Prächtig war die Kulisse heute Vormittag am Prespa-See. Auf griechischer Seite warteten in weißen Zelten am Ufer der griechische Regierungschef Alexis Tsipras, sein Außenminister Kotzias und auch die EU-Außenbeauftragte Mogherini. Boote brachten den mazedonischen Ministerpräsidenten Zoran Zaev und seine kleine Delegation von der anderen Seeseite ans griechische Ufer. Beide Länder-Vertreter haben dann die Einigung unterschrieben. Sie legt auf gut 20 Seiten fest, wie der Weg zu neuen Beziehungen zwischen Griechenland und Mazedonien verlaufen soll.
Zeitalter der Kooperation
"Ich und meine Regierung übernehmen die historische und politische Verantwortung, weil ich glaube, dass Patriotismus das historische und kulturelle Erbe schützen kann. Griechenland wird so zu einer führenden Kraft der Zusammenarbeit und der gegenseitigen Entwicklung für den Balkan – und das an der Ostgrenze Europas", so Tsipras.
Tsipras spach von einem neuen Zeitalter der Kooperation, und wurde dabei vom mazedonischen Regierungschef Zoran Zaev unterstützt:
"Unsere beiden Staaten lassen die Vergangenheit zurück und schauen in die Zukunft. Wir beenden einen jahrelangen Streit, der eine Mauer errichtet hat. Und der gute Beziehungen beider Länder verhindert hat."
Beide Regierungschefs sehen in dem Abkommen ein Musterbeispiel dafür, wie langjährige Streitigkeiten zwischen Nachbarländern überwunden werden können.
Verzicht auf Gebietsansprüche
Aus dem Ländernamen Mazedonien soll möglichst noch in diesem Jahr der Name "Republik Nord-Mazedonien" werden. Dazu regelt das Abkommen zahlreiche Einzelfragen. Zum Beispiel werden Gebietsansprüche der künftigen Republik Nord-Mazedonien gegenüber der nördlichen griechischen Provinz Makedonien ausgeschlossen. Heftig fällt weiterhin die Reaktion der Gegner aus: Gestern Abend versuchten nationalkonservative Demonstranten das Parlamentsgebäude in Athen zu stürmen:
"Sie erkennen einen Staat an, der nicht existiert. Eine ethnische Zugehörigkeit, die es ebenso nicht gibt. Und auch noch eine Sprache, die nicht existiert. Das ist absolut unakzeptabel – wir dürfen das nicht erlauben", so ein Demonstrant.
Auch in der mazedonischen Bevölkerung ist das Abkommen umstritten. Während heute Mittag nach der feierlichen Unterzeichnung am griechischen Ufer des Presta-Sees die Delegationen mit Booten zum Mittagessen ans mazedonische Ufer fuhren, sammeln sich in Mazedonien Gegner des Abkommens zum Protest. Und auch in Griechenland wird weiter protestiert. Hier bestehen die Gegner des Namenskompromisses darauf, dass der Nachbarstaat im Norden weiter distanzierend "FYROM" genannt wird – "Frühere jugoslawische Republik Mazedonien".