit dem alltäglichen Rassismus gemacht. Viele Jahre sei das her, erzählt sie, als sie für eine Familie mit einem fünfjährigen Jungen arbeitete. Und der plapperte nach, was er offenbar von seinen Eltern immer wieder hörte:
    "Er fluchte und beschimpfte mich. Er sagte, du bist schwarz, du hast nichts in unserem Haus verloren, scher dich zum Teufel. Und er benutzte das N-Wort."
    Das N-Wort: Nigger. Mehrere Tage ging das so. Graham war fassungslos. Sprach mit den Eltern, aber die zuckten nur mit den Schultern. Dann kündigte sie. Historikerin Carol Anderson ist nicht überrascht:
    "Rassismus ist lebendig in Amerika. Und wenn jemand meint, je weniger wir über das Thema reden, desto schneller verschwindet es vom Radar, dann kann ich nur antworten: Auf welchem Planeten lebst du?"
    Zwar hat sich die wirtschaftliche Situation der meisten Afroamerikaner seit 1964 deutlich verbessert. Das Durchschnittseinkommen einer vierköpfigen schwarzen Familie ist von 22.000 Dollar auf 40.000 Dollar gestiegen, liegt aber noch immer unter dem Durchschnittseinkommen der Weißen.
    "Rassismus ist lebendig in Amerika"
    Die Armutsrate unter schwarzen Amerikanern bewegt sich mit knapp 26 Prozent deutlich über dem Landesdurchschnitt von 14 Prozent. Und auch die Arbeitslosigkeit unter Afroamerikanern ist doppelt so hoch wie unter Weißen. Das Recht zu wählen: Nach Ansicht vieler Afroamerikaner ist das die wohl wichtigste Errungenschaft des Civil Rights Act und des nachfolgenden Wahlrechtsgesetzes. Auch für Linda Graham:
    "Sobald ich 18 war, habe ich mich registriert. Und habe seither keine Wahl ausgelassen. Wenn ich heute wählen gehe, nehme ich meinen Enkel mit. Und erkläre ihm: Nimm das niemals als selbstverständlich, denn in den 60er-Jahren durften wir Schwarze nicht wählen."
    Bei den Präsidentschaftswahlen 2012 – als Präsident Obama für eine zweite Amtszeit kandidierte - übertraf die Wahlbeteiligung der Afroamerikaner zum ersten Mal in der Geschichte die Wahlbeteiligung der Weißen. Doch die Statistik kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass bis heute Afroamerikaner ebenso wie Einwanderer aus Lateinamerika in Teilen der USA an der Stimmabgabe gehindert werden erklärt Carol Anderson:
    "Es gab in einigen Bundesstaaten die Möglichkeit, bereits vor dem Wahltermin die Stimme abzugeben, an einem Samstag oder Sonntag. Das haben traditionell viele Afroamerikaner genutzt. Mehrere Bundesstaaten haben diese Möglichkeit eingestellt."
    Ferner haben manche Kommunen ihre Wahlkreise neu festgelegt und damit viele schwarze Kandidaten von ihren angestammten Wählern abgeschnitten. Auch wurde die Zulassung zur Stimmabgabe verschärft, indem Wähler gleich mehrere Ausweise vorlegen müssen – und Ausweisdokumente seien in ärmeren Bevölkerungsgruppen eben weniger verbreitet, sagt Anderson.
    Seit 1965 soll der Voting Rights Act freie Wahlen garantieren

    Ein Polizist stellt in Wrentham, Massachusetts, das Wahl-Schild auf
    Das Recht zu wählen: Nach Ansicht vieler Afroamerikaner die wohl wichtigste Errungenschaft des Civil Rights Act und des nachfolgenden Wahlrechtsgesetzes. (picture alliance / dpa)
    Die größte Lücke zwischen Gesetzestext und Wirklichkeit klafft noch immer im Bereich der Schulbildung. Zwar ist die Zahl der afroamerikanischen Highschool-Absolventen seit 1964 deutlich angestiegen. Aber Bildung bleibt in weiten Teilen Amerikas ein Zweiklassensystem – getrennt nach armen und reichen Wohnvierteln, nach Hautfarbe und sozialem Status.
    So sind die meisten Kinder, die die öffentlichen Schulen in den Innenstädten besuchen, schwarz und arm. Linda Graham wird bitter, wenn sie an die Schulzeit ihres Sohnes denkt. Der hatte eine Lernschwäche, erzählt sie, doch in der Schule habe er keine Hilfe bekommen.
    "Seine Probleme wurden einfach unter den Teppich gekehrt. Ich habe gebettelt, ich habe gedroht, aber niemand hat uns geholfen. Niemand."
    Linda Grahams Sohn ist heute 34 und bezieht Behindertenrente. Er hat mittlerweile selbst einen 11-jährigen Sohn – und auch der leidet unter einer Lern- und Aufmerksamkeitsstörung. Für Graham ist es, als wiederhole sich ihr Albtraum.
    "Das ist das Gleiche wie damals. Nichts hat sich geändert. Die Schulen sind hilflos, sie schieben Schüler ab, die nicht so sind wie andere. Die Lehrer sind unterbezahlt, sie sind gestresst, und sie wollen nicht mit den Problemen unserer Kinder belästigt werden."
    Doch nicht nur Schüler mit Lernschwäche bleiben im Bildungssystem der USA häufig auf der Strecke.
    Die meisten Kinder aus bedürftigen Familien – und die sind mehrheitlich schwarz - liegen in den öffentlichen Schulen weit unter dem Leistungsdurchschnitt. Vor allem in Naturwissenschaften und Mathematik. Historikerin Anderson:
    Bildung als Schlüssel für Gleichberechtigung
    "In den Schulen, die vor allem von Afroamerikanern und Latinos besucht werden, geht der Lernstoff in Mathematik in der Regel nicht über Algebra hinaus. Aber das heißt ja nicht, dass diese Kinder dumm sind."
    Bildung ist der Schlüssel, um den Teufelskreis der Armut, der Ungleichheit, der Rassentrennung zu durchbrechen. Da sind sich Linda Graham und Stacey Abrams einig, die Kinderfrau und die Politikerin. Doch beide sind – 50 Jahre nach dem Civil Rights Act von 1964 - nur bedingt optimistisch.
    Ob ihr Enkel einmal bessere Startbedingungen ins Berufsleben haben werde als ihr Sohn? Graham zuckt mit den Schultern. Sie weiß es nicht, hofft es aber, sagt sie. Tatsache ist: Die Hautfarbe bestimmt noch immer zu weiten Teilen die Bildungschancen in Amerika. Viele, zu viele Schüler würden in eine Zukunft des Scheiterns entlassen, sagt Stacey Abrams:
    "Das ist nicht nur moralisch falsch, sondern auch wirtschaftlich dumm. Weil wir eine riesige Gruppe der Bevölkerung mit Bildung unterversorgen. Wenn ich 70 bin, werde ich vielleicht einen Krankenpfleger brauchen, der mir meine Pillen gibt, der aber nicht lesen kann, was auf dem Beipackzettel steht. Das ist einfach schlechte Planung."
    Und eine Aussicht, die einen langen Schatten auf die Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag des Civil Rights Act werfen dürfte.