Archiv

Abgang von Daimlerchef Zetsche
"Mehrheitlich alles richtig gemacht"

Daimlerboss Dieter Zetsche tauscht den Chefsessel gegen den Aufsichtsratsposten: Im Mai 2019 hört er auf, um 2021 als Kontrolleur zurückzukehren. Von einem natürlichen Vorgang spricht der Commerzbank-Analyst Uwe Treckmann im Dlf. Trotz insgesamt positiver Bilanz hafte an Zetsches Amtszeit ein Makel.

Uwe Treckmann im Gespräch mit Franka Welz |
    Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG, spricht bei der Hauptversammlung des Unternehmens.
    Dieter Zetsche steht seit 2006 an der Daimlerspitze und soll nun im Mai 2019 gehen (dpa/picture alliance/ Britta Pedersen)
    Der Abgang komme nicht völlig überraschend, sagt Uwe Treckmann. Zetsche habe seinen Nachfolger Ola Källenius lange genug aufgebaut. "Man wusste auch, dass Zetsche nicht amtsmüde, aber doch lange genug dran war, um zu sagen, ich mache jetzt meinem Nachfolger Platz." Zetsche feierte im Mai seinen 65. Geburtstag. Sein Rückzug sei auch deswegen ein natürlicher Vorgang.
    Allerdings sprach Treckmann von einem etwas unglücklichen Zeitpunkt. Daimler hatte erst vor wenigen Wochen eine Gewinnwarnung ausgegeben – das dritte Quartal sei für Daimler "sehr sehr hart." Aber ein optimales Timing gebe es nicht immer. Für die Aktionäre komme es nicht überraschend. Deswegen gehe der Rückzug auch aus Sicht der Börse "völlig in Ordnung."
    Zetsche habe gnadenlos aufgeräumt
    Dieter Zetsche kam 2006 auf den Chefsessel bei Daimler – und folgte auf Jürgen Schremp. Zetsche sei in einem Desaster gestartet, sagte Treckmann. Bis dahin habe Daimler beispielsweise China als Automarkt völlig vernachlässigt. Zetsche hatte zudem die Reißleine bei der angedachten Fusion mit Chrysler gezogen. Insofern habe Zetsche aus Sicht von Analyst Treckmann den Konzern in einer brenzligen Lage übernommen und "mehrheitlich alles richtig gemacht." Er habe "gnadenlos aufgeräumt. Aber mit einer jovialen Art. Er hat Mitarbeiter ins Boot geholt, ist mit ihnen essen gegangen".
    Zetsche sei für die Mitarbeiter nicht weit weggewesen und nicht ins sogenannte "Bullshit-Castle" in Stuttgart-Möhringen eingezogen. Die frühere Daimlerzentrale war 2006 verkauft worden, Zetsche hatte den Umzug des Vorstands nach Untertürkheim angeordnet.
    Makel "Dieselaffäre" klebt auch an Zetsche
    Einen Makel aber sieht der Autoanalyst. Zetsche hatte immer wieder gesagt – Daimler habe beim Diesel nicht manipuliert. Dann poppte doch etwas hoch. Treckmann sieht das aber entspannt: Seines Erachtens habe sich Daimler aus heutiger Sicht an die gesetzlichen Vorgaben gehalten. "Ich denke schon, dass er nach bestem Wissen und Gewissen seinen Ingenieuren gefolgt ist, die ihm versichert haben, wir haben nicht außerhalb der gesetzlichen Rahmenbedingungen manipuliert." Insofern sei es richtig gewesen, sich hinzustellen und zu sagen, "wir waren ehrlich." Es sei nicht so ein Skandal wie bei VW.
    Dass Zetsche nach einer üblichen Abkühlungsphase von zwei Jahren 2021 an die Spitze des Daimler-Aufsichtsrats zurückkehren solle, begrüßte Treckmann. Zetsche habe eine "hohe Fachkompetenz. Er ist sehr gut vernetzt, warum sollte der Konzern auf so viel Know-how verzichten?"