Es ist eine der folgenreichsten Entdeckungen des 20. Jahrhunderts, die Otto Hahn berühmt machen soll: Am 19. Dezember 1938 gelingt es ihm, die Kerne von Uranatomen zu spalten. Die wissenschaftliche Grundlage für das Atomzeitalter - für Kernwaffen, nukleare Abschreckung und Atomkraftwerke.
Am 8. März 1879 wird Otto Emil Hahn in Frankfurt am Main geboren. Nach seinem Studium der Chemie in Marburg arbeitet er unter anderem unter dem Nobelpreisträger Ernest Rutherford in Kanada. Dort beginnt er sich für ein damals höchst exotisches Phänomen zu interessieren – die Radioaktivität. Im Sommer 1906 kehrt Hahn aus Kanada zurück und richtet sich in der Holzwerkstatt der Universität Berlin ein Labor ein, um dort radioaktive Stoffe systematisch zu studieren. Einige Jahre später wird sein Institut Bestandteil einer international renommierten Forschungseinrichtung, der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft.
Die Gründung war 1911. Die Einweihung des Instituts für Chemie, dessen wissenschaftlicher Mitarbeiter ich wurde, geschah 1912 unter Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II.
1928 wird Otto Hahn Direktor des Instituts. Viel später, nach dem 2. Weltkrieg, wird er die Nachfolgeorganisation mit aufbauen helfen – die Max-Planck-Gesellschaft, der er zwölf Jahre lang als Präsident vorstehen soll.
Mitte der 30er Jahre bestrahlt Hahn - gemeinsam mit der Physikerin Lise Meitner und dem Chemiker Fritz Straßmann - immer neue chemische Elemente mit Neutronen, das sind winzigste Kernteilchen. Die drei stellen fest, dass sich die Elemente wie erwartet umwandeln, und zwar in das nächst schwerere Element. Doch als sie im Dezember 1938 Uran bestrahlen, stoßen Hahn und Straßmann auf eine Überraschung: Nicht ein schwereres Element als Uran entsteht, sondern es taucht unvermittelt ein viel leichterer Stoff auf – Barium.
Hahn und Straßmann sind verwirrt. Es will ihnen einfach nicht gelingen, die Messdaten richtig zu interpretieren. Also schicken sie sie an Lise Meitner, die im Juli 1938 – also ein paar Monate vor der Entdeckung – als Jüdin vor den Nazis geflohen war.
Lise Meitner und ihr Neffe Otto Frisch in England waren die ersten, die berechneten, dass bei dem Auseinanderplatzen des Urans ungewöhnlich große Energiemengen frei werden. Und von Meitner und Frisch stammt auch der Ausdruck ‚Fission‘, auf deutsch Spaltung.
Eine Entdeckung, die Otto Hahn 1944 den Nobelpreis für Chemie einbringen soll. Erst später stellt sich heraus, dass er gar nicht der erste war, der Uran gespalten hat. Schon einige Jahre vor ihm hatte das – ohne es zu merken - der Italiener Enrico Fermi geschafft. In der Fachwelt jedenfalls sorgt Hahn’s Entdeckung sofort für große Aufregung.
Das Hauptinteresse der Physiker galt natürlich der frei werdenden Energie bei diesem Zerspaltungsprozess, die außerordentlich viel größer war als alle Energievorgänge, die man bisher gekannt hatte. Auch die der natürlichen radioaktiven Elemente.
Im so genannten Uranverein beginnen deutsche Physiker wie Werner Heisenberg und Carl Friedrich von Weizsäcker, die Möglichkeiten der Kernspaltung auszuloten – für einen Reaktor, aber auch für eine Bombe. Otto Hahn – alles andere als ein Freund des Naziregimes – hält sich aus der Sache heraus. Hitler verkennt das Potenzial einer Kernwaffe. Die Amerikaner hingegen entwickeln in einem enormen Kraftakt die Atombombe. Als Hahn im August 1945 vom Bombenabwurf auf Hiroshima hört, zeigt er sich fassungslos und entsetzt – und fühlt sich mitverantwortlich. Eine Erfahrung, die ihn prägen soll. So unterschreibt er 1957 - gemeinsam mit anderen prominenten Physikern - das so genannte Göttinger Manifest gegen die Atombewaffnung der Bundeswehr.
Ich darf daran erinnern, dass ich und die in der Göttinger Erklärung bekannten 18 Atomphysiker, dass wir immer auf die Gefahren der Verwendung von Atom- und Wasserstoffbomben hingewiesen haben.
