Keine zwei Wochen hat Volkswagen Zeit, um seiner Informationspflicht gegenüber dem Ausschuss für Energie und Handel nachzukommen. Die führenden Ausschussmitglieder beider Parteien schrieben in einem Brief an den Chef von Volkswagen USA, VW solle bis zum 16. November genau beschrieben, welche Manipulationen vorgenommen worden seien und welche Modelle betroffen seien. Dabei soll VW auch Auskunft darüber geben, wo weitere illegale Eingriffe in die Motorentechnik vermutet würden. Außerdem forderten die Abgeordneten eine genaue Beschreibung der Funktionsweise der Schummel-Software und anderer abgasrelevanter Techniken – und zwar für alle Diesel-Modelle der letzten Jahre.
Weißes Haus zurückhaltend, aber bestimmt
Auch das Weiße Haus meldete sich zu Wort, wenn auch zurückhaltender. Es habe keinerlei Gespräche zwischen Bundeskanzlerin Merkel und Präsident Obama über den Volkswagen-Skandal gegeben, so Obamas Sprecher Josh Earnest. Gleichzeitig stellte er sich hinter die Ermittlungen der amerikanischen Umweltschutzbehörde EPA.
"Es ist offensichtlich, dass die verantwortlichen Manager von Volkswagen Schwierigkeiten haben, die Probleme in den Griff zu bekommen. Und die EPA hat die klare Verantwortung, dafür zu sorgen, dass Autohersteller die Umweltstandards einhalten, die einen fairen Wettbewerb und die Gesundheit der Amerikaner sicherstellen."
Der Verdacht, dass VW weitere Manipulationen von in den USA verkauften Fahrzeugen verschwiegen haben soll, steht unterdessen im Raum. VW hat laut Benachrichtigung der EPA die Möglichkeit, sich zu dem Vorgang zu äußern. Aus der Konzernzentrale in Wolfsburg war der Vorwurf bestritten worden, auch die 3-Liter-V6-Diesel-Motoren seien manipuliert worden. Porsche hat dennoch bereits angekündigt, keine Modelle mit dem 3-Liter-Diesel mehr in den USA zu verkaufen.
Welche Konsequenzen dies für VW in den USA haben wird, ist noch nicht absehbar. Auch die Umweltbehörde EPA steht unter Druck, denn sie hatte von den Abgasmanipulationen erst über ein universitäres Forschungslabor erfahren. Das Bußgeld gegen VW könnte mehrere Milliarden Dollar betragen.
Viele Verbraucherklagen schon anhängig
Viele amerikanische VW-Kunden sind massiv verärgert. Sarah Sheehey fährt einen Jetta Diesel, Baujahr 2012. Bislang war sie hochzufrieden, denn sie wollte sowohl einen antrittsstarken als auch umweltfreundlichen Pkw.
"Ich habe auch Hybridwagen wie den Prius getestet, aber sie haben nicht so viel Kraft. Der Volkswagen Diesel ist einfach antrittsstärker. Ich dachte also, ich hätte zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen."
Das stellte sich als ein Irrtum heraus. Sarah Sheehey will jetzt, dass Volkswagen ihr die mehreren tausend Dollar erstattet, die ihr Diesel teurer als ein vergleichbarer Benziner war. In mehreren Bundesstaaten sind bereits Verbraucherklagen gegen VW anhängig.
Ein weiteres Problem kam gestern hinzu. VW kündigte eine groß angelegte Rückrufaktion in den USA an. 92.000 Fahrzeuge sollen in die Werkstätten, weil ein mechanischer Fehler den Bremskraftverstärker aushebeln könne, teilte der Konzern in Detroit mit.