Ein schwarzer Tag in der deutschen Geschichte – so sieht der Ostbeauftragte der Bundesregierung Christian Hirte den 13. August 1961, den Tag des Mauerbaus. Denjenigen, die diese Mauer zum Einsturz gebracht hätten, gebühre Dank. Auch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung des SED-Unrechts stellt die DDR-Oppositionsbewegung und die SED-Opfer an diesem Tag in den Mittelpunkt. Geschäftsführerin Anna Kaminsky sagte dem Deutschlandfunk, die Fristen für die Entschädigungsleistungen müssten zügig aufgehoben werden. Die SED-Unrechtsbereinigungsgesetze laufen Ende dieses Jahres aus. Außerdem, so Anna Kaminsky:
"Eine Wunde, die für viele Betroffene nach wie vor besteht, ist, dass ihre psychischen oder körperlichen Gesundheitsschäden nach wie vor nicht anerkannt werden. Das ist ein unheimliches bürokratisches und auch zum Teil re-traumatisierendes Prozedere ist, bis die Betroffenen vielleicht mal zu ihrem Recht kommen."
Am 13. August 1961 hatte die SED-Führung unter Walter Ulbricht mit dem Bau der Mauer begonnen. Die Gedenkstätte Berliner Mauer erinnert jedes Jahr mit einem Gottesdienst in der Kapelle der Versöhnung an die mindestens 140 Todesopfer. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller, weitere Politiker und Diplomaten legten Kränze nieder. Der 13. August mahne, Demokratie und Rechtsstaat immer zu verteidigen, so Müller.
Tag des Mauerbaus an junge Generationen vermitteln
Berlins Aufarbeitungsbeauftragter Tom Sello erinnerte an die frühere Einsatzzentrale für den Mauerbau im Ostberliner Polizeipräsidium, in der Nähe des Alexanderplatzes. Dieses Gebäude mit seiner früheren Untersuchungshaftanstalt – es wird heute unter anderem von der Schulverwaltung genutzt – sei weitgehend aus dem öffentlichen Gedächtnis verschwunden, es müsse stärker als bislang zu einem öffentlichen Lernort werden.
"Es ist wenig bekannt, welche Rolle die Volkspolizei im Machtapparat der DDR hatte. Wie polizeiliches Handeln zur Sicherung der Herrschaft eingebunden war, das ist wichtig zu untersuchen und darzustellen."
Wie lässt sich der Tag des Mauerbaus, die Geschichte der deutsch-deutschen Teilung, den kommenden Generationen vermitteln, besonders Kindern mit Migrationsgeschichte? Darüber macht sich Albrecht Barthel Gedanken, Lehrer für Deutsch und Geschichte an der Ernst-Reuter-Schule. Diese Sekundarschule liegt direkt am früheren Grenzstreifen.
"Dadurch, dass wir direkt an der Mauer sind als Schule, versuchen wir das schon auch zu integrieren, leider ist das durch bestimmte bildungspolitische Entscheidungen nicht immer so leicht möglich. Eine Stunde Geschichte ist viel zu wenig."
"So etwas sollte nicht vergessen werden"
Albrecht Barthel hat sich deshalb mit interessierten Schülern zusätzlich zum normalen Unterricht auf den heutigen Tag des Mauerbaus vorbereitet. Sie haben einen Film gesehen, treffen Zeitzeugen, nehmen an der Gedenkveranstaltung teil. Ein besonderer Tag auch für Fjolla, die aus dem Kosovo und Ahmat, der aus Syrien nach Berlin gekommen ist.
"So etwas sollte nicht vergessen werden. Auch wenn ich nicht aus Deutschland bin, muss ich trotzdem etwas darüber wissen, denn es ist ja Weltgeschichte, es geht nicht nur Deutschland an, man könnte ja daraus auch etwas lernen."
"Wir müssen daran erinnert werden, was die Leute damals durchgemacht haben, und wir sollten es immer im Hinterkopf behalten. Damit wir uns immer als Gemeinschaft sehen."
Am Nachmittag wird die CDU-Bundesvorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer an der Glienicker Brücke eine Rede zum 13. August 1961, dem Tag des Mauerbaus halten.