Das Rathaus in Liverpool: Außen - gegenüber den prächtigen Säulen aus dem 18. Jahrhundert - stehen die vier in Bronze gegossenen Beatles. Das Denkmal gibt es erst seit eineinhalb Jahren. Im Rathaus selbst stellt die Stadt Liverpool ihre Pläne für das Jubiläum zunächst mit einem Video- und Musikclip vor.
"Wir freuen uns auf das Festival", erläutert Francesco Manacorda das Programm, er ist künstlerischer Direktor der Tate Liverpool. Die US-Künstlerin und Feministin Judy Chicago werde das riesige Getreidesilo im Hafen anmalen, als künstlerische Umsetzung des Sergeant Pepper-Titels "Fixing a hole". Sie hat auch schon mit John Lennon`s Witwe Yoko Ono zusammengearbeitet.
"Wir wollen die Beatles nicht wie in einem Disneyland-Themenpark präsentieren", begründet Joe Anderson, der Bürgermeister von Liverpool, den künstlerischen Anspruch der Sgt.-Pepper-Jubiläumswochen. Auf der altehrwürdigen Pferderennbahn von Aintree wird die größte Schau stattfinden: "Mr Kite's Musicircus". Eine Mischung aus Open Air Concert, Musical und Zirkus – inspiriert von den Werken des Experimentalmusikers John Cage, der Nachbar John Lennons in New York war. "Liverpool hat die Beatles inspiriert und sie uns. Deswegen verdienen sie unseren Respekt."
Nicht immer war Liverpool stolz auf die Beatles
Das mit dem Respekt war nicht immer so. Etwas außerhalb der City erwartet uns Mike Jones vor dem Pfarrsaal der St. Peter`s Church im Stadtteil Woolton. Gegenüber befindet sich der Friedhof mit dem berühmten Grab Eleanor Rigbys. Hier lernten sich John Lennon und Paul McCartney kennen. Mike Jones hat einen Doktortitel und leitet das Institut für Popmusik an der Universität Liverpool.
"In den 70er-Jahren war man in Liverpool regelrecht feindselig gegen die Beatles gestimmt, besonders der Stadtrat, der sie jetzt so umarmt. Liverpool befand sich damals so im Abstieg, es verlor die Hälfte seiner Einwohner – und die Beatles waren ja auch weggegangen. Sie seien abgehauen wie Ratten, die das sinkende Schiffe verlassen."
Freunde wurden Liverpool und die Beatles erst später wieder. Dabei hatten sie 1967 die Nase voll von kreischenden Fans, schöpften assoziativ ihre Texte auch aus ihrer Kindheit und Jugend und verbanden, so Beatles-Forscher Mike Jones, mit Sergeant Pepper Pop-Musik und Kunst.
"Within You Without You" ist ein zentrales Stück auf 'Sgt. Pepper', mit einem klassischen indischen Thema". Pravinder Singh hat das "Milapfest" organisiert, auf dem führende indische Musiker auftreten werden. "George Harrison hat indische klassische Musik populär gemacht. Sie wurde dadurch mit der westlichen Pop- und Rockmusik verbunden."
Themen sind heute noch aktuell
Liverpool greift in die Vollen für das Sgt.-Pepper-Jubiläum. 64 Chöre werden "When I`m Sixty-Four" singen, 300 Blechbläser in einer Prozession "Lovely Rita" anstimmen, dazu gibt es eine Video-Installation mit Texten von Politessen aus Liverpool.
"She's leaving home" handelt von einer jungen Frau, die eines Morgens zuhause auszieht – zum Entsetzen ihrer Eltern. Julia Samuels hat mit anderen ein Theaterstück daraus gemacht und führt es privat in Wohnungen auf.
"Meine Mutter hat damals auch eine Riesensache daraus gemacht: Du gehst, du kommst niemals wieder! Das ist heute absolut aktuell, weil die jungen Leute es sich immer öfter nicht mehr leisten können, eine eigene Wohnung zu haben. Was bedeutet es aber für das Erwachsen-Werden, wenn du aus wirtschaftlichen Gründen gar nicht ausziehen kannst?"
"Sgt. Pepper" behandelte elementare Themen wie Kindheit, Erwachsenwerden, Religion - und den Tod. "'A Day in the Life' ist mein Lieblingssong”, gesteht Liverpools Bürgermeister Joe Anderson. "Dieses Crescendo am Ende, die Mischung aus Pop und Klassik. Es ist ein Kult-Stück auf einem Kult-Album."
80 Millionen Pfund, umgerechnet 100 Millionen Euro, verdient die Stadt Liverpool jährlich an den Beatles, das schätzt ihr Forscher Mike Jones. Mit den sieben Millionen Pfund, die das Festival kostet, wird der Mythos von der Verbundenheit Liverpools mit den Beatles noch einmal groß in Szene gesetzt. Von den beiden noch lebenden Beatles wird keiner nach Liverpool zum Jubiläum kommen – stattdessen erwartet die Stadt Hunderttausende von Touristen, 50 Jahre nach dem Erscheinen von "Sgt. Pepper‘s Lonely Hearts Club Band".