Hören Sie hier die "Sinfonia avanti la Serenata 'Clori, Dorino e Amore'" von Alessandro Scarlatti. Alessandro Scarlatti, der wie nur wenige andere Komponisten auch die nachfolgenden Generationen prägte, hat ein riesiges Kantatenwerk von ungefähr 600 Stück hinterlassen, die zumeist für Solo-Stimme und Generalbass konzipiert waren. Die Werke, die für einen festlicheren Rahmen bestimmt waren, wurden größer besetzt und "Serenaden" genannt. Die folgende "Sinfonia" fungierte als Ouvertüre zu der "Serenade für zwei Soprane und eine Altstimme in Neapel vor Philipp V., König von Spanien gesungen". In diesem kurzen Stück sind bereits alle Merkmale enthalten, die den Stil Alessandros ausmachten: Der erhabene und doch melancholische Ton, eine reiche Harmonik und oft abrupt wechselnde Rhythmen. * Musikbeispiel: 'Clori, Dorino e Amore' aus: Sinfonia avanti la Serenata Obwohl die Concerti grossi von Alessandro Scarlatti nicht wie diese "Sinfonia avanti la Serenata 'Clori, Dorino e Amore'" dazu gedacht waren, ein szenisches Werk einzuleiten, finden sich darin doch alle Stilelemente des Musiktheaters, wie sie für den Komponisten charakteristisch sind. Diese "sechs Konzerte zu sieben Stimmen, für zwei obligate Violinen und ein Violoncello, eine Viola tenore und Basso continuo", so die Übersetzung des Titels, sind zwar sehr leichte, aber dennoch ernste Werke. Der vielzitierte reisende Musikschriftsteller Charles Burney fand die Konzerte sogar "vielleicht zu ernst, so dass man sie nur in einer Kirche spielen kann, aber die Fugen, die Harmonien und die Modulationen" seien sehr schön.
Für "Concerti grossi" bieten sie, im Vergleich zum Beispiel zu denen, die unter op. 6 von Georg Friedrich Händel fast zeitgleich veröffentlicht wurden, wenig wirklich "Konzertantes". Nur die beiden Konzerte in den Dur-Tonarten Nr. 3 und Nr. 6 geben den Solisten, die hier geschmackvoll verzieren, die Gelegenheit, sich virtuos zu präsentieren.
Hören Sie Europa Galante mit dem "Affettuoso", dem letzten Satz aus dem 6. Konzert. * Musikbeispiel: A. Scarlatti - aus: Concerto grosso Nr. 6 E-dur Neben den sechs Concerti grossi von Alessandro Scarlatti finden sich in dieser Neueinspielung mit Fabio Biondi und "Europa Galante" von ihm noch eine "Sonata nona per flauto dolce" in a-moll, die zu den zwölf, 1725 in Neapel veröffentlichten, "Sinfonie di concerto grosso" gehört.
Der Terminus "Sinfonia" mag im Gegensatz zu dem kammermusikalischen Charakter der "concerti" vielleicht auf eine Orchesterbesetzung hinweisen, Biondi belässt es hier jedoch bei der einfachen Besetzung mit Flöte, 2 Solo-Violinen und Continuo. Petr Zeijfart, Fabio Biondi und Lorenzo Colitto sowie Maurizio Naddeo spielen die "Fuga" aus dieser a-moll Sonata. * Musikbeispiel: A. Scarlatti - 3. Satz (Fuga) aus: Sonata (Concerto IX) in a-moll Fabio Biondi und Europa Galante haben auf ihrer neuen CD neben den sechs Concerti grossi und der a-moll Sonata von Alessandro Scarlatti, aus der Sie zuvor die Fuga hörten, auch noch drei kurze Sinfonien von Domenico Scarlatti eingespielt. Domenico, 1685 , im gleichen Jahr wie Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel geboren, war nur einer von mehreren Söhnen Alessandros . Er wirkte lange Jahre in Portugal und Spanien und wurde vor allem für seine Komposition von Cembalo-Werken berühmt, - er schrieb gut 500 Sonaten für Tasteninstrumente.
Alessandro hatte Domenico umfassend ausbilden lassen, doch der Sohn konnte sich künstlerisch erst nach dem Tod des Vaters entfalten, war aber wie er unabhängig von der herrschenden Mode und hatte eine Vorliebe für den "stile osservato". Die hier vorgestellten, abwechselungsreichen Sinfonien in D- und G-Dur sowie in a-moll fungierten als Vorspiele zu Vokalwerken, was vielleicht auch ihre Länge von noch nicht einmal fünf Minuten erklären mag.
Fabio Biondi und sein Ensemble Europa Galante haben bei dieser Einspielung, im Gegensatz zu Concerto Köln, das diese kleinen Werke schon vor neun Jahren einspielte, nicht ganz auf Extravaganzen bezüglich der Auslegung des Notentextes verzichtet. Doch der allgemeine Eindruck dieser Einspielung wird dadurch kaum geschmälert. Und wie lebendig, frisch, klangschön und stilsicher die Werke der beiden Scarlattis hier von dem gebürtigen Sizilianer und seinem seit 1989 bestehenden, vielfach ausgezeichneten Ensemble präsentiert werden, wird noch einmal mehr bewusst, wenn man sie mit der im vorigen Jahr erschienenen, recht braven Aufnahme der Concerto Grossi mit der Accademia Bizantina unter der Leitung von Ottavio Dantone vergleicht.
Hören Sie zum Abschluss Fabio Biondi und Europa Galante mit der rasanten Sinfonia a 3 in G-dur von Domenico Scarlatti. Die Solo-Partien werden gespielt von Fabio Biondi, Raffaello Negri und Lorenzo Colitto, das Cello-Continuo von Maurizio Naddeo. * Musikbeispiel: D. Scarlatti - Sinfonia a 3 in G-dur In unserer heutigen Sendung Die Neue Platte stellten wir Ihnen "Concerti e Sinfonie" von Alessandro und Domenico Scarlatti vor, eine bei Virgin Veritas im Vertrieb der EMI erschienene CD mit dem Ensemble "Europa Galante" unter der Leitung des Geigers Fabio Biondi. Zuletzt erklang die G-dur Sinfonia zu 3 Stimmen von Domenico Scarlatti .