"Ich bin ganz einfach und trotzdem irgendwie kompliziert dadurch, dass ich sehr sensitiv bin. Und ich sehe und höre alles viel mehr als andere."
Sie galt als überirdisch schön, höchst glamourös und ein wenig überspannt. Doch die Hollywood-Diva Hedy Lamarr zeigte nicht nur vor der Kamera ein besonderes Talent: Zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs entwickelte sie eine Methode, mit der sich Torpedos fernsteuern lassen sollten. Die Grundidee dafür findet sich heute in Funktechniken wie Bluetooth und WLAN wieder, sagt der Dokumentarfilmer Georg Misch und verweist auf eine Ausstellung im Jüdischen Museum, in der sie ‚Lady Bluetooth‘ genannt wurde.
Sie galt als überirdisch schön, höchst glamourös und ein wenig überspannt. Doch die Hollywood-Diva Hedy Lamarr zeigte nicht nur vor der Kamera ein besonderes Talent: Zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs entwickelte sie eine Methode, mit der sich Torpedos fernsteuern lassen sollten. Die Grundidee dafür findet sich heute in Funktechniken wie Bluetooth und WLAN wieder, sagt der Dokumentarfilmer Georg Misch und verweist auf eine Ausstellung im Jüdischen Museum, in der sie ‚Lady Bluetooth‘ genannt wurde.
Es begann mit musikalischen Frquenzen
Geboren wurde Lamarr als Hedwig Kiesler am 9. November 1914 in Wien als Tochter jüdischer Eltern. Nach Privatschule, Klavierstunden und Ballettunterricht zog es sie früh zur Schauspielerei:
"Solange Sie sich als meinen Bräutigam aufspielen, benehmen Sie sich auch entsprechend!"
"Aber entschuldigen Sie mal, liebes Fräulein."
"Nein, ich entschuldige gar nichts!"
"Aber entschuldigen Sie mal, liebes Fräulein."
"Nein, ich entschuldige gar nichts!"
Im Skandalfilm "Ekstase"
Bereits mit 17 spielte Kiesler an der Seite von Heinz Rühmann ihre erste Hauptrolle. 1933 folgte ein Skandal: Im tschechoslowakischen Film "Ekstase" war sie beim Baden in einem See zu sehen, splitternackt. Wie es dazu kam, erzählte sie später.
"Dann plötzlich mitten in Prag sagen sie: Jetzt soll ich alles ausziehen. Und sie sind weit weg. Und ich hab‘ das alles geglaubt. Und die waren auch weit weg. Ich habe nicht gewusst, dass es sowas gibt wie eine Zoom-Linse oder sowas."
MGM vermarktete Lamarr als "schönste Frau der Welt"
1937 ging Kiesler nach Hollywood und entfloh damit den Nazis, aber auch ihrer Ehe mit dem Waffenfabrikanten Fritz Mandl. Fortan nannte sie sich Hedy Lamarr und heuerte bei den Metro-Goldwyn-Mayer Studios an, die sie als die schönste Frau der Welt vermarkteten. Sie drehte mit Clark Gable und James Stewart, doch in ihrer Freizeit versuchte sie sich als Erfinderin und tüftelte unter anderem an einer neuartigen Brausetablette. Dann lernte Lamarr den Komponisten George Antheil kennen.
Zwischen Hollywood, Avantgarde - und Waffentechnik
Antheil war durch avantgardistische Werke mit mechanischen Klavieren bekannt geworden, gesteuert durch Papierrollen, in die die Noten als Löcher gestanzt waren. Damit mehrere dieser Klaviere gleichzeitig spielen konnten, hatte Antheil einen Mechanismus zur Synchronisation ersonnen. Antheil und Lamarr, die während ihrer Ehe mit Fritz Mandl einiges über Waffentechnik gelernt hatte, kam eine gewagte Idee: Ließe sich dieser Mechanismus nicht nutzen, um eine Waffentechnologie voranzutreiben, an der die US-Navy damals arbeitete – die sichere Funksteuerung von Torpedos, die der Feind nicht mit Funkfrequenzen stören kann? Anthony Loder, ein Sohn Lamarrs erinnert sich:
"Hedy kam auf die Idee, dass man, statt nur eine Funkfrequenz zu nutzen, mehrere Frequenzen einsetzen könnte, und dass man während des Sendens die Frequenzen automatisch ändern könnte. Dadurch könnte der Feind nicht herausfinden, auf welcher Frequenz man sendete."
"Hedy kam auf die Idee, dass man, statt nur eine Funkfrequenz zu nutzen, mehrere Frequenzen einsetzen könnte, und dass man während des Sendens die Frequenzen automatisch ändern könnte. Dadurch könnte der Feind nicht herausfinden, auf welcher Frequenz man sendete."
Am 10. Juni 1941 meldeten Hedy Lamarr und George Antheil ihre Idee als "Secret Communication System" zum Patent an.
Anthony Loder: "Hedy fuhr nach Washington DC, um die Navy zu überzeugen, ihre Erfindung zu nutzen, um den Krieg zu beenden. Aber die Navy wollte ihre Erfindung nicht."
Wiederentdeckung der Frequenzsprung-Idee
Die Mechanik, die Antheil und Lamarr vorgeschlagen hatten, dürfte für den Einsatz in einem Torpedo kaum geeignet gewesen sein. Auch konnte sich die Torpedo-Funksteuerung als Ganzes nicht durchsetzen, dazu breiten sich Funkwellen unter Wasser zu schlecht aus. Doch Jahrzehnte später sollte Lamarrs Frequenzsprung-Idee wiederauftauchen – als Grundlage der Funkstandards WLAN und Bluetooth, so der Berliner Informatiker Günther Ziegler.
"Es stecken da eben mathematische und technische Ideen drin, die letztlich brennend aktuell sind. Man versucht da, zwischen Frequenzen zu springen, sodass es zufällig aussieht, sodass jemand von außen das eben auch nicht nachverfolgen kann."
"Es stecken da eben mathematische und technische Ideen drin, die letztlich brennend aktuell sind. Man versucht da, zwischen Frequenzen zu springen, sodass es zufällig aussieht, sodass jemand von außen das eben auch nicht nachverfolgen kann."
Vorreiterin der Digitalisierung oder mythisch verklärte Diva?
Welche Rolle genau Lamarrs Patent für die Datenkommunikation gespielt hat, ist umstritten: Manche halten die Geschichte mit der genialen Hollywood-Diva für einen modernen Mythos. Andere verehren Lamarr heute als "Lady Bluetooth", als Vorreiterin der Digitalisierung. Diverse Preise sind nach ihr benannt, 2014 wurde sie in die "National Inventors Hall of Fame" der USA aufgenommen.
Das aber konnte sie nicht mehr erleben: Nachdem sich Hedy Lamarr seit den 70er-Jahren immer mehr zurückgezogen hatte, starb sie am 19. Januar 2000 in ihrer Wohnung in Florida. Auf ihrem Grab in Wien steht die Inschrift: Schauspielerin und Erfinderin.