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50 Jahre US-Magazin "Rolling Stone"
Ikone der Pop-Kultur

Investigativer Journalismus, Reportagen von Hunter S. Thompson oder Tom Wolfe und ikonografische Titelbilder u.a. von Annie Leibovitz: Der "Rolling Stone" hatte stets eher die gesamte Popkultur im Blick als nur die reine Musikszene. 50 Jahre nach der Gründung steht die Ikone kurz vor dem Verkauf.

Von Udo Vieth |
    Jubiläumsausgabe des Rolling Stone Magazine zum 50. Geburtstag im Zeitschriftenregal
    Jubiläumsausgabe des Rolling Stone Magazine zum 50. Geburtstag (dpa / picture alliance / Christina Horsten)
    Diese Sendung finden Sie nach Ausstrahlung sieben Tage in unserer Mediathek.
    Sprachrohr des Rock
    Vor 50 Jahren, am 9.ten November 1967, erschien in der damaligen Hippiehauptstadt San Francisco die erste Ausgabe des Rolling Stone. Der Initiator des Projektes war der 21- jährige leidenschaftliche Rockmusikfan Jann Wenner. Mit geliehenem Geld und viel Improvisationstalent stemmten er und ein kleines Team Gleichgesinnter die erste Ausgabe.
    1967 war ein wichtiges Jahr für die Pop- und Rockmusik. Jimi Hendrix, Pink Floyd, The Doors, Janis Joplin und Velvet Underground brachten ihre Debutalben heraus und die Beatles lieferten mit dem Sergeant Pepper Album das Meisterwerk zum "summer of love".
    Und in Monterey, nahe der damals noch beschaulichen kalifornischen Stadt San Francisco fand das weltweit erste große Pop-Musikfestival statt. Gesellschaftlich und kulturell war es die Zeit des Aufbruchs und der Experimente.
    Von den damaligen US Zeitschriften, von Fernsehsendern und Hollywood aber, so erinnert sich Rolling Stone Gründer Jann Wenner, wurde diese neue Musik weitgehend ignoriert.
    "Weder im "Time-Magazine" noch in Tageszeitungen, Film oder Fernsehen war etwas über Rockmusik zu erfahren. Obwohl sie nun ständig im Radio und in den Yukeboxen zu hören war, beschäftigten sich bestenfalls Teenager - oder kleine amateurhafte Fanmagazine mal damit. Wir wollten mit dem Rolling Stone die Stimme des Rock werden. Durch uns hatten die Bands und Künstler die Gelegenheit zum Publikum zu sprechen."
    Die lokalen Bands in San Francisco ergriffen schnell und gerne die Chance über den Rolling Stone mit ihren Fans in Kontakt zu treten. Für Mick Jagger war dies die Grundlage für Jann Wenners Erfolg.
    "Das Herausragende an Jann war, das er unter den ersten Rockkritikern und Herausgebern war, der wirklich verstand, wie wir als Künstler uns fühlten. Er teilte unsere Ansichten. Mit diesem Verständnis hat er den Rolling Stone an die erste Stelle der Rockkritik platziert. Vor allem war er der erste, der andere davon überzeugen wollte, dass Popmusik, insbesondere der Rock, nicht eine unbedeutende Eintagsfliege, sondern eine ernst zu nehmende Kunstform sei. Jann und seine Leute verschafften unserer Musik Geltung und hoben sie auf den Status anderer Musikformen."
    Musik: Jefferson Airplane - Volunteers
    Anwalt der Musiker
    Die ersten Monate waren hart für Jann Wenner und seine kleine Crew. Sie hatten den Fehler gemacht ihre Zeitschrift ausschließlich in Schallplattenläden anzubieten. Da waren sie zwar nahe bei den Musikfans, die aber gaben ihr Geld dann doch lieber für neue Alben aus. Erst als es Wenner und seinem erfahrenen Co-Herausgeber Ralph Gleasson gelang das Magazin auch im Sortiment der Kioske und Buchhandlungen zu verkaufen, war der Durchbruch geschafft.
