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50. Todestag von Winston Churchill
Der Mann mit der dicken Zigarre

Er war Soldat und Literat, Vordenker und Pragmatiker, Held in dramatischer Zeit und Träger des Literaturnobelpreises: Winston Churchill war ein Mann voller Widersprüche. Er avancierte zu einem der bedeutendsten Staatsmänner des 20. Jahrhunderts, durchlebte aber auch Phasen der Machtlosigkeit. Vor 50 Jahren, am 24. Januar 1965, starb Winston Churchill.

Von Otto Langels | 24.01.2015
    Der britische Staatsmann Sir Winston Churchill (1874-1965) grüßt aus einem Fahrzeug heraus mit der für ihn typischen Geste, dem Victory-Zeichen.
    Winston Churchill grüßt aus einem Fahrzeug mit der für ihn typischen Geste, dem Victory-Zeichen. (picture alliance / dpa / Central Press)
    Ein Lied über Winston Churchill, den Mann mit der dicken Zigarre, den seine Landsleute vor einigen Jahren zur größten Persönlichkeit der britischen Geschichte wählten. Geboren wurde Winston Leonard Spencer Churchill im November 1874 im Blenheim Palace in der Nähe von Oxford. Seine Eltern schickten den Abkömmling einer berühmten Adelsfamilie auf mehrere Eliteschulen, ohne sichtlichen Erfolg.
    "Meine Lehrer hatten Zwangsmittel in weitgehendem Maße zur Verfügung, aber alles prallte an mir ab. Wo mein Interesse, meine Vernunft oder meine Fantasie nicht aufgerufen waren, wollte ich oder konnte ich nicht lernen."
    Flucht durch ein Badezimmerfenster
    Winston Churchill ging zum Militär, nahm an Feldzügen in den Kolonien teil und geriet als Kriegsberichterstatter in Südafrika in Gefangenschaft. Seine abenteuerliche Flucht durch ein Badezimmerfenster machte ihn in der Heimat bekannt und ebnete ihm im Jahr 1900 den Einzug ins Unterhaus. Zu dem Zeitpunkt hatte der 26-Jährige bereits fünf Bücher veröffentlicht.
    "Wir sind doch alle Würmer. Aber ich glaube, ich bin ein Glühwurm."
    1904 wechselte Churchill von der Konservativen Partei zu den Liberalen und bekleidete im folgenden Vierteljahrhundert die verschiedensten Regierungsämter, vom Handels- bis zum Kriegs- und Kolonialminister. 1924 kehrte der unbequeme Einzelgänger zur Konservativen Partei zurück. Er galt als Außenseiter und Exzentriker, verschwand in den 30er-Jahren von der politischen Bühne, schrieb historische Werke und widmete sich der Malerei, um Phasen tiefer Depression zu bekämpfen.
    "Glücklich sind die Maler, denn sie sind niemals einsam: Licht und Farbe, Friede und Hoffnung begleiten sie bis zum Ende oder fast bis zum Ende des Tages."
    "Ich habe nichts zu bieten als Blut, Mühsal, Tränen und Schweiß"
    Seine Stunde schlug 1940, als eine Invasion der Insel durch deutsche Truppen drohte: Winston Churchill wurde Premierminister. Am 13. Mai hielt er vor dem Unterhaus seine wohl denkwürdigste Rede.
    "Ich habe nichts zu bieten als Blut, Mühsal, Tränen und Schweiß. Wir stehen vor einer äußerst schweren Prüfung. Wir haben viele, viele lange Monate des Kampfes und des Leidens vor uns. Sie werden fragen: Was ist unsere Politik? Krieg zu führen gegen eine ungeheure Tyrannei, die in dem finsteren, beklagenswerten Katalog menschlicher Verbrechen ohne Beispiel ist - das ist unsere Politik."
    Churchill wurde zum Motor des Widerstands, die erhobene Hand mit dem Victoryzeichen zum Symbol der Zuversicht. Seine mitreißenden Reden im Parlament und im Rundfunk beflügelten den Durchhaltewillen des ganzen Volkes.
    "Now this is not the end. It is not even the beginning of the end. But it is, perhaps, the end of the beginning."
    Der Premierminister schmiedete die Allianz zwischen Briten, Sowjets und Amerikanern gegen das Deutsche Reich, er nahm an den Treffen mit Stalin und Roosevelt in Casablanca, Teheran und Jalta teil, musste aber nach der verlorenen Unterhauswahl noch während der Potsdamer Konferenz im Juli 1945 zurücktreten.
    Späte Ehrung aus Stockholm
    Als Oppositionsführer warnte er im März 1946 eindringlich vor den Gefahren einer sowjetischen Expansion.
    "Von Stettin an der Ostsee bis hinunter nach Triest an der Adria ist ein 'Eiserner Vorhang' über den Kontinent gezogen. Hinter jener Linie liegen alle Hauptstädte der alten Staaten Zentral- und Osteuropas ..."
    1951 wurde er ein zweites Mal Premierminister, eine Amtszeit, die wegen seines hohen Alters und seiner angeschlagenen Gesundheit eher glücklos verlief.
    1953 erhielt er - als bisher einziger Staatsmann - den Literaturnobelpreis für seine großen historischen Werke.
    Am 24. Januar 1965 starb Sir Winston Leonard Spencer Churchill in London im Alter von 90 Jahren.