Am Anfang dieses Jubiläumsfestaktes im mondänen Bayerischen Hof von München steht ein Werk von Robert Schumann – Robert Schumann, der Komponist, einer der prominentesten Corpsstudenten des 19. Jahrhunderts, einer wie Kaiser Wilhelm II., Reichskanzler Otto von Bismarck. Auf diese großen Namen der Vergangenheit bezieht man sich gern bei Corpstreffen. Da wird von der Kaiserzeit gesprochen, vom alten Wilhelm, von 1786, als die ersten Studenten sich zwanglos in "Kränzchen" trafen, aus denen die Corpsverbindungen hervorgingen. Schon damals trugen die Studentenverbindung diese komisch wirkenden Mützen und Kappen wie am Wochenende in München. Einige schlicht in schwarz-weiß, andere bunt bestickt wie orientalische Kippas:
"Ja, die Mütze ist schon etwas, was nicht einfach ist."
Gibt der angereiste Unternehmer Thilo Lambracht zu, der einen "Stürmer" trägt, eine Mütze mit kleinem Teller auf der Stirn. Und der weiß, dass junge Studierende heute ein Problem damit haben:
"Ich trage sie lieber nur bei den internen Veranstaltungen, weil sie doch sehr viel Aufsehen erregt. Ich habe Verständnis dafür, wenn man sich an der Universität auf das Bandtragen beschränkt."
Auch ohne Mütze, nur mit Hemd und Couleurband an der Uni – da schrillen bei AStA-Vertretern bisher alle Alarmglocken. Sensibilisiert durch stramm rechte Burschenschaften. Doch von denen distanzieren sich die Corpsstudenten immer häufiger. Nur zehn Prozent aller Studentenverbindungen seien Burschenschaften, betont Alexander Hartung, Vorsitzender des Verbandes Alter Corpsstudenten. Nur leider prägten diese wenigen das Bild in der Öffentlichkeit, deshalb meide man bewusst den Kontakt, so der Unternehmer aus Lugano:
"Die Burschenschaften haben einen klar politischen Auftrag, alle anderen eigentlich nicht, mein eigener Verband hat überhaupt keinen politischen Auftrag. Wir sind absolut neutral, jeder hat seine eigene Meinung."
Über die diskutiert werden kann, nicht jedoch über Traditionen wie Kleiderordnung und Mensur, trotz aller Modernisierungsbestrebungen, erklärt Hartung.
Das sogenannte Couleurtragen, ob, ein, zwei oder drei gleichzeitig von verschiedenen Corps, sei kein Anachronismus, sondern heiße Farbe zu bekennen, Traditionen zu pflegen, auch im 21. Jahrhundert. Dazu gehöre eben auch die Mensur, das Säbelfechten:
"Das Zeitgemäße daran ist, dass man selbstverantwortlich ist und letztlich auch Verantwortung für eigenes Handeln übernimmt."
Darin unterschieden sich Corpsverbindungen von anderen Vereinen wie Segel- oder Tennisverein, betont Karl-Georg Heinrich, ein Schönheitschirurg aus Wien. Sein Lifting-Programm in Sachen Neuaufbruch studentischer Verbindungen an Hochschulen:
"Wir müssen Patenschaften für unsere Universitäten übernehmen, wir müssen dafür eintreten, dass unsere Universitäten autonom bleiben, wir müssen dafür eintreten, dass unsere aktiven Corps an den Universitäten auftreten dürfen. Und wir müssen unsere Ideale und Traditionen bei wem immer und wann immer kommunizieren, wo es nötig und wo es sinnvoll ist."
Mehr Medienarbeit, mehr Infoveranstaltungen, stärker an die Öffentlichkeit gehen wie die beliebten Fraternities an amerikanischen Universitäten – damit wollen die Corpsstudenten künftig raus aus den Verbindungshäusern und Nachwuchs finden. Eine eigens gegründete Corps-Akademie will mehr bieten, als der Bologna-Prozess den Unis erlaubt, so Corps-Chef Hartung:
"Ich denke, dass wir eine sehr große Zukunft haben, weil wir ein komplementäres Angebot zu dem sehr verschulten Bachelor-Studium bieten können. Das geht Richtung Studium Generale, fakultätsübergreifend, sei es innerhalb des Corps, sei es im Austausch mit anderen Corps. Wir haben jetzt gerade im letzten Jahr angefangen, die vor einiger Zeit gegründete Corps-Akademie wieder zu aktivieren und sie so aufzustellen, dass ein Student jeden Alters Weiterbildungsmöglichkeiten hat."