    Inhaltlich lief es besser als geschäftlich. Die Musikszene war lebendig und themenreich und die jungen Reporter der neuen Zeitschrift hatten einen guten Draht zu den Musikern. Auch die großen internationalen Stars wie Bob Dylan, Mick Jagger oder John Lennon sahen im Rolling Stone einen willkommenen Verbündeten und waren schnell bereit dem neuen Magazin Rede und Antwort zu stehen. Sie konnten zeigen, dass sie mehr draufhatten, als sex & drugs & rock´n´roll. Auch wenn die damaligen Interviews mitunter enervierend lang gerieten, wie Mick Jagger 2004 bei seiner Laudatio zur Aufnahme des Rolling Stone in die rock´n´roll hall of fame augenzwinkernd anmerkte.
    "Es war Jann Wenners Magazin, das unsere Musikszene ins Rampenlicht gestellt und uns Geltung verschafft hat. Bis dahin wurden Rockmusiker als hirnlose, drittklassige Merkwürdigkeiten behandelt. Erst der Rolling Stone hat das geändert. Und sie machten dies, indem sie das ultralange Interview einführten. Während das "Sixteen" Teenager-magazin damals 5 Minuten investierte, um dich über so wichtige Dinge wie deine Haargestaltung und Kleidung auszufragen, verbrachte man mit dem Rolling Stone nun Stunde um Stunde, um deine Ansichten über die Welt und alles andere darzulegen. Von Vietnam über die Beatles bis hin - natürlich - deine sexuellen Vorlieben. Außerdem schleppten wir von da an während unserer Tourneen Rolling Stone Reporter mit uns herum. Die mussten dann von uns mit Drinks, Drogen, und ja manchmal sogar mit Essen versorgt werden, damit sie die Interviews ablieferten, die Jann verlangte."
    In den frühen siebziger Jahren wurde der Rolling Stone zum wichtigsten und einflussreichstem Musikmagazin weltweit. Die Plattenkritiken hatten dann über Jahrzehnte einen großen Einfluss auf den Verkauf von Musikproduktionen. Bands und Interpreten standen Schlange um ins Magazin oder gar auf das Rolling Stone Cover zu kommen. Bis zum Auftauchen der Musikvideos und MTV war der Rolling Stone der entscheidende "star-maker" im Musikgeschäft. Manchem Kritiker aber war die Verbindung zwischen Rolling Stone und Musikern viel zu eng. Die Nähe zum Künstler könnte zu Lasten der journalistischen Unabhängigkeit gehen Eine durchaus berechtigte Kritik, zumal Herausgeber Jann Wenner die Nähe von Redaktion und Rockbusiness von Anfang an herstellen wollte.
    "Die Künstler mit denen wir uns beschäftigen sehen wir nicht als Gegner. Wir wollen die Künstlern feiern und unterstützen, - wenn nötig auch kritisieren. Aber in erster Linie sehen wir uns als Anwälte von Leuten wie Bob Dylan, Nirvana oder auch Britney Spears. Das sind doch keine Politiker, keine Leute, die dir defekte Autos andrehen wollen. Andererseits, wenn wir uns mit echten Politikern beschäftigen, dann handeln wir sehr unabhängig und rücksichtslos."
    Musik: David Bowie -Fame
    Titelgeschichten
    Die Titelseite der ersten Rolling Stone Ausgabe vor 50 Jahren zeigte bereits sehr deutlich wohin die journalistische Reise gehen sollte. Alle Themen, die die noch junge Rock-Generation damals diskutierte sollten abgebildet werden, - mit der Musik im Mittelpunkt.
    Das allererste Cover zeigte John Lennon. Als Soldaten mit Stahlhelm und Uniform. Das Bild stammte aus einem Spielfilm, im Rolling Stone-Kontext zielte es aber auf den sich gerade ausweitenden Vietnamkrieg.
    Die zweite Titelgeschichte befasst sich mit dem Monterey-Popfestival, dem ersten Musikfestival überhaupt. Auch der Rolling Stone feierte die Musik des Festivals nachträglich, fragte aber zugleich nach dem Verbleib des Geldes. Der Rolling Stone war nah an der Szene und Musikern, aber schonungslos, wenn es um das Musikgeschäft, Umwelt oder Politik ging.
    So klagte der Rolling Stone in der ersten Ausgabe auch die großen amerikanischen Fernsehanstalten an schwarze Soul-Musiker wie Wilson Pickett, Otis Redding oder Jackie Wilson bewusst zu ignorieren. "Mit der Gleichberechtigung sei es auch in der US-Medienlandschaft nicht weit her", schrieb Mitherausgeber Ralph Gleason. "Sie sind schwarz und in Amerika ist Schwarzsein eine Behinderung."
