Moskau, 31. Juli 1991: Mit einer kurzen Ansprache leitet der sowjetische Präsident Michael Gorbatschow die Unterzeichnung eines der komplexesten internationalen Verträge ein, die je geschlossen wurden. Auf über 700 Seiten verpflichten sich die Kontrahenten des Kalten Kriegs zum ersten substanziellen Abbau strategischer Trägersysteme und der Zahl atomarer Gefechtsköpfe. Fast neun Jahre hatten Moskau und Washington über dieses Abkommen verhandelt. Am 29. Juni 1982 hatten die Gespräche dazu, die Strategic Arms Reduction Talks - kurz START genannt - in Genf begonnen. Den Anstoß hatte der damalige US-Präsident Ronald Reagan in einer Rede im Mai 1982 gegeben.
"Seit den ersten Tagen meiner Administration arbeiten wir an der Haltung hinsichtlich der entscheidenden Fragen über Verhandlungen mit der Sowjetunion über Rüstungskontrolle bei den strategischen Waffen. Wir haben für diese Verhandlungen eine solide Grundlage geschaffen. Wir konsultieren uns mit der Führung des Kongresses und mit unseren Verbündeten."
Reagans Initiative kam für viele überraschend. Hatte er doch vor seiner Wahl gesagt, dass er anders als sein Vorgänger Jimmy Carter nicht weiter mit Moskau verhandeln wolle. Stattdessen wollte er die USA aufrüsten und dann aus einer Position der Stärke wieder mit dem Kreml reden. Doch die Friedensbewegung in Europa und im eigenen Land ließen ihn umschwenken. Seine Rüstungsprojekte trieb Reagan dabei unbeirrt voran. Er forcierte sie gar noch, als er im März 1983 das Raketenabwehrprogramm SDI ankündigte. Wenig später wurden in Westeuropa die ersten Pershing-Raketen als Antwort auf sowjetische SS20 aufgestellt. Und als Reagan dann auch rhetorisch aufrüstete und die UdSSR als "Reich des Bösen" bezeichnete, zog sich Moskau Ende 1983 aus den Genfer START-Verhandlungen zurück.
"Sie hatten das Spielfeld verlassen, aber ich glaubte nicht, dass das Spiel vorüber war. […] Wir hatten einen langen Weg zurückgelegt seit den späten siebziger Jahren, als unser Land von Selbstzweifeln und Unsicherheit geplagt war und unsere militärische Stärke vernachlässigte. Amerika war geistig und militärisch wieder voll da, und ich nahm an, dass es bloß eine Frage der Zeit war, bis die Sowjets an den Verhandlungstisch zurückkehren würden","
schreibt Reagan in seinen Erinnerungen. Zunächst ging diese Rechnung allerdings nicht auf. Erst als im März 1985 Michael Gorbatschow die Macht in Kreml übernahm und mit Glasnost und Perestroika ein neues Denken in Moskau Einzug hielt, wurde auch in Genf wieder ernsthaft verhandelt. Noch im selben Jahr verständigten sich die beiden Präsidenten grundsätzlich auf eine Halbierung der strategischen Arsenale. Auf dem Gipfeltreffen ein Jahr später in Reykjavik wurden schon konkrete Zahlen und Details vereinbart. Doch Gorbatschow wollte die Abrüstungsvereinbarungen nur akzeptieren, wenn die USA auf ihr Weltraumprogramm verzichteten. Reagan blieb aber hart, und der Gipfel scheiterte.
""Den Verhandlungsteilnehmern beider Seiten wurde klar, dass hier zugleich eine politische und moralische Niederlage drohte. Doch alle Bemühungen, dies abzuwenden, blieben erfolglos, da Reagen sich stur an das SDI-Projekt klammerte","
notierte Michael Gorbatschow später über das Treffen. Reagan erklärte noch in der Nacht seinen Landsleuten.
""Mir ist klar, dass einige Amerikaner heute Nacht fragen werden, warum wir nicht auf die Forderung von Herrn Gorbatschow eingegangen sind und SDI für dieses Abkommen aufgeben. Die Antwort meine Freunde ist einfach: SDI ist Amerikas Sicherheitsgarantie, falls die Sowjets ihre feierlichen Versprechen nicht einhalten werden, wie sie es in der Vergangenheit viel zu oft getan haben."
