"Ich bin jetzt 47 Jahre alt. Also habe ich das alte Jugoslawien sehr bewusst mitbekommen. Ich gehöre noch der Generation an, die die Vorteile des damaligen Jugoslawien genießen konnte."
Andrej Ivanji, Autor des Belgrader Wochenmagazins "Vreme", Kolumnist der Berliner "taz" und des Wiener "Standard", ist kein Tito-Verehrer. Aber er sieht das Positive und sehnt sich nach mehr Gemeinsamkeit zwischen den ehemaligen jugoslawischen Republiken.
"Die jungen Leute, die kennen nichts anderes als eine Art internationale Isolation. Sie leben in dem Bewusstsein, in einem sehr kleinen Land zu leben, von lauter irgendwelchen Feinden umringt zu sein, den Kroaten, den Albanern, den Muslimen. Sie kennen nicht dieses Gefühl der Weltoffenheit, das im ehemaligen Jugoslawien geherrscht hat."
Das Museum für die Geschichte Jugoslawiens ist im noblen Belgrader Viertel Dedinje untergebracht, in der Nähe von Titos Grab. Dort zeigt man "Jugoslawien von Anfang bis Ende" – die Geschichte von zwei südslawischen Staaten zwischen 1918 und 1991, dem Königreich Jugoslawien und Titos sozialistischem Jugoslawien. Ana Panić, die Kustodin:
"Jugoslawien – der Personalausweis" – so heißt der erste Saal. Hier können die Besucher erfahren, wie die jugoslawische Idee entstanden ist. Wir zeigen es durch Kultur und Kunst, deren Vertreter die jugoslawische Idee am stärksten förderten."
Konzipiert wurde die Ausstellung – ungeachtet aller aktueller politischen Spannungen zwischen den ehemaligen Teilrepubliken – gemeinsam von Historikern aus Kroatien, Serbien, Slowenien und Bosnien-Herzegowina. Die Darstellung folgt keiner strengen Chronologie. Stattdessen gibt es Themenfelder, die jeweils Material aus dem Königreich und dem Tito-Staat präsentieren. Mal geht es um die Bräuche und religiösen Traditionen der einzelnen Völker, mal um die soziale Lage der Menschen – von der Weltwirtschaftskrise Ende der zwanziger Jahre bis zur Arbeitsmigration unter Tito. Ein Saal ist der Macht Jugoslawiens in der Welt gewidmet, dabei kommt Titos Balanceakt zwischen Ost und West als einflussreicher Anführer der Blockfreien zur Geltung.
Im eindrucksvollen Kontrast präsentiert der Raum "Repression" monströse Fußschellen aus den Gefängnissen des Königreichs, die sich vor allem mit Kommunisten füllten. Direkt daneben wird von der Straflagerinsel Goli Otok erzählt, auf die Tito nach seinem Bruch mit Stalin 1948 angebliche Stalinisten und andere Widersacher verbannte.
Die faszinierenden und abstoßenden Seiten der jugoslawischen Wirklichkeit in Bezug zu setzen, darum geht es den Ausstellungsmachern. Einer von ihnen ist der Belgrader Historiker Srdjan Cvetković:
"Das Gute an Jugoslawien war die Idee, dass auf einem Terrain bestimmte Völker einträchtig zusammen leben und zusammen arbeiten. Das ist positiv, dass ist heute die Idee der Europäschen Union. Allerdings ging es dabei von Anfang an nicht offen und ehrlich zu. Themen, die am Mythos von Brüderlichkeit und Einheit gerührt hätten, durfte man nicht anrühren."
Die neue Ausstellung ist eine jugoslawische Gesamtschau ohne Anklage und ohne Nostalgie. Srdjan Cvetković freut es, dass sie in unmittelbarer Nähe von Titos Grab zu sehen sein wird, bis heute eine Pilgerstätte für Jugoslawien-Nostalgiker.
"Erstmals werden Exponate, die über die brutale Repression des Königreichs und Titos zeugen, an einem Ort gezeigt, an dem man bis dahin ein Loblied auf Titos Regime gesungen hat. Es handelt sich um eine Art Versöhnung im symbolischen Raum. An diesem Ort wird es nun den König geben, Tito, normale Menschen, Kultur, Sport und politische Verfolgung – also alles, was das Leben dieser Gemeinschaft über sieben Jahrzehnte gekennzeichnet hat."