    Musik: James Brown - Say it loud I´m black and proud
    Eine neue Art von Journalismus
    In den siebziger Jahren wurde der Rolling Stone selbst zu einer Ikone der Pop-Kultur. Vor allem wegen seiner herausragenden Autoren und Reporter. Zu denen gehörten unter anderem Lester Bangs, Pattie Smith, Cameron Crowe oder auch Tom Wolfe. Der heutige Literatur-Weltstar schätzte besonders die damalige große Risikobereitschaft und Furchtlosigkeit des Magazins.
    Der große Star unter den damaligen Schreibern aber war Hunter S. Thompson. "Rolling Stone gave me the room and the range to really break out and stomp on the terroir."
    Das was Hunter S. Thompson unter "so richtig auf den Busch klopfen" verstand waren radikal subjektiv geschriebene Reportagen. Egal ob es um das Kentucky-Derby-Pferderennen, Boxkämpfe, Drogentrips oder Präsidentenwahlkämpfe ging, Hunter S. Thompson schrieb immer wie im Rausch. Eine wilde Mischung aus durchgedrehter Prosa, präziser politischer Analyse und beißender Kritik. Er beobachtete nicht aus sicherer Distanz, Hunter S. Thompson steckte vielmehr immer mitten in der Story.
    Er selbst beschrieb seine Artikel einmal so: "Es handelt sich weniger um Geschriebenes als um Erlebtes, und deswegen sollte das Ergebnis erfahrbar sein, statt einfach nur gelesen zu werden. Am besten in einem großen Raum mit Lautsprechern und einem offenen Feuer, alternativ in einer heißen Badewanne und Vibrator."
    Herausgeber Jann Wenner holte Hunter S. Thompson Ende der sechziger Jahre zum Rolling Stone. "Ich bat ihn um einen kurzen Artikel und er antwortete mir, dass er das liebend gerne machen würde aber gerade im Wahlkampf stecke. Er hatte sich um das Amt des Sheriffs in Aspen, Colorado beworben. Dann schreib doch darüber, habe ich ihm geantwortet und so wurde "Freak Power in the Rocky Mountains - die Schlacht um Aspen" zu seinem grandiosen ersten Stück für uns. Wir wurden dann dicke Freunde und er ständiges Mitglied der Rolling-Stone Familie."
    Hunter S. Thompsons bekanntestes Werk ist der Roman "Fear and loathing in Las Vegas". Es erschien zuerst im Rolling Stone und wurde später mit Johnny Depp verfilmt. Der Sportjournalist Raoul Duke und sein Anwalt Dr. Gonzo sollen über ein Autorennen in der Wüste um Las Vegas berichten, sie verlieren sich aber immer mehr in ihren Drogentrips und ihrer irren Abrechnung mit dem sogenannten amerikanischen Traum und der Hippiebewegung. Hunter S Thompson lebte und schrieb einen wilden Stil, die Musik, die er hörte war eher cool, relaxed und funky. Sein Lieblingsalbum war Memphis Underground von Herbie Mann. Daraus der Titel New Orleans.
    Musik: Herbie Mann - New Orleans
    Musik: Bruce Springsteen - Born to run
    On the cover of the Rolling Stone
    Bruce Springsteen ist einer der Künstler, die der Rolling Stone mit aufgebaut hat. Seine Karriere ist eng verwoben mit dem Musikmagazin. Jon Landau, der zum Pionierteam des Rolling Stone gehörte, sah Bruce Springsteen bei einem Livekonzert und war so begeistert, dass er in seiner Kritik schrieb: "Ich habe die Zukunft des Rock Roll gesehen." Springsteen wiederum war darüber so begeistert, dass er John Landau zu seinem neuen Manager machte. In der Folge war der Boss regelmäßig auf den meist brillant und originell gestalteten Covern des Musikmagazins zu sehen. Stil, Aussehen und Image sind für Rolling Stone Herausgeber bis heute ein wesentlicher Bestandteil der Rockkultur. Von der ersten Ausgabe an hat er dem Magazin mit Layout und Fotostrecken ein typisches Gesicht gegeben.
