Dresden
Abgesackter Teil der Carolabrücke soll abgerissen werden - Warnung vor Extremwetter und Elbe-Hochwasser

Nach dem Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden soll der beschädigte Teil komplett abgerissen werden. Allerdings könnte am Wochenende ein Hochwasser der Elbe zu einer zusätzlichen Gefahr für die Einsatzkräfte werden. Die Behörden in den Nachbarländern Tschechien und Polen warnen vor extremen Regenfällen und Überschwemmungen.

    Blick auf die Elbe in Dresden mit dem eingestürzte Brückenzug der Carolabrücke. Vorne sind am Elbstrand mehrere Menschen zu sehen.
    Der eingestürzte Brückenzug der Carolabrücke in Dresden. Am Wochenende droht zusätzlich ein Elbe-Hochwasser. (IMAGO / Arvid Müller)
    Ein Feuerwehrsprecher in Dresden sagte, im Moment liefen in Abstimmung mit Spezialisten, Technischem Hilfswerk und Bundeswehr vorbereitende Maßnahmen für einen kontrollierten Abriss des beschädigten Teils der Carolabrücke. Das gesamte Bauwerk aus DDR-Zeiten sei im Bestand gefährdet. Eine konkrete Einschätzung der Lage sei aktuell noch schwer. Klar sei aber: "Was jetzt durchgebogen ist, das ist nicht zu halten." Der Sprecher betonte, es sei noch unklar, welche Möglichkeiten es für den Abriss gebe. Auch werde noch geprüft, wie standsicher die noch stehenden Brückenbereiche seien.
    Erschwert werden die Arbeiten durch die aufziehenden Unwetter im östlichen Mitteleuropa. Es wird erwartet, dass die Elbe ab Sonntag Hochwasser führt. Dafür sei man sensibilisiert und darauf vorbereitet, meinte der Feuerwehrsprecher. Das sächsische Landesumweltamt erklärte, die weitere Entwicklung der Lage werde intensiv beobachtet.

    Tschechien warnt vor extremer Gefahr von Starkregen

    Der tschechische Wetterdienst CHMU warnt für die kommenden Tage vor einer extremen Gefahr von Starkregen, Hochwasser und Überschwemmungen. An zahlreichen Staudämmen im Land wurde bereits Wasser abgelassen, um Kapazitäten zu schaffen.
    Tschechien hat bereits angekündigt, den Durchfluss durch die Elbe nicht zu reduzieren. Der tschechische Landwirtschaftsminister Vyborny erklärte, er sei sicher, dass auch die sächsischen Kollegen verstünden, dass eine bereits eingestürzte Brücke keine Priorität haben könne vor dem Schutz des Eigentums und Lebens tschechischer und auch deutscher Bürger.

    Warnungen auch in Polen - in Sachsen wohl eher keine enormen Regenmengen

    Laut dem Landeshochwasserzentrum Sachsen sollen in Tschechien und Südpolen bis Montag 200 Liter Niederschlag pro Quadratmeter binnen 72 Stunden fallen. In den polnischen Woiwodschaften Niederschlesien, Schlesien und Oppeln gilt wegen des zu erwartenden Dauerregens die höchste Alarmstufe 3. Der Chef der Gebietsverwaltung Niederschlesien, Awizen, rief die Bürger auf, sich für den Notfall vorzubereiten. Die Menschen sollten ihre Handys aufladen und gegebenenfalls Transistorradios bereithalten, damit sie die Anweisungen der Behörden verfolgen könnten, empfahl er. Außerdem sei es ratsam, Lebensmittel- und Wasservorräte im Haus zu haben.
    Auch in Sachsen soll es von Freitag bis Montag Regen geben – in welchen Mengen ist allerdings bislang unklar. Die Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes für Dresden schwanken zwischen 20 und 70 Litern pro Quadratmeter. Es werde aber kein unwetterartiges Ereignis mit enormen Regenmengen in Sachsen erwartet, hieß es. 

    Kommunen fordern nach Einsturz mehr Geld für Sanierung der Verkehrsinfrastruktur

    Die Carolabrücke in Dresden war in der Nacht zu Mittwoch zum Teil eingestürzt. Ein etwa 100 Meter langes Stück, über das Straßenbahngleise sowie ein Fuß- und Radweg führten, sackte in die Elbe. Die Gründe sind noch unklar. Es handelte sich um den Teil der Betonbrücke aus DDR-Zeiten, der noch nicht saniert worden war.
    Der Deutsche Städte- und Gemeindebund forderte mehr Geld von Bund und Ländern zur Sanierung solcher Bauwerke. Notwendig sei eine Investitionsoffensive für die Infrastruktur, um den Verfall zu stoppen und den Sanierungsstau abzubauen, sagte Hauptgeschäftsführer Berghegger den Zeitungen der "Funke Mediengruppe". Einer Studie zufolge sei rund die Hälfte der etwa 60.000 Brücken in kommunaler Hand in keinem guten Zustand. Aus eigener Kraft könnten die Städte und Gemeinden die Lasten nicht tragen. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie forderte die Politik auf, der Sanierung der Verkehrsinfrastruktur wie Brücken oberste Priorität einzuräumen.

    Wissing weist Verantwortung zurück

    Bundesverkehrsminister Wissing wies in der Haushaltsdebatte im Bundestag darauf hin, dass im kommenden Jahr mehr als neun Milliarden Euro für Investitionen in Bundesfernstraßen und Brücken bereitstünden. Mit Blick auf den Einsturz der Carolabrücke erläuterte der FDP-Politiker, sie stehe in kommunaler Verantwortung und habe deswegen mit dem Bundeshaushalt nichts zu tun. Man sehe aber daran, wie gefährlich es sei, wenn in Infrastruktur nicht sorgfältig investiert werde.
    Diese Nachricht wurde am 12.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.