Archiv

Musical vor 70 Jahren uraufgeführt
Als "Singin' in the Rain" ins Kino kam

Sein Lächeln, Charme und Tanz machten den Sänger und Schauspieler Gene Kelly weltberühmt. Sein erfolgreichstes Film-Musical „Singin‘ in the Rain“ schildert den holprigen Übergang vom Stumm- zum Ton-Film. Heute vor 70 Jahren kam es in die US-Kinos.

Von Hartmut Goege |
Gene Kelly in "Singin' in the Rain" - Stanley Donens Filmmusical von 1952
Gene Kelly in "Singin' in the Rain" - Stanley Donens Filmmusical von 1952 (picture-alliance / Mary Evans Picture Library)
Es ist eine der bekanntesten Szenen der klassischen Hollywood-Unterhaltung: ein junger Mann im grauen Anzug, gespielt von Gene Kelly, löst sich mit einem dezenten Kuss im Hauseingang von seiner Angebeteten, tanzt glückstaumelnd durch Pfützen in eine verregnete Nacht und klammert sich liebestrunken und selig lächelnd an einen Laternenpfahl, während Wassermassen auf ihn hinunterprasseln.
Als am 27. März 1952 der Film „Singin‘ in the Rain“ in den USA in die Kinos kam, nahm das Publikum das Musical begeistert auf. Anders als in früheren Musicals konnten tänzerische Perfektion und Gesangseinlagen auch mit einer glaubhaften Story verknüpft werden. Gene Kelly war in diesem Film nicht nur als Schauspieler und begnadeter Tänzer präsent: als Choreograf und zweiter Regisseur neben Stanley Donen ließ er sich häufig spontan inspirieren:
„Arthur Freed, der Produzent, kam rein und fragte, geht das? Können wir die Nummer machen? Ich sagte: ‚Klar!‘ Er sagte ‚Was willst Du tun?‘ Ich sagte: ‚Es wird regnen, und ich werde singen‘. Diese Nummer war ganz leicht. Der Text stand ja schon. Die Sache, die mich dann zum Tanzen anregte, war eine Melodie von Roger Evans," du du dut du." - “I'm singin' in the rain - Just singin' in the rain - What a glorious feeling
I'm happy again..."

Regentanz im wasserknappen Kalifornien

Mehrere Tage lang musste allein an dieser Tanzszene im Regen gedreht werden. Für die Produktionscrew um Stanley Donen im wasserknappen Kalifornien ein nicht unerhebliches Problem:
"Es war Sommer, und wir drehten unter einer Plane. Es sollte Nacht sein. Wir drehten tagsüber. Als die Leute um 17 Uhr nach Hause kamen, bewässerten sie ihre Gärten. Und der Wasserdruck ließ plötzlich nach. Und als wir unser Wasser aufdrehten, kamen nur ein paar Tropfen raus.“
"Singin’ in the Rain" - Gene Kelly, Debbie Reynolds, Donald O'Connor auf dem Originalplakat von 1952
"Singin’ in the Rain" - Gene Kelly, Debbie Reynolds, Donald O'Connor auf dem Originalplakat von 1952 (picture alliance / Everett Collection)

Der kakophone Wechsel vom Stumm- zum Tonfilm - knallbunt erzählt

Glücklicherweise kamen die übrigen Szenen ganz ohne Regenschauer aus, denn schließlich sollte "Singin‘ in the Rain" ein sonniger Hollywoodfilm über Hollywood sein: ein buntes Musical in bonbonfarbenem Technicolor und eine romantische Komödie, die beschwingt leichtfüßig, zuweilen auch überbordend kitschig den Wechsel vom Stumm- zum Tonfilm erzählt.
Gene Kelly spielt Don Lockwood, einen bekannten Stummfilmstar, der mit seiner ebenso beliebten Dauerfilmpartnerin Lina Lamont auf Wunsch des Studios auch in der Öffentlichkeit als romantisches Traumpaar auftritt. Doch in Wirklichkeit ist er in Kathy verliebt, eine Tänzerin, die von einer Filmkarriere träumt.

Verzweifelte Sprechtrainerin

Als nach dem überragenden Erfolg des ersten Tonfilms "The Jazz-Singer" auch Lockwoods Studio auf den neuen Tonfilm-Zug aufspringt, gestalten sich die Dreharbeiten schwierig, zumal die quäkende Stimme seiner Partnerin Probleme macht. Selbst eine Sprechtrainerin ist machtlos.
Die rettende Idee: Linas Part vor der Kamera wird von Kathy hinter der Kamera lippensynchron gesprochen und gesungen. Doch als die Zuschauer nach der erfolgreichen Premiere Lina live singen hören möchten, fliegt der Schwindel auf. Satirisch und drastisch erinnert diese Szene daran, dass dem Tonfilm zahlreiche Karriere-Abstürze folgten: von Darstellern, die dank ihres unpassenden Akzents oder ihrer Stimme immer weniger beschäftigt wurden.

Aufstieg und Fall des Film-Musical Genres

"Singin’ in the Rain" zählt zu den absoluten Höhepunkten der sogenannten Goldenen Ära des Hollywood Musicals. Der athletische Gene Kelly, der schon ein Jahr zuvor in dem mit sechs Oscars prämierten Musical „Ein Amerikaner in Paris“ geglänzt hatte, tanzte sich zwar nun endgültig in den Weltruhm. Doch das Genre Film-Musical, das seit Beginn der Tonfilmzeit Zuschauern Fröhlichkeit und bunte Träume verkaufte, erlebte bis Mitte der 50er-Jahre seinen Niedergang. Die massenhafte Produktion weitgehend identischer Revue-Filme fand immer weniger Publikum.