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Abgas-Skandal bei VW
Amerika-Chef bittet vor US-Kongress um Entschuldigung

In der Abgas-Affäre bei VW musste dessen Amerika-Chef Michael Horn vor dem US-Parlament Rede und Antwort stehen. Er nutzte die Gelegenheit, um wegen der Manipulationen noch einmal um Entschuldigung zu bitten. Die Abgeordneten im Unterausschuss für Verbraucherfragen gingen hart mit Volkswagen ins Gericht.

von Marcus Pindur |
    Michael Horn, Amerika-Chef bei Volkswagen, bei einer Anhörung im US-Kongress zur Manipulation von Abgaswerten
    Der Amerika-Chef bei Volkswagen Horn sagt im US-Repräsentantenhaus zur Abgas-Affäre aus (dpa / picture alliance / Jim Lo Scalzo)
    Michael Horn wusste, dass er kleine Brötchen backen sollte. Viel Demut, viel Bescheidenheit und das Versprechen, Volkswagen werde die amerikanischen Verbraucher und Behörden nie wieder in dieser Art betrügen. Der Auftritt des US-Chefs von Volkswagen vor dem Unterausschuss des Repräsentantenhauses für Verbraucherfragen setzte den einzigen Ton, in dem VW noch mit der amerikanischen Öffentlichkeit kommunizieren kann. Er wolle sich ehrlich entschuldigen, so Michael Horn.
    "Wir haben das Vertrauen unserer Kunden, unserer Händler, Angestellten, der Öffentlichkeit und der Behörden missbraucht. Wir übernehmen die volle Verantwortung für unsere Handlungen und wollen mit den zuständigen Behörden eng zusammenarbeiten bei der Aufklärung. Dieser Ausschuss und die Umweltbehörde ermitteln, und wir sind fest entschlossen, dabei zu kooperieren und die Dinge klarzustellen."
    Horn kündigte einen Fünf-Punkte-Plan an. Der Sachverhalt werde weltweit überprüft, ein Team von Technikern arbeite bereits an Lösungen, die Prozesse im Konzern würden überprüft, und die Kommunikation mit Öffentlichkeit und Behörden verbessert.
    Die Abgeordneten sparten nicht mit Kritik. Der Republikanische Abgeordnete Fred Upton hat ein VW-Zulieferwerk in seinem Wahlkreis. Wenn VW bei den Abgaswerten betrüge, stelle sich ihm die Frage, wo Volkswagen noch betrüge? "Clean up, or get off the road", forderte er - also: Klären sie das auf, oder verschwinden sie von der Straße.
    Der Glaubwürdigkeitsverlust in den USA ist enorm. 500.000 Fahrzeuge sind allein in den Vereinigten Staaten betroffen. VW hatte jahrelang in einer großen Kampagne seine sogenannten "Clean Diesel"-Modelle angeboten. Sie sollten dem Verbraucher gleichzeitig niedrige Verbrauchswerte, schnellen Antritt und ein gutes Umweltgewissen bescheren. Und dies übrigens zu einem um ein Viertel geringeren Preis als in Deutschland. VW war mit dieser Strategie zum größten Verkäufer von Dieselfahrzeugen in den USA aufgestiegen.
    Wie sich der Skandal auf den Gesamtabsatz von Volkswagen in den Vereinigten Staaten auswirkt, ist noch unklar. Die Besitzer von VW-Dieselmodellen sind verunsichert. VW hat zwar versprochen, die manipulierte Software auszutauschen, aber niemand weiß, welche Auswirkungen dies auf Fahrverhalten und Wiederverkauswert haben wird.