Archiv

70 Jahre NRW
Ministerpräsidentin dankt Briten für die "kluge Gründung"

Nordrhein-Westfalen hat mit einem Festakt die Gründung des Bundeslandes vor 70 Jahren gefeiert. Auf Einladung von Ministerpräsidentin Kraft und Landtagspräsidentin Gödecke (beide SPD) waren mehr als 1.300 Gäste in die Düsseldorfer Tonhalle gekommen, unter anderem Bundeskanzlerin Merkel (CDU) und der britische Prinz William. Gödecke mahnte, Demokratie sei verletzlich.

    Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD, l-r), Prinz William von Großbritannien und Nordirland, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), und die Präsidentin des Landtags von NRW, Carina Gödecke, am Rande des Festakts zu 70 Jahren NRW.
    NRW-Ministerpräsidentin Kraft (SPD), Prinz William von Großbritannien, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Präsidentin des NRW-Landtags, Carina Gödecke (SPD). (dpa)
    Die britische Besatzungsmacht hatte Nordrhein-Westfalen nach dem Zweiten Weltkrieg am 23. August 1946 gegründet. Das Land NRW setzte sich zunächst aus dem nördlichen Teil der preußischen Rheinprovinz sowie der preußischen Provinz Westfalen zusammen, am 21. Januar 1947 wurde auch das Land Lippe eingegliedert. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft dankte Prinz William stellvertretend für die damalige Entscheidung Großbritanniens. Der Prinz wiederum lobte Nordrhein-Westfalen als "Wirtschaftskraftwerk Deutschlands".
    Kraft erklärte laut Redetext, es sei "der klugen Gründung durch die Briten zu verdanken, dass Nordrhein-Westfalen sich von Anfang an als ein starkes, wandlungsfähiges Land erwiesen hat".
    Solidarität im Wandel als wichtigste Errungenschaft
    Die Entwicklung Nordrhein-Westfalens bis in die Gegenwart bezeichnete Kraft als "eine Erfolgsgeschichte". Vielfalt sei das Merkmal des Landes. NRW habe bewiesen, dass es wandlungsfähig sei, sagte Kraft weiter. Und Solidarität im Wandel sei das wertvollste Erbe aus 70 Jahren. Dieses Erbe werde Nordrhein-Westfalen bewahren und vermehren.
    Die Ministerpräsidentin verlieh der 20. Panzerbrigade der britschen Armee aus Paderborn das NRW-Fahnenband. Die britischen Soldaten in NRW hätten vor allem in Zeiten des Kalten Krieges wesentlich dazu beigetragen, dass in Europa Frieden herrschte. Die "20th Armoured Infantry Brigade" ist seit 1951 in Nordrhein-Westfalen stationiert und wird bis 2019 abziehen.
    Merkel: Gründung war "ein Glücksgriff"
    Bundeskanzlerin Angela Merkel würdigte die Entwicklung Nordrhein-Westfalens vom Trümmerland nach dem Zweiten Weltkrieg zum Kohleland und schließlich zu einem breit aufgestellten Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort. "Kaum eine andere europäische Region weiß besser, was Strukturwandel bedeutet", sagte die Kanzlerin. "Statt Kohle heißt der Rohstoff heute Wissen." Die Zusammenfügung der verschiedenen Landesteile sei rückblickend betrachtet "ein Glücksgriff" gewesen.
    Am Festakt in Düsseldorf nahmen auch das Landeskabinett, die Spitzen des Landtages sowie Botschafter und weitere ausländische Gäste teil. Ebenfalls anwesend waren unter anderem frühere Minister und ehemalige Ministerpräsidenten von NRW.
    Landtagspräsidentin Carina Gödecke sagte, mit 70 Jahren Nordrhein-Westfalen feiere man auch sieben Jahrzehnte repräsentative Demokratie, Freiheit und Frieden. Gödecke appellierte zudem an die Bürger, weltoffen zu bleiben.
    Gödecke: Demokratie ist verletzlich
    Die nach dem Zweiten Weltkrieg wieder errungene Demokratie sei verletzlich, mahnte sie. Hass, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit könnten das Zusammenleben in Freiheit und Vielfalt zerstören, so Gödecke. Das Landesjubiläum müsse auch Anlass sein vorauszuschauen auf eine Aufgabe für Generationen, nämlich viele Menschen zu integrieren, die aus Angst vor Krieg und Terror ihre Heimat verlassen haben, um ein neues Zuhause zu finden.
    Am Wochenende wird das Jubiläum des bevölkerungsreichsten Bundeslandes in der Landeshauptstadt Düsseldorf mit einem großen Volksfest gefeiert, zu dem insgesamt rund eine Million Besucher erwartet werden. Geplant sind 700 Aktionen, 500 Zeltstände und Aktionsbereiche sowie 220 Programmpunkte von rund 800 Künstlern auf 16 Bühnen.
    (vic/kis)