"Ich bin bestürzt über das, was in den vergangenen Tagen geschehen ist. Vor allem bin ich fassungslos, dass Verfehlungen dieser Tragweite im Volkswagen Konzern möglich waren", heißt es in einer Erklärung Winterkorns.
Als Vorstandschef übernehme er die Verantwortung für die bekannt gewordenen Unregelmäßigkeiten bei Dieselmotoren. Er habe daher den Aufsichtsrat gebeten, eine Vereinbarung zur Beendigung seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des Volkswagen Konzerns zu treffen. "Ich tue dies im Interesse des Unternehmens, obwohl ich mir keines Fehlverhaltes bewusst bin", erklärte Winterkorn.
Entscheidung über Winterkorns Nachfolge am Freitag
In Wolfsburg hatte das Präsidium des VW-Aufsichtsrats seit heute früh über Konsequenzen beraten. Der Aufsichtsratsvorsitzende Berthold Huber sagte, man habe die Affäre um die Manipulationen bei den Abgaswerten mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen. VW werde sich für eine vollständige Aufklärung einsetzen. Die Entscheidung von Vorstandschef Winterkorn habe man mit Hochachtung zur Kenntnis genommen. Er habe von den Manipulationen nichts gewusst und sich um den Konzern verdient gemacht. Über seine Nachfolge werde bei der Aufsichtsratssitzung am Freitag entschieden.
In den USA drohen VW wegen des Diesel-Skandals Strafzahlungen von bis zu 18 Milliarden Dollar. Bei internen Untersuchungen war zudem herausgekommen, dass weltweit bis zu elf Millionen Diesel-Fahrzeuge von manipulierten Abgaswerten betroffen sein könnten. Allein für Rückrufe und weitere Schritte, um Vertrauen in die VW-Technik zurückzugewinnen, legt der Konzern rund 6,5 Milliarden Euro zur Seite und kappt seine Gewinnziele für 2015. Seit Bekanntwerden des Abgas-Skandals hatte VW zeitweise bis zu 30 Milliarden Euro seines Börsenwerts eingebüßt.
Respekt aus Politik für Rücktritt
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hat VW-Chef Winterkorn seinen Respekt für dessen Entscheidung zum Rücktritt ausgesprochen. Am Rande der Automobilmesse IAA sagte der Minister, die Leistung Winterkorns für das Unternehmen sei unbestritten. Gabriel zeigte sich zuversichtlich, dass die Affäre um gefälschte Abgasmessungen schnell aufgeklärt werde. Der Ruf der deutschen Vorzeigebranche stehe auf dem Spiel. Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sprach von einer großen Tragweite der Vorwürfe. Neben einem kaum zu beziffernden wirtschaftlichen Schaden habe die Affäre auch einen Vertrauensverlust bewirkt. Weil kündigte an, VW werde Strafanzeige gegen die Beteiligten erstatten.
Dobrindt: "Ich war nicht informiert"
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) wies Vorwürfe der Grünen zurück, wonach die Regierung mindestens seit Juli diesen Jahres über Abweichungen bei Abgastests und auch über Abschalteinrichtungen zur Kontrolle von Schadstoffausstößen informiert gewesen sei. Die Vorwürfe seien "falsch und unanständig", sagte Dobrindt dem Fernsehsender n-tv.
(ach/am)