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85. Geburtstag Sean Connery
Ein cooler Gentleman

Sean Connery machte James Bond zum Mythos. Aber der schottische Schauspieler kann mehr als 007: Im Alter brillierte Sir Connery als intelligenter Eigenbrötler. Und seinen einzigen Oscar bekam er für einen Mafiafilm.

Von Jörg Albrecht |
    Der britische Schauspieler Sean Connery als 007, Geheimagent seiner Majestät mit der Lizenz zum Töten, in einer Szene des britisch-amerikanischen Films "James Bond - Sag niemals nie". Der Film mit dem Originaltitel "Never say never again" kam 1983 in die Kinos, Regie führte Irvin Kershner.
    Der britische Schauspieler Sean Connery als 007, Geheimagent seiner Majestät mit der Lizenz zum Töten, in einer Szene des britisch-amerikanischen Films "James Bond - Sag niemals nie". (picture alliance / dpa / Bert Reisfeld)
    - "My name is Bond – James Bond."
    - "Is there something I can do for you."
    - "As a matter of fact there is. There´s something I´d like you to get off your chest ..."
    Es ist das Jahr 1962, als die bis heute langlebigste Filmreihe und erfolgreichste Figur der Kinogeschichte ihre Premiere feiert. Bereits in "James Bond 007 jagt Dr. No" verkörpert Sean Connery den smarten Agenten so perfekt, dass viele glauben, der Schauspieler teile auch im richtigen Leben die Vorlieben seines Filmhelden.
    "Ich bin sehr beschäftigt. Das ist mein vierter Film in diesem Jahr. Ich arbeite von halb acht morgens bis sieben Uhr abends. Da bleibt kaum Gelegenheit für Trinkorgien mit Blondinen oder aber Waffen."
    Mit Anfang 30 ist Sean Connery über Nacht zum Superstar geworden. Dabei ist es eher ein Zufall gewesen, der ihn zur Schauspielerei gebracht hat. Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen in der Nähe von Edinburgh hat Connery früh die Schule geschmissen, um seine Familie zu unterstützen. Mit 16 arbeitet er als Milchmann und Bademeister und heuert bei der Marine an.
    - "Es hat keinen Zweck, über unsere Berufe zu sprechen, denn wir waren fast alles im Laufe der Zeit."
    Beginn mit Gelegenheitsjobs
    Ein Zitat aus Connerys Abenteuerkomödie "Der Mann, der König sein wollte" aus dem Jahr 1975. Ein Satz, der nicht nur auf seinen Filmcharakter zugetroffen hat. Nach der Zeit bei der Royal Navy verdient Connery sein Geld mit Gelegenheitsjobs. Er ist Baggerfahrer und Pferdekutscher, Drucker und Möbelpolierer. Außerdem beginnt er mit dem Bodybuilding, wird schottischer Meister und mit 20 Jahren Dritter beim Mr.-Universum-Wettbewerb. Sein erstes Engagement als Schauspieler verdankt Connery wohl auch seinem trainierten Körper. 1953 wird er Teil des Chores vom Musical South Pacific, mit dem er mehr als ein Jahr durch das ganze Land touren wird.
    "Ich wusste nicht wirklich, was ich tun wollte. Aber ich hatte eine tolle Zeit, bin mit dem Motorrad quer durch England gefahren und habe in der Theatershow mitgewirkt. Robert Henderson, ein Amerikaner, der auch in dem Stück mitgespielt hat, fragte mich, warum ich nicht Schauspieler werden wollte. Ich sagte: Ich und Schauspieler? Und dann fragte ich ihn, was ich dazu tun müsse. Er antwortete: Als Erstes arbeite an deiner Stimme – außerdem du bist völlig ungebildet. Du musst sprechen lernen und dich bilden, was ich nie getan habe."
