Der zwölfjährige Julian und seine jüngeren Geschwister Dick und Anne verbringen die großen Ferien erstmals bei ihrer Cousine Georgina und deren Hund Timmy an der Küste von Dorset im Südwesten Englands: Gemeinsam erkunden die fünf eine kleine Insel und müssen dort einige Abenteuer bestehen, bevor sie den Schatz finden. Die "Fünf Freunde" sind geboren – und Enid Blyton hat großen Spaß am Schreiben, wie die Schriftstellerin 1966 erzählt.
Blyton will ursprünglich nur acht Bände verfassen – doch ihre jungen Leser sind so begeistert, dass sie nach mehr verlangen. Und so werden es am Ende in 21 Jahren 21 Bände, wobei die fünf Freunde kaum altern und eigentlich immer Ferien haben. Sie zelten, fahren Fahrrad oder sind mit dem Zug unterwegs – meist allein. Auch deswegen ist diese Serie wohl so erfolgreich, meint Blyton-Expertin Alexandra Antscherl vom Kinderbuch-Verlag Hachette:
"Diese Kids hatten viele Freiheiten. Und das wollen doch alle Kinder, damals wie heute: ihr Tun selbst bestimmen, frei sein von der Aufsicht der Erwachsenen. Die Geschichten leben natürlich von ihren heldenhaften Taten, aber auch vom Humor und von der Freundschaft zwischen den vieren und dem Hund."
Vorbild war die eigene Kindheit
Die wohl beliebteste Figur ist Georgina, die sich selbst George nennt, wie ein Junge kleidet und ihre Haare kurz trägt. Die Elfjährige ist neugierig, temperamentvoll – und ihrem Vierbeiner Timmy innig verbunden:
"Auch Blyton liebte Tiere, sie fühlte sich manchmal etwas einsam – und sie sah als Kind ungefähr so aus, wie die erste Illustratorin George in den Büchern dargestellt hat. Erst sehr spät in ihrem Leben hat Blyton dann ihrem Literaturagenten verraten, dass sie selbst und ihre eigene Kindheit Vorbild waren für George."
Die 1897 geborene Blyton ist gern draußen in der Natur und will schon als junges Mädchen Schriftstellerin werden. Sie tippt stets mit ihrer Schreibmaschine auf den Knien. Und braucht oft nur eine Woche, um eines ihrer zahlreichen Kinderbücher zu verfassen. Sie sehe die ganze Geschichte lebendig vor ihren Augen, sagt Blyton; und wenn sie einmal mit dem Schreiben angefangen habe, dann höre sie erst auf, wenn sie fertig ist.
Kritik an den Büchern Blytons
Bereits zu ihren Lebzeiten muss sich Blyton viel Kritik anhören: Ihre Bücher verklärten das ländliche England, seien simpel geschrieben und hätten rassistische sowie sexistische Züge. Bei den Abenteuern der "Fünf Freunde" etwa ist Anne oft die Ängstliche – und sie erledigt meist die Hausarbeit. Doch Antscherl verteidigt Blyton:
"Sie hat ihre Bücher nun mal in der Mitte des 20. Jahrhunderts geschrieben und die Dinge aus ihrer Sicht geschildert. Ich meine, ihre Geschichten sind auch heute noch für Kinder interessant und treffend – und Eltern und Lehrer können auch anhand dieser Bücher erklären, dass die Zeiten damals andere waren."
Die bisherigen Versuche, Blytons Werke politisch korrekter zu machen, kamen beim Publikum gar nicht gut an. Antscherl will auch deshalb die Sprache der Fünf-Freunde-Bücher nur behutsam anpassen und so dicht wie möglich am Originaltext bleiben.
Der Verlag hat grünes Licht gegeben für eine ganze Reihe moderner Parodien, die bislang nicht auf Deutsch erschienen sind – etwa "Fünf Freunde essen glutenfrei" oder "Fünf Freunde auf der Brexit-Insel": Wie dieses Abenteuer im echten Leben ausgeht, ist noch offen.