Wie erfindungsreich der chinesische Huawei-Konzern ist, das lässt sich aus der heute veröffentlichten Statistik des Patentamtes in München ablesen: Nach Siemens ist der chinesische Konzern hierzulande das Unternehmen mit den meisten Patentanmeldungen im vergangenen Jahr. Um die nächste Generation des Mobilfunkstandards 5G aufzubauen, wäre das Know-hHow der Chinesen mindestens hilfreich, Experten meinen sogar: fast unverzichtbar.
"Gerade bei 5G ist Huawei einer der Technologietreiber, das kann man schon so sagen", meint Jürgen Grützner, Geschäftsführer des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten. "Und deswegen hier auf hochinnovative, weltweit agierende Unternehmen zu verzichten, das erscheint jetzt nicht gerade die erste Wahl. Man sollte vielleicht lieber mal darauf schauen, dass man Sicherheitsrisiken möglichst weit in den Griff bekommt. Und ich glaube auch nicht, dass Huawei das einzige Unternehmen wäre. Ich glaube, hier gibt es zahlreiche Unternehmen, die auf der Welt agieren, die auch von Geheimdiensten gebraucht oder missbraucht werden."
Verzicht auf Huawei könnte 5G-Aufbau verzögern
Erinnert sei in diesem Zusammenhang an den Whistleblower Eduard Snowden, der aufdeckte, wie vor allem die USA und Großbritannien in großem Umfang die Telekommunikation überwacht haben. Jedenfalls würde das Fehlen von Huawei-Technologie den Aufbau von 5G deutlich erschweren - und damit zeitlich verzögern.
"Weil die Huawei-Komponenten sehr zahlreich und ganz unterschiedlich verbaut sind. Für einige Komponenten wird man relativ zügig Ersatz schaffen können, für andere Komponenten wird es sehr, sehr schwierig und auch zeitlich nicht sehr schnell gehen. Und auch finanziell eine sehr große Belastung bedeuten."
Alternativen würden teurer
Denn Huawei ist nicht nur Technologietreiber bei Mobilfunk-Datennetzen; der Konzern produziert global und kann seine Technik deswegen preiswert anbieten. Ein Ausschluss von Huawei würde also den Aufbau von 5G verteuern - auch weil sich die Zahl der Wettbewerber verringern würde. Letztlich ginge das dann auf Kosten von Steuerzahlern und Verbrauchern. Reiner Münker, Geschäftsführer der Wettbewerbszentrale:
"Überall dort, wo sie Marktzutritt für bestimmte Wettbewerber beschränken oder sogar ganz ausschließen, steigen die Preise. Und dann sind wir als Verbraucher dem heillos ausgeliefert. Dafür gibt es in der Tat das Kartellrecht, das eben darauf achtet, dass genügend Wettbewerber in einem Markt unterwegs sind, so dass der Verbraucher günstige Angebote bekommen kann."
Chance für Ericsson und Nokia?
Konkurrenten wie die beiden europäischen Ausrüster Ericsson und Nokia sind Alternativen beim Aufbau von 5G. Nur heißt es unter Experten der Branche, dass die beiden Unternehmen gar nicht genug Kapazität hätten, das neue Datennetz in Deutschland flächendeckend aufzubauen.
Ericsson beispielsweise konzentriert sich vornehmlich auf den US-Markt. Dort ist sozusagen eine lukrative Lücke zu schließen, seit Huawei de facto nicht mehr am Netzaufbau oder -ausbau beteiligt ist. Zudem heißt es hinter vorgehaltener Hand bei Mobilfunkbetreibern, dass Huawei einen besseren und schnelleren Service biete als die Konkurrenz, wenn Probleme im Netz auftreten.
Unter dem Strich meinen die meisten Beobachter, es sei am sinnvollsten, Netze und Daten gegen mögliche Spionage, egal aus welcher Richtung, zu schützen, statt von vornherein einen wichtigen Spieler im Markt auszuschließen.