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9. November
Gedenken an Schicksalstag der Deutschen

Der 9. November gilt als Schicksalstag der Deutschen. In Berlin wurde heute mit zahlreichen Veranstaltungen an den Mauerfall von 1989 erinnert und der Opfer der Pogromnacht von 1938 gedacht. Am Abend werden Tausende Menschen zu einer "Pegida"-Kundgebung in Dresden erwartet - die Publizistin Beate Klarsfeld warnte eindringlich vor dieser Bewegung.

    Bundespräsident Joachim Gauck legt in Oranienburg (Brandenburg) am Standort der ehemaligen Synagoge einen Kranz nieder - in Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht vor 77 Jahren.
    Bundespräsident Joachim Gauck gedenkt in Oranienburg am Standort der ehemaligen Synagoge der Opfer der Reichspogromnacht vor 77 Jahren. (dpa / Bernd Settnik)
    Die Jüdische Gemeinde zu Berlin ludt zum 77. Jahrestag der nationalsozialistischen November-Pogrome zu einer Kranzniederlegung ein. Ein gemeinsames Gedenken von Juden, Katholiken und Protestanten gab es in der evangelischen Sophienkirche. Angesichts dieses Jahrestages haben mehr als 80.000 Menschen in einer Online-Petition gefordert, dass die Kundgebung der fremdenfeindlichen Bewegung "Pegida" zum Jahrestag der Pogromnacht verboten wird. Dass dies nicht geschah, wurde heftig kritisiert. Die "Initiative weltoffenes Dresden", ein Zusammenschluss von Kulturinstitutionen, nannte es nicht nachvollziehbar, dass die Stadt die für den Abend geplante Pegida-Kundgebung zugelassen habe.
    Rechte Gruppierungen wie "Pegida" seien eine Gefahr für Deutschland, sagte die Publizistin Beate Klarsfeld im Deutschlandradio Kultur. Auch Hitler habe anfangs nur "wenig Leute" gehabt. Auch heute würden bei Krisen in einem Land die Rechten oder die Linken stark. "Dagegen muss man hart ankämpfen", sagte Klarsfeld. Dieser Kampf müsse von den etablierten Parteien geführt werden. Klarsfeld verlangte unter anderem, die Flüchtlingsunterkünfte besser vor rechten Angriffen zu schützen.
    Der Linken-Vorsitzende Bernd Riexinger äußerte sich besorgt über einen Aufmarsch von "Pegida"-Anhängern auf dem Theodor-Heuss-Platz in Berlin, der während der NS-Herrschaft Adolf-Hitler-Platz hieß.
    Bundespräsident Joachim Gauck gedachte in Oranienburg (Brandenburg) der Opfer der Pogromnacht. Er legte an der Gedenktafel am Standort der ehemaligen Synagoge einen Kranz nieder. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 hatten die Nationalsozialisten Hunderte Synagogen in Brand gesteckt und Tausende jüdische Geschäfte und Friedhöfe zerstört. Auch die Synagoge in Oranienburg wurde angezündet.
    51 Jahre später in Berlin: Die Mauer fällt - wegen einer voreiligen Äußerung von Günter Schabowski, Mitglied im Zentralkomitee der SED, über Reiseerleichterungen für DDR-Bürger. "Das tritt nach meiner Kenntnis ... ist das sofort, unverzüglich." Bei der zentralen Gedenkfeier am ehemaligen Grenzübergang Bernauer Straße nahmen in diesem Jahr auch 200 Jugendliche aus verschiedenen europäischen Staaten teil. Nach einem symbolischen Posaunenruf wurden Rosen an der Hinterlandmauer niedergelegt. Bei der anschließenden Andacht in der Kapelle der Versöhnung sprach der ungarische Theologe Sándor Fazakas zum Thema "Erinnerung und Versöhnung".
    An einem 9. November sind in Deutschland auch andere wichtige Ereignisse in die Geschichte eingegangen, unter anderem:
    • 1848: Der republikanische Parlamentsabgeordnete Robert Blum wird hingerichtet; dieses Ereignis markiert den Anfang vom Ende der März-Revolution.
    • 1918: Der SPD-Abgeordnete Philipp Scheidemann ruft vom Berliner Reichstagsgebäude die deutsche Republik aus.
    • 1923: Mit Polizeigewalt wird der Marsch auf die Feldherrnhalle in München aufgelöst. Damit bricht der Putschversuch von Adolf Hitler und Erich Ludendorff, dem früheren Generalquartiermeister der kaiserlichen Armee, gegen die Weimarer Republik einen Tag nach seinem Beginn zusammen. Hitler wird zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt, aber schon nach neun Monaten wegen "guter Führung" aus der Haft entlassen.
    Aus Sicht der Bundeszentrale für politische Bildung steht der 9. November für gescheiterte und erfolgreiche, für gewaltsame und gewaltlose Revolutionen.
    (sdö/am)