Das Abwehrprogramm SDI wurde nie verwirklicht. Gorbatschow lenkte kurz nach dem Gipfel von Reykjavik ohne größere Konzessionen der USA ein. 1987 wurde der Vertrag über den Abbau der Mittelstreckenwaffen in Europa unterzeichnet. Zu einem Abkommen für den Abbau der strategischen Waffen, dem Kern der nuklearen Abschreckung, kam es aber eben erst nach dem Fall der Mauer und der Auflösung des Warschauer Pakts im Juli 1991. Sechs Monate nach Unterzeichnung des START-Vertrags in Moskau hörte dann die Sowjetunion auf zu existieren.
"Seit den ersten Tagen meiner Administration arbeiten wir an der Haltung hinsichtlich der entscheidenden Fragen über Verhandlungen mit der Sowjetunion über Rüstungskontrolle bei den strategischen Waffen. Wir haben für diese Verhandlungen eine solide Grundlage geschaffen. Wir konsultieren uns mit der Führung des Kongresses und mit unseren Verbündeten."
Reagans Initiative kam für viele überraschend. Hatte er doch vor seiner Wahl gesagt, dass er anders als sein Vorgänger Jimmy Carter nicht weiter mit Moskau verhandeln wolle. Stattdessen wollte er die USA aufrüsten und dann aus einer Position der Stärke wieder mit dem Kreml reden. Doch die Friedensbewegung in Europa und im eigenen Land ließen ihn umschwenken. Seine Rüstungsprojekte trieb Reagan dabei unbeirrt voran. Er forcierte sie gar noch, als er im März 1983 das Raketenabwehrprogramm SDI ankündigte. Wenig später wurden in Westeuropa die ersten Pershing-Raketen als Antwort auf sowjetische SS20 aufgestellt. Und als Reagan dann auch rhetorisch aufrüstete und die UdSSR als "Reich des Bösen" bezeichnete, zog sich Moskau Ende 1983 aus den Genfer START-Verhandlungen zurück.
"Sie hatten das Spielfeld verlassen, aber ich glaubte nicht, dass das Spiel vorüber war. […] Wir hatten einen langen Weg zurückgelegt seit den späten siebziger Jahren, als unser Land von Selbstzweifeln und Unsicherheit geplagt war und unsere militärische Stärke vernachlässigte. Amerika war geistig und militärisch wieder voll da, und ich nahm an, dass es bloß eine Frage der Zeit war, bis die Sowjets an den Verhandlungstisch zurückkehren würden","
schreibt Reagan in seinen Erinnerungen. Zunächst ging diese Rechnung allerdings nicht auf. Erst als im März 1985 Michael Gorbatschow die Macht in Kreml übernahm und mit Glasnost und Perestroika ein neues Denken in Moskau Einzug hielt, wurde auch in Genf wieder ernsthaft verhandelt. Noch im selben Jahr verständigten sich die beiden Präsidenten grundsätzlich auf eine Halbierung der strategischen Arsenale. Auf dem Gipfeltreffen ein Jahr später in Reykjavik wurden schon konkrete Zahlen und Details vereinbart. Doch Gorbatschow wollte die Abrüstungsvereinbarungen nur akzeptieren, wenn die USA auf ihr Weltraumprogramm verzichteten. Reagan blieb aber hart, und der Gipfel scheiterte.
""Den Verhandlungsteilnehmern beider Seiten wurde klar, dass hier zugleich eine politische und moralische Niederlage drohte. Doch alle Bemühungen, dies abzuwenden, blieben erfolglos, da Reagen sich stur an das SDI-Projekt klammerte","
notierte Michael Gorbatschow später über das Treffen. Reagan erklärte noch in der Nacht seinen Landsleuten.
""Mir ist klar, dass einige Amerikaner heute Nacht fragen werden, warum wir nicht auf die Forderung von Herrn Gorbatschow eingegangen sind und SDI für dieses Abkommen aufgeben. Die Antwort meine Freunde ist einfach: SDI ist Amerikas Sicherheitsgarantie, falls die Sowjets ihre feierlichen Versprechen nicht einhalten werden, wie sie es in der Vergangenheit viel zu oft getan haben."
Das Abwehrprogramm SDI wurde nie verwirklicht. Gorbatschow lenkte kurz nach dem Gipfel von Reykjavik ohne größere Konzessionen der USA ein. 1987 wurde der Vertrag über den Abbau der Mittelstreckenwaffen in Europa unterzeichnet. Zu einem Abkommen für den Abbau der strategischen Waffen, dem Kern der nuklearen Abschreckung, kam es aber eben erst nach dem Fall der Mauer und der Auflösung des Warschauer Pakts im Juli 1991. Sechs Monate nach Unterzeichnung des START-Vertrags in Moskau hörte dann die Sowjetunion auf zu existieren.