"Bei Brahms klingt die Tonart A-Dur nicht sehr aufgeregt, sondern sie scheint in sehr entspannter Atmosphäre zu ruhen, mit diesem amabile-Gefühl, mit viel Liebe, sehr warm und sehr zart. Um diese Gefühle zu erkunden und erfahrbar zu machen, habe ich für heute diese drei Stücke ausgewählt", sagte der Geiger Seiji Okamoto kurz vor seinem Konzert in Köln.
Seiji Okamoto und die Pianistin Julia Hamos eröffneten das 1. Raderbergkonzert der neuen Saison mit einer Bearbeitung des Brahms-Liedes "Wie Melodien zieht es mir". Darauf folgte direkt die A-Dur-Violinsonate op. 100. Johannes Brahms hatte die Sonate 1886 in idyllischer Umgebung am Thuner See komponiert, wo er gern Urlaub machte.
Talentierter Nachwuchs aus Streicher-Schmiede in Kronberg
In der zweiten Konzerthälfte lud Seiji Okamoto weitere Musikerfreunde auf die Bühne, die Bratschistin Karolina Errera und den Cellisten Friedrich Thiele, die er wie die Pianistin Julia Hamos in der Kronberg Academy kennengelernt hat, einem der bedeutendsten Ausbildungsinstitute für Streichernachwuchs weltweit.
"Wir sind kein festes Ensemble, zum ersten Mal haben wir uns in Kronberg getroffen. Drei von uns leben in Berlin. Deshalb sind wir auch gute Freunde. (...) Ich würde sagen, wir sind eine gute Gruppe, wir teilen unsere Gefühle sehr unmittelbar und fühlen, was der oder die andere fühlt."
So auch im A-Dur-Klavierquartett von Johannes Brahms. In diesem Werk hört man in jedem Takt, welch ein hervorragender Pianist Johannes Brahms gewesen sein muss. Julia Hamos hat größten Respekt vor dem Klavierpart.
"Berüchtigte Folge von Oktaven"
Vor allem eine Stelle sei eine große Herausforderung: "Im dritten Satz gibt es eine berühmte, ich würde sagen geradezu berüchtigte Folge von Oktaven, die ich viele Stunden geübt habe. Und ich glaube, viele andere Pianisten auch. Sie sind im Staccato zu spielen und laut, aber sie sollten einen Swing haben. Und das ist sehr schwierig auf dem Klavier."
Die mit fast 50 Minuten Spieldauer ungewöhnlich lange Komposition vollendete Brahms 1861. Wie auch seine beiden anderen Klavierquartette ist das Werk untrennbar mit seinen Gefühlen für Clara Schumann verbunden. In A-Dur zeige sich der Komponist in schwärmerischer Verfassung, sagt der Geiger Seiji Okamoto.
"Der erste Satz ist sehr ruhig, viel Liebe schwingt darin. Wie von einem jungen Mann, der sich verliebt. Der zweite Satz ist sehr leise, er besitzt eine unvergängliche Schönheit. Eine Schönheit mit sehr gefühlvollen Momenten. Der dritte Satz hat etwas Volkstümliches, sehr rein, irgendwie auch ganz einfach. Das Trio hat einen etwas strengeren Charakter. Und der vierte Satz ist offensichtlich ein Tanz, den wir einfach genießen können."
1. Raderbergkonzert 2022/23
A-Dur - eine typische Brahms-Tonart?
Johannes Brahms
"Wie Melodien zieht es mir". Lied, op. 105 Nr. 1. Bearbeitet für Violine und Klavier
Sonate für Violine und Klavier Nr. 2 A-Dur, op. 100
Quartett für Klavier, Violine, Viola und Violoncello Nr. 2 A-Dur, op. 26
Seiji Okamoto, Violine
Karolina Errera, Viola
Friedrich Thiele, Violoncello
Julia Hamos, Klavier
Aufnahme vom 18.10.2022 aus dem Deutschlandfunk Kammermusiksaal, Köln
A-Dur - eine typische Brahms-Tonart?
Johannes Brahms
"Wie Melodien zieht es mir". Lied, op. 105 Nr. 1. Bearbeitet für Violine und Klavier
Sonate für Violine und Klavier Nr. 2 A-Dur, op. 100
Quartett für Klavier, Violine, Viola und Violoncello Nr. 2 A-Dur, op. 26
Seiji Okamoto, Violine
Karolina Errera, Viola
Friedrich Thiele, Violoncello
Julia Hamos, Klavier
Aufnahme vom 18.10.2022 aus dem Deutschlandfunk Kammermusiksaal, Köln