Andrej Ivanji, Autor des Belgrader Wochenmagazins "Vreme", Kolumnist der Berliner "taz" und des Wiener "Standard", ist kein Tito-Verehrer. Aber er sieht das Positive und sehnt sich nach mehr Gemeinsamkeit zwischen den ehemaligen jugoslawischen Republiken.
"Die jungen Leute, die kennen nichts anderes als eine Art internationale Isolation. Sie leben in dem Bewusstsein, in einem sehr kleinen Land zu leben, von lauter irgendwelchen Feinden umringt zu sein, den Kroaten, den Albanern, den Muslimen. Sie kennen nicht dieses Gefühl der Weltoffenheit, das im ehemaligen Jugoslawien geherrscht hat."
Das Museum für die Geschichte Jugoslawiens ist im noblen Belgrader Viertel Dedinje untergebracht, in der Nähe von Titos Grab. Dort zeigt man "Jugoslawien von Anfang bis Ende" – die Geschichte von zwei südslawischen Staaten zwischen 1918 und 1991, dem Königreich Jugoslawien und Titos sozialistischem Jugoslawien. Ana Panić, die Kustodin:
"Jugoslawien – der Personalausweis" – so heißt der erste Saal. Hier können die Besucher erfahren, wie die jugoslawische Idee entstanden ist. Wir zeigen es durch Kultur und Kunst, deren Vertreter die jugoslawische Idee am stärksten förderten."
Konzipiert wurde die Ausstellung – ungeachtet aller aktueller politischen Spannungen zwischen den ehemaligen Teilrepubliken – gemeinsam von Historikern aus Kroatien, Serbien, Slowenien und Bosnien-Herzegowina. Die Darstellung folgt keiner strengen Chronologie. Stattdessen gibt es Themenfelder, die jeweils Material aus dem Königreich und dem Tito-Staat präsentieren. Mal geht es um die Bräuche und religiösen Traditionen der einzelnen Völker, mal um die soziale Lage der Menschen – von der Weltwirtschaftskrise Ende der zwanziger Jahre bis zur Arbeitsmigration unter Tito. Ein Saal ist der Macht Jugoslawiens in der Welt gewidmet, dabei kommt Titos Balanceakt zwischen Ost und West als einflussreicher Anführer der Blockfreien zur Geltung.
Im eindrucksvollen Kontrast präsentiert der Raum "Repression" monströse Fußschellen aus den Gefängnissen des Königreichs, die sich vor allem mit Kommunisten füllten. Direkt daneben wird von der Straflagerinsel Goli Otok erzählt, auf die Tito nach seinem Bruch mit Stalin 1948 angebliche Stalinisten und andere Widersacher verbannte.
Die faszinierenden und abstoßenden Seiten der jugoslawischen Wirklichkeit in Bezug zu setzen, darum geht es den Ausstellungsmachern. Einer von ihnen ist der Belgrader Historiker Srdjan Cvetković:
"Das Gute an Jugoslawien war die Idee, dass auf einem Terrain bestimmte Völker einträchtig zusammen leben und zusammen arbeiten. Das ist positiv, dass ist heute die Idee der Europäschen Union. Allerdings ging es dabei von Anfang an nicht offen und ehrlich zu. Themen, die am Mythos von Brüderlichkeit und Einheit gerührt hätten, durfte man nicht anrühren."
Die neue Ausstellung ist eine jugoslawische Gesamtschau ohne Anklage und ohne Nostalgie. Srdjan Cvetković freut es, dass sie in unmittelbarer Nähe von Titos Grab zu sehen sein wird, bis heute eine Pilgerstätte für Jugoslawien-Nostalgiker.
"Erstmals werden Exponate, die über die brutale Repression des Königreichs und Titos zeugen, an einem Ort gezeigt, an dem man bis dahin ein Loblied auf Titos Regime gesungen hat. Es handelt sich um eine Art Versöhnung im symbolischen Raum. An diesem Ort wird es nun den König geben, Tito, normale Menschen, Kultur, Sport und politische Verfolgung – also alles, was das Leben dieser Gemeinschaft über sieben Jahrzehnte gekennzeichnet hat."