    Mit großem Erfolg. Das Magazin erhielt zahlreiche nationale wie internationale Preise für sein Artwork, besonders aber für seine gekonnten und oft provokanten Titelbilder. Kanye West als Jesus, Lady Gaga mit Maschinenpistolen-BH, oder die nackten Red Hot Chilli Peppers, - vor allem die Fotografen der Titelbilder prägten die Ästhetik des Rolling Stone. Viele von ihnen sind über den Rolling Stone berühmt geworden, allen voran Annie Leibovitz.
    Jann Wenner:" In unserem zweiten Jahr schlenderte Annie in unser Büro in San Francisco. Sie war damals noch Kunststudentin und zeigte uns einige Fotografien, die wir direkt für das Cover kauften. So ist sie zu einem Teil von uns geworden und hat uns bis heute einen großen Teil unseres Looks gegeben."
    Ein Titelbild von Annie Leibovitz wurde zur Ikone der Popkultur. Es zeigt den nackten John Lennon, wie er sich in embryonaler Stellung an seine bekleidete Frau Yoko Ono anschmiegt.
    "Wir trafen uns für ein Rolling Stone -Titelbild. Und ich wollte sie ursprünglich beide nackt fotografieren, - was ja nicht ungewöhnlich für John und Yoko war, - sie gaben ja sogar mal Pressekonferenzen im Bett. In der letzten Minute entschied sich dann Yoko, dass sie angezogen bleiben wollte. Sie also angezogen und er nackt, und in dem Moment war auch klar, dass dies ein wesentlich stärkeres Bild ergab. Das traf auch meine Absicht von der tiefen Liebe zwischen den Beiden zu erzählen."
    Annie Leibovitz über die letzte Fotosession, die letzten Stunden von John Lennon. Nur wenig später wurde John Lennon vor seinem Apartment am New Yorker Central Park erschossen. Drei Wochen vorher war sein Album Double Fantasy erschienen, darauf auch der Titel starting over.
    Musik: John Lennon - Starting over
    Power und Politik
    Fünfzig Jahre war der Rolling Stone die führende Musikzeitschrift der USA. Aber auch mit knallharten Politberichten hat er regelmäßig Aufsehen erregt. Mit gut recherchierten und umfangreichen Enthüllungsstories im Stile einer Washington Post oder des Newsweek-Magazins. Damit schaffte es das Magazin trotz schwindender Bedeutung der Musikszene relevant zu bleiben.
    2008 offenbarten die Rolling Stone Rechercheure mit einer aufsehenerregenden Reportage die waghalsigen Geschäftspraktiken der Bank Goldman-Sachs. Sie deckten auf in welchem Umfang die Bank für die Finanzkrise mitverantwortlich war.
    Manchmal tappte jemand in die Falle den Rolling Stone nicht ernst zu nehmen und ihn lediglich für ein Musik-Magazin zu halten. So auch der amerikanischen Afghanistan Oberkommandierende General McChrystal. Er gab dem Magazin in Paris während einer Nato-Tagung mehrere feuchtfröhliche Interviews, in denen er dem damaligen Präsidenten Barack Obama und mehrere seiner Regierungsmitglieder beleidigte, was zu McChrystals Absetzung führte.
    Aber auch Präsident Barack Obama geriet in den Focus der Reporter. Im Zuge der Ölpest im Golf von Mexico wiesen die Rechercheure nach, dass der Präsident viele Warnzeichen im Golf ignoriert, die gefährlichen Praktiken von BP "abgenickt" und das Ausmaß der Katastrophe lange "absichtlich untertrieben" habe .
    Aufsehen erregend war auch das Interview, das Oscar-Gewinner Sean Penn 2016 im Auftrag des Rolling Stone mit dem damals noch flüchtigen Drogenbaron "El Chapo" führte. Und im vergangenen Juli ehrte der Rolling Stone Kanadas liberalen Premierminister Justin Trudeau mit dem provokativen Cover-Titel: "Warum kann nicht er unser Präsident sein?"
    Allerdings hatten Image und Finanzen des Rolling Stone zu dieser Zeit auch gelitten, nachdem das Magazin 2014 über eine Massenvergewaltigung auf einem Universitätsgelände berichtet hatte. Eine Untersuchung ergab, das elementare journalistische Grundregeln bei der Recherche und der Veröffentlichung des Artikels missachtet wurden. Die von der angeblichen Zeugin geschilderte Vergewaltigung hatte es nicht gegeben.
