Tausende Menschen versammelten sich im Friedensdenkmal-Park in Hiroshima zu einer Schweigeminute um 8.15 Uhr (Ortszeit), dem Zeitpunkt, als die Amerikaner 1945 die erste im Zweiten Weltkrieg eingesetzte Atombombe über der westjapanischen Stadt abwarfen. Hiroshimas Bürgermeister Kazumi Matsui forderte in seinem Friedensappell die Abschaffung aller Atomwaffen. Die Überlebenden litten noch heute physisch und psychisch unter den Folgen der Verstrahlung. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon schloss sich in einer verlesenen Grußbotschaft dem Appell der Überlebenden der Atombombenabwürfe an: "No more Hiroshimas. No more Nagasakis."
Bürgermeister: Weg des Pazifismus folgen
An der jährlichen zentralen Gedenkveranstaltung nahmen auch Abgesandte aus 100 Ländern teil, so viele wie nie zuvor. Matsui rief die Welt auf, dem Weg des Pazifismus, wie ihn die japanische Nachkriegsverfassung verkörpere, zu folgen. An US-Präsident Barack Obama und andere Politiker appellierte er, nach Hiroshima zu kommen und den Schilderungen der Überlebenden zuzuhören. "Um zu koexistieren, müssen wir das absolut Böse und die endgültige Unmenschlichkeit abschaffen, die Atomwaffen darstellen", erklärte er. Die internationale Gemeinschaft müsse jetzt handeln, forderte Matsui.
Dass die Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe gerade eine weitreichende Militärreform auf den Weg gebracht hat, die nach Ansicht von Kritikern eine Abkehr von eben diesem Pazifismus bedeutet, ließ der Bürgermeister unerwähnt. In seiner Rede in Hiroshima kündigte Abe an, Japan werde bei der UNO-Vollversammlung im September einen neuen Resolutionsentwurf zur Abschaffung von Atomwaffen einbringen.
Weitere Opfer in Nagasaki
Von den 350.000 Bewohnern der westjapanischen Stadt starben damals auf einen Schlag schätzungsweise mehr als 70.000 Menschen. Bis Ende Dezember 1945 erhöhte sich die Zahl der Toten auf 140.000. Drei Tage später warfen die Amerikaner eine zweite Atombombe über Nagasaki ab. Bis Dezember starben dort weitere 70.000 Menschen. Kurz nach Abwurf der beiden Atombomben kapitulierte Japan. Noch heute sterben Menschen an den Spätfolgen der atomaren Strahlung.
Japan hatte im Zweiten Weltkrieg zusammen mit Deutschland gegen die Sowjetunion und deren westliche Verbündete gekämpft. Nach dem Krieg wurde das Land zu einem wichtigen Partner der USA, die sich nie offiziell für die Atombombenangriffe entschuldigten.
(fwa/jan)