Der Sozialdemokrat Knut Storberget vor dem Parlament in Oslo. In seiner Funktion als Polizei- und Justizminister fasst er den Verlauf der Ereignisse vom 22. Juli zusammen. Er gesteht ein, dass die Kommunikation zwischen den einzelnen Polizeiinspektionen fehlerhaft war, weil sie auf verschiedenen Wellenlängen funkten. Über Verantwortung und Schuld spricht der Minister nicht. Stattdessen mahnt er, die Arbeit der Polizisten und Helfer realistisch einzuschätzen:
"Alle Handlungen sollten im Kontext ihrer Zeit gesehen werden. Im Licht der Information, die die Mannschaften hatten, damals und dort. Im Nachhinein ist es natürlich einfacher, Handlungsalternativen zu sehen. Wenn alle Fakten zusammen getragen sind, müssen wir auch die Frage stellen, ob und in welcher Weise bestimmte Mängel eine Bedeutung hatten. Aber es ist keinem damit gedient, vorschnelle Schlüsse auf der Basis von unzureichenden Informationen zu ziehen."
Einen Tag nach der Anhörung tritt Storberget zurück. Er wolle mehr Zeit mit der Familie verbringen und habe seinen Entschluss schon länger angekündigt - so lautet die offizielle Begründung, die Regierungschef Jens Stoltenberg bekannt gibt. Ob Storbergets Rücktritt auch ein Schuldeingeständnis ist, thematisiert Stoltenberg nicht.
Die Polizisten im Osloer Hauptquartier arbeiten unterdessen an der Vorbereitung von Breiviks Prozess. Mehr als 1000 Zeugen haben sie bereits vernommen und jüngst Bilder vom rekonstruierten Fahrzeug des Täters veröffentlicht. Die Dokumente füllen bereits an die 40 Aktenordner, sagt Christian Hatlo, einer der drei Anwälte der Polizeikommission:
"Wir verfolgen zwei Spuren: Zum einen geht es um den Strafprozess, der im April beginnen soll. Da sind die meisten Zeugenvernehmungen abgeschlossen. Zum anderen geht es um die Frage, ob Breivik Mittäter hatte. Breivik selbst hat es bisher abgelehnt, etwas dazu sagen, auch die Ermittlungen haben bisher keine Hinweise darauf ergeben."
Hatlo, der viele Verhöre mit Breivik durch eine Glasscheibe verfolgt, beschreibt den Täter als ruhig, höflich und kooperativ. Dieses Verhalten will Breiviks Anwalt Lippestadt im Prozess geltend machen. Außerdem argumentiert er mit der problematischen Jugend seines Mandanten.
Kein Grund für strafmildernde Umstände, meint Mette Yvonne Larsen. Die Anwältin vertritt mehr als 20 Angehörige der Opfer und Überlebende der Anschläge:
"Der Oberste Gerichtshof Norwegens hat konstatiert, dass die eigene Jugend in so schwerwiegenden Fällen wie diesem in den Hintergrund tritt. Damit kannst du nicht begründen, dass du 77 Menschen getötet und 500 verletzt hast. Eine schwere Jugend kann höchstens erklären, warum es so lief, wie es lief."
Mette Yvonne Larsen hofft, dass der Prozess ihren Mandanten Antworten gibt. Nur wer Antworten bekomme, könne eine traumatische Erfahrung verarbeiten und weiterleben, sagt sie.
Auch Larsens Anwaltskollege Sjak Haaheim hat viele offene Fragen. Der Jurist vertritt 24 Menschen, die am Ufer gegenüber von Utøya Urlaub machten und mit ihren Booten auf den Fjord fuhren und Flüchtende selbstlos retteten als sie Schüsse von der Insel hörten. Auf eine Anerkennung warten sie bisher vergeblich, sagt Haaheim:
"Keiner meiner Mandanten will eine Medaille oder eine andere Art der Heldenehrung. Aber dass Deutschland einem Helfer der Anschläge so schnell das Bundesverdienstkreuz verliehen hat, das hat ihnen Respekt eingeflößt. Meine Klienten haben eingegriffen und die Arbeit gemacht, die Aufgabe des Staates gewesen wäre. Es lastet schwer auf ihnen, dass sie mit ansehen mussten, wie die Krankenwagen untätig in der Schlange standen und die Sanitäter nicht eingreifen durften, weil die Polizei den Täter noch nicht gefasst hatte."