    Es ist nicht bekannt wie hoch der daraus resultierende finanzielle Schaden für den Rolling Stone war, aber zusammen mit der sinkenden Auflage, dem Nutzerwechsel von Print zu Online steht der Rolling Stone aktuell vor großen Herausforderungen.
    Musik: Randy Newman - It's money that matters
    Musik: The Byrds - So you want to be a rock n roll star
    50 Jahre Rolling Stone - war´s das ?
    So you want to be a rockn roll star von den Byrds. Das ist einer der ersten Lieblingssongs von Rolling Stone Herausgeber Jann Wenner, der innerhalb zweier Jahrzehnte selbst zum Star wurde. Und über Jahre hinweg auch zu einem geschäftlich sehr erfolgreichen Player im internationalen Musikgeschäft, wie Mick Jagger 2004 bei seiner Laudatio zur Aufnahme des Rolling Stone in die rock n roll hall of fame ironisch anmerkte.
    "Vor gar nicht so langer Zeit hat sich Jann entschlossen uns auf einer Tour zu begleiten und eine seiner langen Interviewreihen mit mir zu machen. Nach einigen Interviews sagte er mir, er fühle sich wie in alten Zeiten, wie ein Polizeireporter am Tatort. Ich erwiderte: Klar Jann, du bist ein Polizeireporter, aber ein Polizeireporter auf den ein Privatjet am Flughafen wartet."
    2004, bei der Aufnahme in die rock´n´roll hall of fame stand der Rolling Stone noch im Zenit seines Erfolgs. Zur stolzen US-Auflage von fast 1,5 Millionen Lesern kamen noch die Leser der nationalen Ausgaben aus Indien, Australien, Russland, Japan, Deutschland und vielen weiteren Ländern. 1999 soll Jann Wenner eine Kauf-Offerte über eine halbe Milliarde Dollar ausgeschlagen haben.
    Ein Fehler, denn bald darauf begann der rasante Aufstieg des Internets und damit der Abstieg der Printmedien. Hinzu kam der ebenso rasante Bedeutungsverlust der Pop und Rockmusik. Mit vielen neuen populären Musikstilen tat sich das Magazin schwer. Der Rolling Stone konzentrierte sich dabei zu lange auf die Kernleserschaft, die die Musik der sechziger bis siebziger Jahre bevorzugte, die auch das x-te Zehnseiteninterview mit Bruce Springsteen mehr interessierte als aktuelle Trendberichterstattung oder News aus der Rap-Szene.
    Wie sehr all die Veränderungen im Musik- und Mediengeschäft dem Rolling Stone zusetzen zeigte Mitte September eine für viele überraschende Meldung von Jann Wenner. Sie begann mit den Worten: "Es gibt Herausforderungen, die wir nicht alleine stemmen können", und dann, im weiteren Verlauf der Meldung, stellte er den Rolling Stone zum Verkauf.
    Die Ära des Herausgebers Jann Wenner scheint sich möglicherweise dem Ende zuzuneigen. "Ich liebe meinen Job, ich genieße ihn, ich habe ihn sehr lange genossen", erklärte der mittlerweile 71-jährige. "Aber es sei klug, nun loszulassen."
    Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen um den Rolling Stone wirkt diese Passage aus Jann Wenners Dankesrede zur Aufnahme des Magazin in die rock´n´roll hall of fame wie ein Vermächtnis.
    "Ich wollte der Welt über Rock n Roll berichten, ich wollte die Geschichten von Musikern erzählen und ich wollte einen Platz schaffen, wo sie zu anderen Musikern und ihrem Publikum sprechen konnten. Und ich versuchte dabei für Qualität und Integrität zu stehen und den Wert der Musik wiederzugeben. Ich glaube tief an die Kraft der Musik, sie kann trösten, sie kann heilen, sie kann erschüttern. Rock´n´roll hat uns die Wahrheit über Amerika erzählt und wir haben die Verantwortung daran zu arbeiten, das man unsere Stimme hört bei den Entscheidungen wohin dieses Land geht - mehr denn je."
    Musik: Bob Dylan - Like a rolling stone