Eine verzwickte Lage, in die Bruno Apitz sich da hineingeschrieben hat. Zehn Jahre ist das alles her, zehn Jahre, in denen er als Redakteur gearbeitet hat, als Verwaltungsmann am Theater, zuletzt als Film-Dramaturg bei der DEFA. Zehn Jahre, in denen ihn seine traumatischen Erinnerungen an das KZ nicht losgelassen haben. Und jetzt steht er da mit seinem Konflikt: darf er wirklich einen Kommunisten so denken lassen, so kühl und pragmatisch? Apitz findet einen salomonischen Ausweg – in Gestalt eines sowjetischen Genossen, der Bochow ins Gewissen redet. Aber es bleibt doch dabei: der Anstoß zur Rettung des Kindes kam nicht aus den Reihen der Partei.
Das hat Folgen. Bedrohliche sieben Fahnenabzüge verlangt das Zentralkomitee der SED vom Verlag – und die Druckgenehmigung lässt auf sich warten. Dann, im April 1958, kommt sie endlich – und noch im selben Jahr erhält Bruno Apitz den Nationalpreis für Literatur. Später kommen der Vaterländische Verdienstorden und der Karl Marx-Orden dazu, 1,5 Millionen Exemplare des Buches werden allein in der DDR verkauft, übersetzt wird es in über 20 Sprachen. Ein unglaublicher Erfolg für einen Mann, dem das Schreiben immer schwer gefallen ist.
Bruno Apitz war das zwölfte Kind eines Leipziger Wachstuchdruckers und einer Waschfrau. Gelernt hatte er Stempelschneider; zu schreiben begann er während seiner ersten Gefängnishaft 1917 - schon damals in der Arbeiterbewegung aktiv, war er wegen Antikriegspropaganda verurteilt worden. Seine Stücke entlockten Verlagslektoren und Theaterregisseuren warme Worte; das Licht der Bühne erblickte keins von ihnen. So verdiente Apitz während der Weimarer Republik sein Brot als Schauspieler und im Zentralverlag der Roten Hilfe; 1933 als Kommunist sofort inhaftiert, musste er sich, erst im Zuchthaus, dann im KZ, wenigstens darum keine Sorgen mehr machen.
Der Siegeszug von "Nackt unter Wölfen" hatte wenig mit seiner literarischen Qualität zu tun. Das Holzschnittartige der Sprache und die Neigung zum Melodrama sind unübersehbar. Erfolgsträchtig war etwas anderes an diesem ersten Roman aus dem Konzentrationslager: die Mischung aus mitreißend erzähltem Abenteuerroman und humanistischer Botschaft.
Aber dass "Nackt unter Wölfen" nach quälend langer Bedenkzeit auch den Beifall der DDR-Oberen fand, lag wohl daran, dass der Roman eine antifaschistische Legende der DDR untermauerte: die von der Selbstbefreiung des KZ Buchenwald. Für den nachgeborenen Schriftsteller Hans Joachim Schädlich ist das, in seinem jüngsten Buch "Anders", ein Grund, Apitz Geschichtsfälschung vorzuwerfen – ein problematischer Vorwurf, aus einem Roman an einen anderen gerichtet. Schließlich hatte Apitz nie behauptet, eine Dokumentation geschrieben zu haben. Und er hatte auch keinen Hehl daraus gemacht, dass er die Befreiung selbst – sei es durch das Lagerkomitee, sei es durch die Amerikaner – gar nicht miterlebt hatte: zu diesem Zeitpunkt saß er im Bunker in Einzelhaft.
Am 7. April 1979 starb Bruno Apitz, kurz vor seinem 79. Geburtstag.
Das hat Folgen. Bedrohliche sieben Fahnenabzüge verlangt das Zentralkomitee der SED vom Verlag – und die Druckgenehmigung lässt auf sich warten. Dann, im April 1958, kommt sie endlich – und noch im selben Jahr erhält Bruno Apitz den Nationalpreis für Literatur. Später kommen der Vaterländische Verdienstorden und der Karl Marx-Orden dazu, 1,5 Millionen Exemplare des Buches werden allein in der DDR verkauft, übersetzt wird es in über 20 Sprachen. Ein unglaublicher Erfolg für einen Mann, dem das Schreiben immer schwer gefallen ist.
Bruno Apitz war das zwölfte Kind eines Leipziger Wachstuchdruckers und einer Waschfrau. Gelernt hatte er Stempelschneider; zu schreiben begann er während seiner ersten Gefängnishaft 1917 - schon damals in der Arbeiterbewegung aktiv, war er wegen Antikriegspropaganda verurteilt worden. Seine Stücke entlockten Verlagslektoren und Theaterregisseuren warme Worte; das Licht der Bühne erblickte keins von ihnen. So verdiente Apitz während der Weimarer Republik sein Brot als Schauspieler und im Zentralverlag der Roten Hilfe; 1933 als Kommunist sofort inhaftiert, musste er sich, erst im Zuchthaus, dann im KZ, wenigstens darum keine Sorgen mehr machen.
Der Siegeszug von "Nackt unter Wölfen" hatte wenig mit seiner literarischen Qualität zu tun. Das Holzschnittartige der Sprache und die Neigung zum Melodrama sind unübersehbar. Erfolgsträchtig war etwas anderes an diesem ersten Roman aus dem Konzentrationslager: die Mischung aus mitreißend erzähltem Abenteuerroman und humanistischer Botschaft.
Aber dass "Nackt unter Wölfen" nach quälend langer Bedenkzeit auch den Beifall der DDR-Oberen fand, lag wohl daran, dass der Roman eine antifaschistische Legende der DDR untermauerte: die von der Selbstbefreiung des KZ Buchenwald. Für den nachgeborenen Schriftsteller Hans Joachim Schädlich ist das, in seinem jüngsten Buch "Anders", ein Grund, Apitz Geschichtsfälschung vorzuwerfen – ein problematischer Vorwurf, aus einem Roman an einen anderen gerichtet. Schließlich hatte Apitz nie behauptet, eine Dokumentation geschrieben zu haben. Und er hatte auch keinen Hehl daraus gemacht, dass er die Befreiung selbst – sei es durch das Lagerkomitee, sei es durch die Amerikaner – gar nicht miterlebt hatte: zu diesem Zeitpunkt saß er im Bunker in Einzelhaft.
Am 7. April 1979 starb Bruno Apitz, kurz vor seinem 79. Geburtstag.