Das spanische Kabinett kommt heute zu einer Sondersitzung zusammen. Die Regierung soll einen Gesetzentwurf zur Regelung des Thronwechsels erarbeiten. Abgeordnetenhaus und Senat müssen diesen anschließend verabschieden. Die Abdankung des 76-jährigen Monarchen tritt am Tag der Veröffentlichung des Gesetzes im Amtsblatt in Kraft. Danach kann der Kronprinz zum König und Staatsoberhaupt proklamiert und vor dem Parlament vereidigt werden.
König Juan Carlos hatte gestern erklärt, er wolle einer jüngeren Generation den Weg freimachen. Wann der 46 Jahre alte Felipe, der jüngste Sohn von Juan Carlos und Ehefrau Sofía, den Thron besteigen wird, ist noch unklar. Wie aus dem Königshaus verlautete, wurde erwartet, dass die Verabschiedung der gesetzlichen Regelung etwa drei bis sechs Wochen dauern würde. "Ich hoffe, dass das Parlament in kurzer Frist den Kronprinzen zum neuen König ernennen kann", sagte Ministerpräsident Mariano Rajoy.
Felipe auf Nachfolge vorbereitet
Juan Carlos ist seit 1975 Staatsoberhaupt und leitete nach der Franco-Diktatur den Übergang zur Demokratie ein. Er hat seit langem gesundheitliche Probleme und musste mehrere Hüftoperationen über sich ergehen lassen. Außerdem hatte zuletzt eine Korruptionsaffäre dem Ruf des Palastes zugesetzt. Sein Sohn, der mit Prinzessin Letizia (41) zwei Töchter hat, wird nun König Felipe VI. Felipe hat in Madrid Jura studiert und in den USA einen Master in Internationalen Beziehungen gemacht. Er ist auch Offizier des Heeres, der Luftwaffe und der Marine.
Die großen Parteien der Konservativen und der Sozialisten würdigten die Verdienste des Monarchen. "Er ist das beste Symbol unseres Zusammenlebens in Frieden und Freiheit", sagte Rajoy. Der König sei nach dem Ende der Franco-Diktatur (1939-1975) der wichtigste demokratische Antreiber gewesen.
Proteste gegen Monarchie
Die Vereinte Linke sowie mehrere Parteien in Katalonien und im Baskenland verlangten dagegen ein Referendum über die Monarchie. In Madrid trafen sich etwa 20.000 Menschen zu einer antimonarchistischen Kundgebung. Sie forderten eine Volksabstimmung über den Fortbestand des Königshauses. "Morgen wird Spanien eine Republik!", rief die Menge, die an der Puerta del Sol zusammenkam. "Keine Könige mehr, ein Referendum!", stand auf zahlreichen Plakaten. Aus Sorge vor Ausschreitungen riegelte die Polizei am späten Abend den Zugang zum Königspalast ab. In Barcelona und anderen Städten des Landes gab es ähnliche Demonstrationen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hob hervor, der König habe eine sehr wichtige Rolle für den Übergang Spaniens in eine Demokratie gespielt. Ähnlich äußerten sich der französische Präsident François Hollande und der britische Premierminister David Cameron.