Hervorgegangen ist der "Musikexpress" aus dem Werbeblatt eines holländischen Konzertveranstalters, das nach und nach an Umfang zulegte, dann eine deutschsprachige Beilage bekam und schließlich ab Juli 1969 eigenständig auf Deutsch erschien.
Auf die gegenwärtige Krise angesprochen, schränkt Albert Koch ein: Schon als er Anfang der 90er-Jahre "ME"-Redakteur wurde, hätten ihm ältere Kollegen erzählt, wieviel besser es doch früher gewesen sei. "Ich habe gedacht: 'Oh Gott, jetzt steigst du in diese Branche ein, und die goldenen Zeiten sind vorbei.'"
Modernisierung Mitte der 00er-Jahre
Die Zeitschrift sei damals auch zunehmend Mainstream-orientiert gewesen, und es habe eine Weile gedauert, die alten Helden - "Westernhagen, Grönemeyer, Tina Turner, die damals gefühlt alle zwei Monate auf dem Cover waren" - hinter sich zu lassen. "Mitte der 00er-Jahre war es ein modernes Musikmagazin."
Zu der Zeit hatte der "Musikexpress" den zunächst skeptisch beobachteten Wechsel zu Springer gut überstanden - Koch betont, der Verlag habe sich bis heute nie redaktionell eingemischt. Allerdings stand, ebenfalls wegen verlaglicher Umstrukturierungen, einige Jahre später ein Umzug von München nach Berlin an. Durchaus beachtlich, dass damals rund 20 Redaktionsmitglieder bereit waren, ihren Lebensmittelpunkt in die Hauptstadt zu verlegen. "Ich glaube, dass die Leute, die bei uns arbeiten, sich schon sehr identifizieren mit dem Heft", bestätigt Koch.
Das Interesse an tiefergehenden Artikeln besteht weiter
Dass die Auflage seit den besten Zeiten Mitte der 80er-Jahre von 160.000 auf 30.000 gesunken ist, will Albert Koch nicht als Menetekel sehen: "Ich glaube nicht, dass das Interesse an tiefergehenden Artikeln über Musiker oder Genres verlorengegangen ist. Das war schon immer auf einen kleinen Kreis beschränkt."
Vielmehr seien die auch für flüchtig Interessierte wichtigen Basisinformationen - Veröffentlichungstermine, Tourneedaten - heute überall zu bekommen, auch von den Bands selbst, und deswegen kein Grund mehr, eine Zeitschrift zu kaufen. Koch blickt insgesamt gebremst optimistisch in die Zukunft, rechnet aber mit weiteren Veränderungen: "Musikjournalismus als alleiniges Geschäftsmodell reicht bald nicht mehr aus."
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