    Connery wird von nun an Stammgast in den Bibliotheken des Landes, liest Theaterstücke und Romane. Mit Mitte 20 hat er sich – wie er einmal gesagt hat – selbst erzogen. Es folgen kleinere Rollen auf der Bühne und im Fernsehen sowie ein erster größerer Part an der Seite von Lana Turner in der Romanze "Another Time, Another Place".
    Vom Bond-Erfolg überrumpelt
    Anfang der 60er-Jahre suchen die Produzenten Broccoli und Saltzman nach der geeigneten Besetzung für ihren neuen Filmhelden James Bond. Ihre Wahl fällt auf den Schotten, der vom Erfolg der Filme geradezu überrumpelt wird.
    "Ich habe es damals nicht verstanden. Und ich glaube, wenn sie ehrlich waren, auch das Filmstudio United Artists nicht und auch nicht Saltzman und Broccoli. Keiner hatte mit diesem Erfolg gerechnet."
    - "Wer sind Sie?"
    - "Bond – James Bond ..."
    Genau das aber will er nicht mehr sein. 1971 – nach "Diamantenfieber" – hat Connery keine Lust mehr, sich das Toupet aufzusetzen und den smarten Agenten zu mimen. Auch Traumgagen können den Star nicht locken. Nur einmal noch – 1983 – wird er schwach und gibt ein letztes Mal 007 in "Sag niemals nie". Obwohl er mit keinem seiner anderen Filme an den Erfolg der Bond-Reihe anknüpfen kann, sucht Sean Connery lieber neue Herausforderungen als Charakterdarsteller.
    Er habe nicht den Wunsch 100 Millionen Pfund auf dem Konto zu haben. Denn er wisse genau, was es heißt, kein Geld zu haben und was Geld für ihn bedeutet.
    "No I´ve got others things I want to do. I have no desire to have 100 million Pounds. I know exactly what it is to be without money. I know exactly, what money is to me."
    Trotz ambitionierter Filmprojekte wie dem Science-Fiction-Film "Zardoz" oder dem Abenteuerepos "Der Wind und der Löwe" lässt das Comeback lange auf sich warten. Mitte 50 ist er, als er seinen ersten Kassenschlager dreht, der nichts mit dem berühmten Geheimagenten zu tun hat. In der Verfilmung von Umberto Ecos Bestseller "Der Name der Rose" spielt er den Franziskanerpater William von Baskerville.
    - "Ist er vielleicht dort oben in der Bibliothek?"
    - "Nein!"
    - "Ist es erlaubt?"
    - "Nein!"
    Oscar für Nebenrolle in Mafiafilm
    Für seine Rolle im Gangsterfilm "Die Unbestechlichen" gewinnt Connery den Oscar als bester Nebendarsteller und ist in Hollywood gefragter denn je. Von "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" über den Actionstreifen "The Rock" bis zur Krimikomödie "Verlockende Falle" reicht die Palette. 2003 dreht er seinen letzten Film – die Comicadaption "Die Liga der außergewöhnlichen Gentleman". Das war es mit dem Filmemachen, lässt er verlauten. Statt vor der Kamera zu stehen, spielt er lieber Golf auf den Bahamas und veröffentlicht seine Autobiografie. Die trägt den Titel "Being a Scot". Immer wieder hat er sich für die Eigenständigkeit seiner Heimat ausgesprochen.
    '"Ich glaube, alles was mit der Identität und der schottischen Seele zu tun hat, basiert auf Unabhängigkeit. Und deswegen investiere ich darin finanziell und emotional. Und ich denke, das ist es wert."
    1999 – ein Jahr, bevor ihn die britische Königin zum Ritter schlägt – wird er zum erotischsten Mann des Jahrhunderts gewählt. Connery ist damals 69. Bei Umfragen hält er seine Bond-Kollegen immer noch auf Abstand. Für mehr als die Hälfte der Kinogänger war, ist und bleibt Sean Connery der einzig wahre ...
    " ... Bond – James Bond."