Die Geschichte des Schweizer Lenos Verlags beginnt mit einem Tippfehler – was für ein Start! Leros sollte der Basler Verlag eigentlich heißen. Doch die Druckerei hatte das schlecht geschriebene R auf den ersten Geschäftspapieren für ein N gehalten. Und da das vierköpfige Verlagsteam gerade gestartet war und über nicht viel mehr als über Begeisterung für Literatur verfügte, konnte man es sich nicht leisten, neue Papiere drucken zu lassen. Seit 50 Jahren heißt der Basler Verlag also nun Lenos Verlag und hat in diesem halben Jahrhundert rund 1.000 Bücher veröffentlicht.
Gründungsverleger Tom Forrer, der bis heute dabei ist, erinnert sich, dass es damals in Zeiten des Bleisatzes "schon ein Ereignis" war, dass ein junger Verlag entstand. Bald merkten die engagierten Macherinnen und Macher allerdings, dass sie ohne Produktionsmittel nur "Broschürli" produzieren konnten. Das änderte sich erst, als man einen Composer erwarb und begann, auch für andere Verlage Bücher zu produzieren. "So haben wir uns langsam finanziert", erinnert sich Forrer. "An einige Dinge haben wir uns immer gehalten: Wir haben nie das Personal ausgeweitet, nie die Produktion vergrößert, wir waren immer äußerst vorsichtig."
"Noch ein Jahr Corona, das wäre ganz schlecht"
Der Schwerpunkt des Programms lag anfangs auf den Texten Basler Autorinnen und Autoren, und auch heute ist Schweizer Literatur Kern des Lenos-Programms. In der Reihe "Babel" erscheint internationale Literatur mit besonderem Augenmerk auf der arabischen Welt. Zwei weitere Schwerpunkte sind Reiseliteratur und "Lenos Polar" mit anspruchsvoller Spannungsliteratur.
Die Corona-Pandemie macht dem Lenos Verlag derzeit schwer zu schaffen: "Noch ein Jahr, das wäre ganz schlecht", sagt Tom Forrer. Überhaupt sei die Situation für unabhängige Verlage nicht einfach. Als Lenos vor 50 Jahren startete, gab es noch mehr Buchhandlungen, mehr Feuilletons, mehr Buchabdrucke, mehr Hörspiele. "Und in der Schweiz haben wir keinen festen Ladenpreis, einen schlechten Euro-Kurs und hohe Löhne. Es war immer schon schwierig, und dass es noch schwieriger wird, kann ich mir kaum vorstellen", sagt Tom Forrer.