Die Universitäten scheinen sich auf die Corps besinnen zu wollen, in Heidelberg sprach der Rektor kürzlich auf einem Stiftungsfest der Corporationen, am Wochenende nahm sich Bayerns Wissenschaftsminister persönlich spät abends die Zeit für eine Rede auf dem feierlichen Festkommers der Alten Herren. Die Hochschulen brauchen Unterstützung, weiß der Minister, ob finanziell oder ideell, ob von Corps, Alumnis, Sororities oder Fraternities. Vorbild USA. Egal wie man sie heute nennt – von Netzwerken und Erfahrungen früherer Absolventen profitieren auch die Hochschulen. Wenn sie denn wollen.
"Ja, die Mütze ist schon etwas, was nicht einfach ist."
Gibt der angereiste Unternehmer Thilo Lambracht zu, der einen "Stürmer" trägt, eine Mütze mit kleinem Teller auf der Stirn. Und der weiß, dass junge Studierende heute ein Problem damit haben:
"Ich trage sie lieber nur bei den internen Veranstaltungen, weil sie doch sehr viel Aufsehen erregt. Ich habe Verständnis dafür, wenn man sich an der Universität auf das Bandtragen beschränkt."
Auch ohne Mütze, nur mit Hemd und Couleurband an der Uni – da schrillen bei AStA-Vertretern bisher alle Alarmglocken. Sensibilisiert durch stramm rechte Burschenschaften. Doch von denen distanzieren sich die Corpsstudenten immer häufiger. Nur zehn Prozent aller Studentenverbindungen seien Burschenschaften, betont Alexander Hartung, Vorsitzender des Verbandes Alter Corpsstudenten. Nur leider prägten diese wenigen das Bild in der Öffentlichkeit, deshalb meide man bewusst den Kontakt, so der Unternehmer aus Lugano:
"Die Burschenschaften haben einen klar politischen Auftrag, alle anderen eigentlich nicht, mein eigener Verband hat überhaupt keinen politischen Auftrag. Wir sind absolut neutral, jeder hat seine eigene Meinung."
Über die diskutiert werden kann, nicht jedoch über Traditionen wie Kleiderordnung und Mensur, trotz aller Modernisierungsbestrebungen, erklärt Hartung.
Das sogenannte Couleurtragen, ob, ein, zwei oder drei gleichzeitig von verschiedenen Corps, sei kein Anachronismus, sondern heiße Farbe zu bekennen, Traditionen zu pflegen, auch im 21. Jahrhundert. Dazu gehöre eben auch die Mensur, das Säbelfechten:
"Das Zeitgemäße daran ist, dass man selbstverantwortlich ist und letztlich auch Verantwortung für eigenes Handeln übernimmt."
Darin unterschieden sich Corpsverbindungen von anderen Vereinen wie Segel- oder Tennisverein, betont Karl-Georg Heinrich, ein Schönheitschirurg aus Wien. Sein Lifting-Programm in Sachen Neuaufbruch studentischer Verbindungen an Hochschulen:
"Wir müssen Patenschaften für unsere Universitäten übernehmen, wir müssen dafür eintreten, dass unsere Universitäten autonom bleiben, wir müssen dafür eintreten, dass unsere aktiven Corps an den Universitäten auftreten dürfen. Und wir müssen unsere Ideale und Traditionen bei wem immer und wann immer kommunizieren, wo es nötig und wo es sinnvoll ist."
Mehr Medienarbeit, mehr Infoveranstaltungen, stärker an die Öffentlichkeit gehen wie die beliebten Fraternities an amerikanischen Universitäten – damit wollen die Corpsstudenten künftig raus aus den Verbindungshäusern und Nachwuchs finden. Eine eigens gegründete Corps-Akademie will mehr bieten, als der Bologna-Prozess den Unis erlaubt, so Corps-Chef Hartung:
"Ich denke, dass wir eine sehr große Zukunft haben, weil wir ein komplementäres Angebot zu dem sehr verschulten Bachelor-Studium bieten können. Das geht Richtung Studium Generale, fakultätsübergreifend, sei es innerhalb des Corps, sei es im Austausch mit anderen Corps. Wir haben jetzt gerade im letzten Jahr angefangen, die vor einiger Zeit gegründete Corps-Akademie wieder zu aktivieren und sie so aufzustellen, dass ein Student jeden Alters Weiterbildungsmöglichkeiten hat."
Die Universitäten scheinen sich auf die Corps besinnen zu wollen, in Heidelberg sprach der Rektor kürzlich auf einem Stiftungsfest der Corporationen, am Wochenende nahm sich Bayerns Wissenschaftsminister persönlich spät abends die Zeit für eine Rede auf dem feierlichen Festkommers der Alten Herren. Die Hochschulen brauchen Unterstützung, weiß der Minister, ob finanziell oder ideell, ob von Corps, Alumnis, Sororities oder Fraternities. Vorbild USA. Egal wie man sie heute nennt – von Netzwerken und Erfahrungen früherer Absolventen profitieren auch die Hochschulen. Wenn sie denn wollen.