Die Politik fordert nun rasche Aufklärung in dem Skandal. Bundesumweltministerin Hendricks sagte, es sei ungeheuerlich, dass eine ganze Branche anscheinend versucht habe, sich wissenschaftlicher Fakten zu entledigen. Die dabei verwendeten Methoden nannte sie dreist und unseriös. Es sei zugleich erschütternd, dass sich Wissenschaftler für die Begleitung solcher Experimente zur Verfügung gestellt hätten.
Tests an Affen oder sogar Menschen seien ethisch in keiner Weise zu rechtfertigen, erklärte Regierungssprecher Seibert. Der niedersächsische Ministerpräsident Weil forderte eine umfassende Aufklärung. Auch von VW-Seite gab es Stellungnahmen: Aufsichtsratschef Pötsch distanzierte sich "von derlei Praktiken", während Betriebsratschef Osterloh personelle Konsequenzen ankündigte.
Der Auto-Experte und ehemalige BMW-Chefvolkswirt Becker schätzte im Gespräch mit dem Deutschlandfunk den Schaden für die deutsche Automobilindustrie größer ein als durch den vorangegangenen Diesel-Abgasskandal. Zugleich zeigte er Verständnis für das Vorgehen der Branche. In der Debatte über die Gesundheitsgefährdung durch Diesel-Abgase seien so abenteuerliche Zahlen genannt worden, dass der Versuch legitim gewesen sei, diese zu widerlegen.
Die Nichtregierungsorganisation Lobbycontrol weist im Deutschlandfunk darauf hin, dass der ehemalige Vorsitzende des Autolobbyvereins EUGT, Greim, zugleich Sachverständiger im Diesel-Untersuchungsausschuss des Bundestags war.
Lobbycontrol forderte zugleich mehr Distanz zwischen Politik und Autoindustrie. Expertin Deckwirth sagte, sie halte in dem Zusammenhang etwa ein Lobbyregister für sinnvoll.
Die Uniklinik Aachen betonte indes in einer Stellungnahme, dass ihre Untersuchung mit menschlichen Probanden nicht mit dem Dieselskandal in Verbindung stehe. Die Tests seien bereits vor Bekanntwerden des Skandals durchgeführt worden und von der Ethikkommission der Uniklinik genehmigt worden. Zudem seien die Probanden nur geringen Konzentrationen von Stickstoffdioxid ausgesetzt worden, die noch unterhalb der Belastung an vielen Arbeitsplätzen läge. Es gibt dazu auch eine Video-Stellungnahme des Studienleiters.
Die EUGT spricht in ihrem Abgas-Bericht im Zusammenhang mit dem Aachener Versuch allerdings vom dreifachen Arbeitsplatz-Grenzwert, wie im ARD-Faktenfinder zu dem Thema zu lesen ist. Der Lobbyverein wurde im Jahr 2017 aufgelöst.