Otto Hahn stirbt am 28. Juli 1968 in Göttingen im Alter von 89 Jahren.
Am 8. März 1879 wird Otto Emil Hahn in Frankfurt am Main geboren. Nach seinem Studium der Chemie in Marburg arbeitet er unter anderem unter dem Nobelpreisträger Ernest Rutherford in Kanada. Dort beginnt er sich für ein damals höchst exotisches Phänomen zu interessieren – die Radioaktivität. Im Sommer 1906 kehrt Hahn aus Kanada zurück und richtet sich in der Holzwerkstatt der Universität Berlin ein Labor ein, um dort radioaktive Stoffe systematisch zu studieren. Einige Jahre später wird sein Institut Bestandteil einer international renommierten Forschungseinrichtung, der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft.
Die Gründung war 1911. Die Einweihung des Instituts für Chemie, dessen wissenschaftlicher Mitarbeiter ich wurde, geschah 1912 unter Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II.
1928 wird Otto Hahn Direktor des Instituts. Viel später, nach dem 2. Weltkrieg, wird er die Nachfolgeorganisation mit aufbauen helfen – die Max-Planck-Gesellschaft, der er zwölf Jahre lang als Präsident vorstehen soll.
Mitte der 30er Jahre bestrahlt Hahn - gemeinsam mit der Physikerin Lise Meitner und dem Chemiker Fritz Straßmann - immer neue chemische Elemente mit Neutronen, das sind winzigste Kernteilchen. Die drei stellen fest, dass sich die Elemente wie erwartet umwandeln, und zwar in das nächst schwerere Element. Doch als sie im Dezember 1938 Uran bestrahlen, stoßen Hahn und Straßmann auf eine Überraschung: Nicht ein schwereres Element als Uran entsteht, sondern es taucht unvermittelt ein viel leichterer Stoff auf – Barium.
Hahn und Straßmann sind verwirrt. Es will ihnen einfach nicht gelingen, die Messdaten richtig zu interpretieren. Also schicken sie sie an Lise Meitner, die im Juli 1938 – also ein paar Monate vor der Entdeckung – als Jüdin vor den Nazis geflohen war.
Lise Meitner und ihr Neffe Otto Frisch in England waren die ersten, die berechneten, dass bei dem Auseinanderplatzen des Urans ungewöhnlich große Energiemengen frei werden. Und von Meitner und Frisch stammt auch der Ausdruck ‚Fission‘, auf deutsch Spaltung.
Eine Entdeckung, die Otto Hahn 1944 den Nobelpreis für Chemie einbringen soll. Erst später stellt sich heraus, dass er gar nicht der erste war, der Uran gespalten hat. Schon einige Jahre vor ihm hatte das – ohne es zu merken - der Italiener Enrico Fermi geschafft. In der Fachwelt jedenfalls sorgt Hahn’s Entdeckung sofort für große Aufregung.
Das Hauptinteresse der Physiker galt natürlich der frei werdenden Energie bei diesem Zerspaltungsprozess, die außerordentlich viel größer war als alle Energievorgänge, die man bisher gekannt hatte. Auch die der natürlichen radioaktiven Elemente.
Im so genannten Uranverein beginnen deutsche Physiker wie Werner Heisenberg und Carl Friedrich von Weizsäcker, die Möglichkeiten der Kernspaltung auszuloten – für einen Reaktor, aber auch für eine Bombe. Otto Hahn – alles andere als ein Freund des Naziregimes – hält sich aus der Sache heraus. Hitler verkennt das Potenzial einer Kernwaffe. Die Amerikaner hingegen entwickeln in einem enormen Kraftakt die Atombombe. Als Hahn im August 1945 vom Bombenabwurf auf Hiroshima hört, zeigt er sich fassungslos und entsetzt – und fühlt sich mitverantwortlich. Eine Erfahrung, die ihn prägen soll. So unterschreibt er 1957 - gemeinsam mit anderen prominenten Physikern - das so genannte Göttinger Manifest gegen die Atombewaffnung der Bundeswehr.
Ich darf daran erinnern, dass ich und die in der Göttinger Erklärung bekannten 18 Atomphysiker, dass wir immer auf die Gefahren der Verwendung von Atom- und Wasserstoffbomben hingewiesen haben.
Otto Hahn stirbt am 28. Juli 1968 in Göttingen im Alter von 89 Jahren.