Zum Thema auf dradio.de:
Dutzende Tote bei Attentaten in Norwegen - Polizei nimmt Verdächtigen mit rechtsextremem Hintergrund fest
"Alle Handlungen sollten im Kontext ihrer Zeit gesehen werden. Im Licht der Information, die die Mannschaften hatten, damals und dort. Im Nachhinein ist es natürlich einfacher, Handlungsalternativen zu sehen. Wenn alle Fakten zusammen getragen sind, müssen wir auch die Frage stellen, ob und in welcher Weise bestimmte Mängel eine Bedeutung hatten. Aber es ist keinem damit gedient, vorschnelle Schlüsse auf der Basis von unzureichenden Informationen zu ziehen."
Einen Tag nach der Anhörung tritt Storberget zurück. Er wolle mehr Zeit mit der Familie verbringen und habe seinen Entschluss schon länger angekündigt - so lautet die offizielle Begründung, die Regierungschef Jens Stoltenberg bekannt gibt. Ob Storbergets Rücktritt auch ein Schuldeingeständnis ist, thematisiert Stoltenberg nicht.
Die Polizisten im Osloer Hauptquartier arbeiten unterdessen an der Vorbereitung von Breiviks Prozess. Mehr als 1000 Zeugen haben sie bereits vernommen und jüngst Bilder vom rekonstruierten Fahrzeug des Täters veröffentlicht. Die Dokumente füllen bereits an die 40 Aktenordner, sagt Christian Hatlo, einer der drei Anwälte der Polizeikommission:
"Wir verfolgen zwei Spuren: Zum einen geht es um den Strafprozess, der im April beginnen soll. Da sind die meisten Zeugenvernehmungen abgeschlossen. Zum anderen geht es um die Frage, ob Breivik Mittäter hatte. Breivik selbst hat es bisher abgelehnt, etwas dazu sagen, auch die Ermittlungen haben bisher keine Hinweise darauf ergeben."
Hatlo, der viele Verhöre mit Breivik durch eine Glasscheibe verfolgt, beschreibt den Täter als ruhig, höflich und kooperativ. Dieses Verhalten will Breiviks Anwalt Lippestadt im Prozess geltend machen. Außerdem argumentiert er mit der problematischen Jugend seines Mandanten.
Kein Grund für strafmildernde Umstände, meint Mette Yvonne Larsen. Die Anwältin vertritt mehr als 20 Angehörige der Opfer und Überlebende der Anschläge:
"Der Oberste Gerichtshof Norwegens hat konstatiert, dass die eigene Jugend in so schwerwiegenden Fällen wie diesem in den Hintergrund tritt. Damit kannst du nicht begründen, dass du 77 Menschen getötet und 500 verletzt hast. Eine schwere Jugend kann höchstens erklären, warum es so lief, wie es lief."
Mette Yvonne Larsen hofft, dass der Prozess ihren Mandanten Antworten gibt. Nur wer Antworten bekomme, könne eine traumatische Erfahrung verarbeiten und weiterleben, sagt sie.
Auch Larsens Anwaltskollege Sjak Haaheim hat viele offene Fragen. Der Jurist vertritt 24 Menschen, die am Ufer gegenüber von Utøya Urlaub machten und mit ihren Booten auf den Fjord fuhren und Flüchtende selbstlos retteten als sie Schüsse von der Insel hörten. Auf eine Anerkennung warten sie bisher vergeblich, sagt Haaheim:
"Keiner meiner Mandanten will eine Medaille oder eine andere Art der Heldenehrung. Aber dass Deutschland einem Helfer der Anschläge so schnell das Bundesverdienstkreuz verliehen hat, das hat ihnen Respekt eingeflößt. Meine Klienten haben eingegriffen und die Arbeit gemacht, die Aufgabe des Staates gewesen wäre. Es lastet schwer auf ihnen, dass sie mit ansehen mussten, wie die Krankenwagen untätig in der Schlange standen und die Sanitäter nicht eingreifen durften, weil die Polizei den Täter noch nicht gefasst hatte."
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