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50 Jahre "Switched-On Bach"
Synthesizer zwischen Pop und Klassik

Fünf Monate Arbeit, über 1000 Stunden Tonmaterial: „Switched-On Bach“: Das Debütalbum von Wendy Carlos ist eines der wichtigsten Alben der Popgeschichte. Es etablierte Synthesizer als ernstzunehmende Musikinstrumente.

Christoph Möller im Gespräch mit Anja Buchmann |
    Der modulare Moog des amerikanischen Erfinders Bob Moog stammt aus den 1960er Jahren und gilt als das erste ernst zu nehmende elektronische Gerät zum Erzeugen synthetischer Klänge.
    Mit einem Moog-Synthesizer komponierte Wendy Carlos ihr Album "Switched-On Bach" (dpa (Maximilian Schönherr))
    Die US-amerikanische Musikproduzentin Wendy Carlos hat die Filmmusik geschrieben für "The Shining", "A Clockwork Orange" oder "Tron". Ihren allergrößten Erfolg aber feierte sie gleich mit ihrem Debütalbum. Im Oktober 1968, vor 50 Jahren, erschien "Switched-On Bach", ein Album mit Interpretationen von Johann Sebastian Bach, das mit einem der ersten Moog-Synthesizer eingespielt worden ist.
    Ein Schlüsselalbum des 21. Jahrhunderts
    "Switched-On Bach" verkaufte sich über eine Million Mal und gewann drei Grammys. Für die Popmusik spielte das Album "eine extrem große Rolle", sagte Christoph Möller. Es habe Synthesizer-Musik populär gemacht. "Bis zur Veröffentlichung des Albums wusste man nicht so recht, was fangen wir mit diesen neuartigen Geräten überhaupt an", so Möller.
    "Fünf Monate hat Wendy Carlos zusammen mit der Produzentin Rachel Elkind an dem Album gearbeitet", sagte Möller. Über 1.000 Stunden Audiomaterial haben die beiden mit einem selbstgebauten Acht-Spur-Rekorder aufgenommen. Ihr Ziel war es, die akustischen Instrumente der Originalkompositionen bestmöglich zu kopieren.
    Dank der Einnahmen aus dem Album konnte Wendy Carlos eine Geschlechtsumwandlung finanzieren. "Zur Zeit der Veröffentlichung hieß sie nämlich noch Walter Carlos", so Müller.
    Einfluss auf die Popmusik
    Wendy Carlos popularisierte mit dem Album den Moog-Synthesizer und beeinflusste Produzenten wie Giorgio Moroder, der durch "Switched-On Bach" erst auf Synthesizer gekommen sei, sagte Müller.
    Heutzutage ist die Verbindung von klassischer und elektronischer Musik nach wie vor gefragt, etwa in der sogenannten Neo-Klassik, die aber nicht so ausgereift wie die Experimente von Wendy Carlos klänge. "Und diesen Impuls, den Wendy Carlos hatte, etwas Neues zu schaffen, den höre man dort überhaupt nicht", sagte Möller. So etwas Innovatives wie "Switched-On Bach" bliebe dann wohl einmalig.