Im Büro des Ecodesign Fab Lab überwacht Guillaume Fabre den 3-D-Drucker. Der steht in einer Ecke des verwinkelten Raums, in dem eine feine Schicht Staubmehl aus der angrenzenden Holzwerkstatt alles überzieht. Fabre will Drohnen anfertigen, mit einem Rumpf aus Abfall-Holz, einer Bio-Plastik-Karosserie aus dem 3-D-Drucker.
"Ich habe noch einiges an Bastelarbeit vor mir. Dabei bin ich handwerklich eigentlich gar nicht so begabt. Nun, 3-D-Drucker stehen mittlerweile auch andernorts. Hier aber wird mein gesamtes Projekt kompetent unterstützt, jeder verrät dem Anderen Tipps und Tricks, der Austausch ist sehr befruchtend."
In einem schmalen Abstellraum nebenan inspiziert Mayliss Perron den Lagerbestand. Säuberlich nach Größe sortiert stehen hier Platten aus Massiv- oder Spannholz neben Dachlatten. Dahinter lagern lange Pappkarton-Rollen, Plexiglasscheiben. All das sind Abfälle von Unternehmen in nächster Nachbarschaft. Denn auf den vier Etagen unter dem Ecodesign Fab Lab, im 'Mozinor' getauften sogenannten vertikalen Gewerbegebiet, residieren 50 kleine Industriebetriebe. Dort geht die Öko-Designerin Mayliss Perron regelmäßig auf Beutejagd.
"Die Unternehmen im hiesigen Gewerbegebiet Mozinor produzieren jährlich 3.000 Tonnen Abfall. Das ist schon ziemlich viel. Wir können manchem davon neuen Wert geben. Und was unser Projekt für die Unternehmen interessant macht: Sie zahlen weniger Müllsteuer."
Mayliss Perron weist auf eine schmale Kiste mit Holzresten. Im Abfalleimer des Ecodesign Fab Labs landen gerade mal zehn Prozent des eingegangenen Materials.
Jean-Baptiste Soubiase stellt die moderne Tisch-Kreissäge ein. Der Fab-Lab-Manager weist Neulinge in die Handhabung der Maschinen in der Holzwerkstatt ein.
Der Renner sind Regal-Systeme mit intelligenter Stau-Fläche, in Paris sind die Wohnungen ziemlich klein. Auch Lampen sind sehr beliebt.
Alle Objekte aus dem Fab Lab sind zugeschnitten auf den jeweiligen Gebrauch und Geschmack. Das persönliche Design steht im Vordergrund - dafür sorgen Mayliss Perron und die anderen Öko-Designer in der Werkstatt. Für 150 Euro Jahresbeitrag kann jeder einsteigen in die Kreislaufwirtschaft, die hier konsequent betrieben wird, sagt Vereinspräsident Philippe Schiesser:
"Wir haben kürzlich einen Wettbewerb für Nachwuchsdesigner veranstaltet. Innerhalb von acht Stunden haben sie bei uns ein Objekt ihrer Wahl angefertigt. Das ist also möglich. Ich appelliere somit an alle Verbraucher: Statt am Sonntag acht Stunden in einem Möbelhaus Massenware nachzujagen, könnten sie doch auch in derselben Zeit bei uns selbsterdachtes Mobiliar aus Abfallmaterial anfertigen."
Bei den Verantwortlichen des Ecodesign Fab Labs gehen Bitten aus ganz Frankreich ein, beim Aufbau ähnlicher Projekte zur Abfallverminderung zu helfen, ein Netzwerk aufzubauen. In Montreuil selbst wird der Verein auf Wunsch des Rathauses demnächst Stadtviertel-Zweigstellen eröffnen. Geplant ist ebenso, weitere Bereiche bei der Abfallverwertung zu erschließen: in Kürze rüstet das Fab Lab auf mit einer Schneider-Werkstatt. Doch Philippe Schiesser verfolgt noch kühnere Träume:
"Wenn bei uns ein Designer ein interessantes Objekt entwickelt, könnte er ja die Serienproduktion vielleicht einem der Betriebe, die uns Abfall liefern, überlassen."