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60 Jahre BND
Für Negativschlagzeilen sorgte der Geheimdienst selbst

Unumstritten war der 1956 gegründete Bundesnachrichtendienst nie. Die Arbeit des Auslandsgeheimdienstes, der sich in seiner ersten Zeit vor allem auf die Spionage in Russland und der DDR konzentrierte, war immer wieder von Skandalen überschattet. Für die war er oft selbst verantwortlich.

Von Michael Götschenberg |
    BND in Pullach
    Die Einfahrt zum Gelände des Bundesnachrichtendienst in Pullach im Landkreis München. (picture alliance / dpa / Foto: Stephan Jansen)
    Die Anfänge des BND sind vor allem mit einem Namen verbunden: Reinhard Gehlen. Der Chef der sogenannten Organisation Gehlen wurde 1956 erster Präsident des neu gegründeten Bundesnachrichtendienstes. Bis dahin hatten Gehlen und seine Geheimorganisation zehn Jahre lang für die Amerikaner spioniert.
    Gehlen war in der Wehrmacht Chef der Abteilung Fremde Heere Ost gewesen und hatte sich nach Ende des Krieges mit einigen Vertrauten den Amerikanern angeboten. "Nach einer gewissen Zeit sind die darauf eingegangen und haben erkannt, die lassen wir nachrichtendienstlich für uns arbeiten. Und so war die Organisation Gehlen zwar aus deutschem Personal bestehend, aber nichts anderes als eine amerikanische Geheimorganisation, die für Amerikaner gearbeitet hat mit amerikanischem Geld", erklärt der BND-eigene Historiker Bodo Hechelhammer.
    Hauptgeschäft war die Ostspionage
    Gehlens Organisation war auf dem Gelände einer ehemaligen NS-Siedlung in Pullach angesiedelt, erbaut vom Hitler-Vertrauten Martin Bormann. Das Gelände in Pullach wurde zum Hauptsitz des BND.
    Hauptgeschäft des deutschen Auslandsgeheimdienstes war die Ostspionage in der Sowjetunion und ihren Satellitenstaaten, vor allem natürlich in der DDR. Dabei hatte der Dienst im Wettbewerb mit der DDR-Staatssicherheit meist die schlechteren Karten. 1961 wurde mit Hans Felfe ein Vertrauter Gehlens als KGB-Spion enttarnt.
    Der 11. September änderte die Aufgaben
    Mit dem Ende des Kalten Krieges musste sich der BND neu erfinden. Neue Bedrohungen rückten in den Fokus, wie die Organisierte Kriminalität oder der illegale Waffenhandel. Hinzu kam das wachsende internationale Engagement Deutschlands, zunächst in Somalia, dann auf dem Balkan. "Plötzlich war Deutschland international anders gefordert, ohne dass der BND einen großen zeitlichen Vorlauf dafür hatte", erinnert sich der ehemalige BND-Präsident Ernst Uhrlau.
    Als am 11. September 2001 Flugzeuge ins World Trade Center und ins Pentagon rasten, änderte sich auch für den BND das Koordinatensystem. Im Fokus stand von nun an der Kampf gegen den internationalen islamistischen Terrorismus. Spioniert wurde nun auch in Afghanistan – nicht nur die Bundeswehr auch der BND betrat absolutes Neuland. Der Dienst ist überall dort, wo die Bundeswehr im Auslandseinsatz ist, für die Sicherheit der Truppe zuständig. "Wir haben beispielsweise 38 Anschläge auf deutsche Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan verhindert, durch unsere Quellen haben wir das verhindert", sagt BND-Präsident Gerhard Schindler.
    Neues Hauptquartier in der Mitte Berlins
    Schindler versucht, das Image des Dienstes aufzupolieren. Die Bundeskanzler Helmut Schmidt und Helmut Kohl machten aus ihrer Geringschätzung für den BND keinen Hehl. Auch das prägte das Bild des BND in der Öffentlichkeit. Doch für Negativ-Schlagzeilen sorgte der Dienst auch immer wieder selbst: Ob Journalistenaffäre, Plutoniumaffäre oder aktuell die Zusammenarbeit von BND und NSA - immer wieder vermittelte der BND den Eindruck, als sei er unkontrollierbar.
    Die Ära in Pullach soll bald zu Ende gehen – der BND will ein neues Hauptquartier in der Mitte Berlins beziehen. Ein Bauprojekt, das bisher immer wieder durch Pannen und Mehrkosten von sich reden machte.