Archiv

50 Jahre "Jugend forscht"
Und was kommt jetzt?

"Wir wollen mehr sein als nur ein Wettbewerb!", sagt Sven Baszio, Geschäftsführender Vorstand der Stiftung Jugend forscht: "Wir wollen zu einer Art Volksbewegung werden." Im 50. Jubiläumsjahr angekommen, blickt der wohl bekannteste Nachwuchswettbewerb in Deutschland nicht nur auf eine erfolgreiche Zeit zurück, sondern richtet den Blick auch hemdsärmelig in die Zukunft. Derweil ehrte Bundespräsident Gauck in Ludwigshafen die Sieger des diesjährigen Wettbewerbs.

    Felix Knothe aus Sachsen posiert in Künzelsau im Rahmen des Nachwuchswettbewerbs "Jugend forscht" vor dem Logo des Wettbewerbs.
    Jedes Jahr nehmen viele Schüler an dem Wettbewerb "Jugend forscht" teil. (picture alliance / dpa / Sebastian Kahnert)
    Vor allem die Frage, wie man die Förderung von talentierten und interessierten SchülerInnen in Zukunft am besten gestalten kann, treibt die Macher von "Jugend forscht" um. Schulen spielen hier zwar nach wie vor eine zentrale Rolle, doch neue Schulen zu finden, die mitmachen, oder junge Lehrkräfte, die sich engagieren, wird immer schwieriger.
    Große Hoffnungen werden deshalb in die neuen Schülerforschungszentren gesteckt, in von denen inzwischen rund 30 in Deutschland existieren. Hier können sich Kinder und Jugendliche, die interessiert sind, unter fachlicher Begleitung selbst ausprobieren und ihrem Forscherdrang nachgehen. Flächendeckend, so ist die Vorstellung und die Forderung von "Jugend forscht", müsse es solche Zentren eigentlich geben. Dann könnten Jugendliche - so wie in Sportvereinen oder Musikschulen - ihre Fähigkeiten und Ideen ausprobieren und trainieren.
    Programmschwerpunkt: 50 Jahre "Jugend forscht"

    Was wurde aus den Jugendforschern? Eine Multimediapräsentation
    Bundespräsident Joachim Gauck und Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) ehrten in Ludwigshafen die besten deutschen Nachwuchswissenschaftler. Beim Finale bekam der 18 Jahre alte Gymnasiast Lukas Stockner aus dem bayerischen Altötting den Preis des Bundespräsidenten für eine außergewöhnliche Arbeit: Er entwickelte ein computerbasiertes Verfahren, mit dem sich fotorealistische Bilder von Lichtbrechungen erstellen lassen, die zum Beispiel von gefüllten Gläsern erzeugt werden.
    Gauck zeigte sich begeistert von den Teilnehmern: Er wisse, dass er beruhigt auf sein Rentenalter zugehen könne. Die Jungforscher machten ihn glücklich: "Allerdings gilt auch: Sie schaffen all das, weil sie in ihrem Umfeld die nötige Anregung und Unterstützung finden." Als Beispiele nannte er Lehrer, die Mut machen, und Schulen, die mehr sein wollten als "bloße Kopieranstalten für bekanntes Wissen".
    Insgesamt 195 Jugendliche nahmen am Bundesfinale teil
    Den Preis der Bundeskanzlerin für die originellste Arbeit erhielten Florentine Mostaghimi-Gomi (18) und Ole Keim (17) aus Hamburg. Anhand versteinerter Überreste eines von ihnen gefundenen Zwergflusspferdes zeigten sie, dass die Insel Zypern möglicherweise schon viel früher von Säugetieren besiedelt wurde als bislang angenommen.
    In der Sparte "Beste interdisziplinäre Arbeit" setzten sich Jakob Dichgans (17), Daniel Riesterer (18) und Lumen Haendler (18) aus dem baden-württembergischen Überlingen durch. Sie beschäftigten sich mit der Frage, wie man Ökostrom bei Überproduktion speichern und dann in Erdgas umwandeln kann. Die Duisburger Gymnasiasten Myrijam Stoetzer (14) und Paul Foltin (15) entwickelten für Menschen, die etwa wegen einer Verletzung der oberen Halswirbel weitgehend gelähmt sind, einen mit dem Auge und einer Spezialbrille steuerbaren Rollstuhl und gewannen damit den Bundespreis in der Kategorie "Arbeitswelt".
    Sieger im Fach "Biologie" wurde die 18-jährige Mara Lauer aus Kaiserslautern. Sie beschäftigte sich mit dem Lernverhalten von Eseln und Maultieren. Im Fach "Chemie" entwickelte Sieger Maximilian Albers (17) aus Montabaur eine spezielle Wärmebatterie. Patricia Asemann (16) und Robin Heinemann (16) aus Kassel berechneten anhand von zwei 450 Lichtjahren entfernten Planeten die "Bahndaten extrasolarer Systeme" und gewannen bei den "Geo- und Raumwissenschaften".
    Auch einbeinige Roboter können stabil stehen und sich fortbewegen
    Der beste Nachwuchsforscher bei den Mathematikern und Informatikern ist Nils Waßmuth (19) aus Bonn. Er nahm mathematische Exoten genauer unter die Lupe - und zwar sogenannte Sedenionen. Das sind vereinfacht gesagt 16-dimensionale, hyperkomplexe Zahlen. Anselm von Wangenheim (18) überzeugte in der "Physik" und zeigte mit Simulationen, das auch einbeinige Roboter stabil stehen und sich fortbewegen können. Paul Kutzer (18) aus Regensburg überzeugte im Fach "Technik" mit einer Software zum automatischen Lösen von Sudokus.
    Insgesamt nahmen 195 Jugendliche an dem Bundesfinale teil. Unsere Sendung "Campus & Karriere" berichtete vom Jugend-forscht-Finale. Im Gespräch mit Wettbewerbsteilnehmern, Juroren, Organisatoren und unterstützenden Lehrkräften ging es auch um Zukunftsherausforderungen bei der Talentförderung und das Zusammenspiel mit Schulen.
    Der Deutschlandfunk ist bei der 50. Preisverleihung von "Jugend forscht" vor Ort.
    Der Deutschlandfunk ist bei der 50. Preisverleihung von "Jugend forscht" vor Ort. (Sylvia Kraus / Deutschlandradio)
    Die Gesprächsgäste waren:
    • Dr. Sven Baszio, geschäftsführender Vorstand der Stiftung Jugend forscht e. V.
    • Marion Baierl, Chemie-Lehrerin an der Maria-Ward-Schule in Neuburg a.d.Donau, die für ihr Engagement für den Helmholtz-Preis-Lehrerpreis nominiert ist
    • Petra Christiansen, Leiterin der Lise-Meitner-Schule in Berlin-Neukölln und Vorsitzende des Vereins, der das dortige Schülerforschungszentrum betreibt